Leitartikel

„Von Angesicht zu Angesicht“

Von Angesicht zu Angesicht

Von Angesicht zu Angesicht

Nordschleswig/Südschleswig
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Die Menschen im deutsch-dänischen Grenzland können sich wieder treffen. Das verpflichtet, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Es gibt sie immer noch, die digitalen Treffen über Zoom, Teams und andere Video-Dienste – und sie sind gekommen, um zu bleiben. Doch seit geraumer Zeit stehen wir uns in Dänemark vermehrt von Angesicht zu Angesicht gegenüber – und nun laufen auch wieder die grenzüberschreitenden Treffen an. Nicht virtuell, sondern „live“ sozusagen.

Donnerstag gibt es endlich wieder einen Regionaltag der Region Sønderjylland-Schleswig im Lyren in Pattburg, und am Sonnabend diskutieren Deutsche und Dänen auf dem Marktplatz in Tondern über die Situation der Minderheiten im Grenzland.

Genau das macht unser deutsch-dänisches Grenzland aus: dass sich Deutsche und Dänen nördlich und südlich der Grenze treffen, um unsere gemeinsame Zukunft noch bunter zu gestalten.

Referenten zum Thema Deutsch-Dänisch, Minderheiten oder Grenzland, wissen, wie es ist, in anderen Teilen Dänemarks oder Deutschlands über die Besonderheiten des deutsch-dänischen Grenzlandes zu berichten: Wir haben eine faszinierende, nicht immer leichte, gemeinsame Geschichte, wir gehen mit zwei Sprachen um und bewegen uns in zwei Kulturen – wenn nicht sogar in dreien oder mehr, weil das deutsch-dänische Grenzland auch eine eigene Kultur entwickelt hat.

Lystrup und Lüdenscheid haben eben nicht dasselbe zu bieten wie Lüdersholm (Lydersholm) und Lürschau (Lyrskov) in der deutsch-dänischen Grenzregion. Das wissen wir hier zu schätzen und erzählen es auch gerne anderen, die es wissen wollen – aber trotzdem nicht immer verstehen, wie die Uhren im Grenzland ticken.

Manchmal verstehen wir es ja auch selbst nicht oder können es nur schwer erklären. Vielleicht weil das Grenzlandleben  einfach Alltag ist, und wir (zu) selten darüber nachdenken. Spätestens während der Corona-Pandemie haben wir aber deutlich gemerkt, was das deutsch-dänische Zusammenleben ausmacht.

Es ist nicht das günstige Bier, das griechische Menü, der Hotdog oder ein Einkaufswagen voller Grenz-Leckereien des Nachbarn. Es sind die Menschen, die unser Grenzland zu etwas Besonderem machen. 

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wertvoll das deutsch-dänische Miteinander eigentlich ist. Freuen wir uns also darüber, dass wir wieder zusammen sein können. Von Angesicht zu Angesicht. Und machen wir etwas daraus, denn Grenzlandbürger zu sein, verpflichtet irgendwie.

 

 

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