Deutsche Minderheit

Das Krippen-Rad sorgte für große Augen

Das Krippen-Rad sorgte für große Augen

Das Krippen-Rad sorgte für große Augen

Apenrade/Aabenraa
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In vier Tagen erhielten die Besucher aus Deutschland einen Rundum-Einblick in die deutschen Institutionen und deren Arbeitsweisen in Nordschleswig. Foto: Privat

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Wie sieht der Alltag in einem deutschen Kindergarten in Nordschleswig aus? Vier Pädagogen aus Deutschland wollten das genauer wissen und haben sich im Zuge einer Erasmus-Kooperation in der Kommune Apenrade ein Bild gemacht. Vor allem ein dänisches Kulturgut weckte großes Interesse.

„Trotz der widrigen Umstände, die Corona mal wieder bereitet hat, waren das wirklich nette und interessante Tage“, erzählt Morlyn Frenzel Albert, Gesamtleiterin der Deutschen Kindergärten in Apenrade (DKA). Im Zuge einer Erasmus-Kooperation mit der berufsbildenden Schule in Göttingen waren Ende November vier Pädagoginnen und Pädagogen aus Deutschland zu Besuch, um die bestehenden Beziehungen auszuweiten, sich besser kennenzulernen und sich fachlich auszutauschen.

Die Zusammenarbeit über das Erasmus-Programm, durch das Auszubildende finanzielle Unterstützung für Weiterbildungen im Ausland erhalten, kam bereits 2019 ins Rollen. „Kinan Darwisch, der Leiter des Fachbereichs Sozialpädagogik, kennt die Minderheit aus seiner Zeit in Flensburg, als er dort gelebt und gearbeitet hat. Gemeinsam mit Geschäftsführer Stefan Sass vom Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig haben wir uns damals erstmals ausgetauscht“, so Morlyn Frenzel Albert.

Corona verzögert Planungen

Kurz vor dem ersten Corona-Lockdown waren einige Erasmus-Azubis dann das erste Mal in Nordschleswig. Jegliche weitere Vertiefung der Arbeit fiel dann allerdings der Pandemie zum Opfer, sodass es bis November dieses Jahres dauerte, bis man sich wieder treffen konnte.

„Ich fand es vor allem sehr beeindruckend, dass der Schulleiter Dr. Carsten Wehmeyer sich extra freigenommen, um an der Erasmus-Reise teilzunehmen“, sagt Frenzel Albert.

Der viertägige Besuch startete auf dem Knivsberg, wo Lasse Tästensen, Leiter der Bildungsstätte und Abteilungsleiter des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig, in einer Tour über den Berg über die Geschichte der deutschen Minderheit berichtete und auch die übergeordneten Strukturen des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), DJN, DSSV und vielem mehr skizzierte. „Alle Teilnehmer waren sehr beeindruckt von persönlichen Ausführungen, gepaart mit vielen Fakten, die in wenigen Stunden kompakt und interessant vermittelt wurden“, so die DKA-Leiterin.

Der Leiter persönlich führte die Gäste über den Knivsberg und gab historische Einblicke. Foto: Privat

Es folgten Besuche beim DSSV, wo Maike Minor, Pädagogisch-Administrative Konsulentin im Kindergartenbereich, die Arbeit des DSSV sowie die Zusammenarbeit mit dem BDN und generell in der Minderheit präsentierte, in den Kindergärten Rothenkrug/Rødekro, Loit Schauby/Løjt Skovby, Bülderup/Bylderup und Wilsbek/Vilsbæk, bei denen unter anderem Mehrsprachigkeit und die Zusammenarbeit mit dem Institut für Minderheitenpädagogik, die enge Zusammenarbeit zwischen Kindergarten, Schule und Hort sowie die Handhabung, wie Fachwissen von der Theorie durch die Arbeit mit Kindern und Mitarbeitern direkt in die Praxis verankert werden kann.

Für besonders großes Aufsehen sorgten die Krippen-Räder, die es den Kindergärten ermöglichen sechs Kinder gleichzeitig zu transportieren und so für nette Ausflüge sorgen. „Davon waren alle wirklich begeistert. In Dänemark sind diese Räder ja quasi Kulturgut und nichts Besonderes, aber in Deutschland kennt man sie gar nicht, da haben sie wirklich große Augen gemacht und wollten selbst gleich einmal eine Runde mit den Rädern drehen“, berichtet Morlyn Frenzel Albert.

Besonders angetan waren die vier Pädagogen von den Krippen-Rädern, mit denen bis zu sechs Kinder gleichzeitig transportiert werden können. Foto: Privat

Noch größer wurden die Augen anschließend, als den Gästen aus Deutschland erzählt wurde, dass es zudem ganz normal sei, dass die Kinder in den Krippen-Rädern ihren Mittagsschlaf unter freiem Himmel halten. „Das konnten sie kaum glauben“, so die DKA-Leiterin mit einem Grinsen.

Die nächsten Erasmus-Azubis aus den Bereichen Sozialpädagogik, Heilpädagogik bzw. Erzieher werden im Juni 2022 in Nordschleswig erwartet, wo sie jeweils in einer der zehn Abteilungen in Apenrade für fünf Wochen hineinschnuppern können. „Uns ist wichtig, dass es mindestens vier Wochen sind, damit man Kinder, Eltern und Einrichtung auch etwas kennenlernen kann. Kürzere Aufenthalte ergeben aus unserer Sicht nur wenig Sinn“, sagt Morlyn Frenzel Albert, die hofft, dass Corona den Planungen dann keinen Strich mehr durch die Rechnung macht.

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