Neuer Leiter der Comenius-Schule

Sören Bockhardt über Unterschiede zwischen Schulen in Apenrade und Flensburg

Sören Bockhardt über Unterschiede zwischen Schulen in Apenrade und Flensburg

Über Unterschiede zwischen Schulen in Apenrade und Flensburg

SHZ
Flensburg
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Sören Bockhardt ist der neue Schulleiter der Comenius Schule. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Im Interview spricht Sören Bockhardt darüber, was er als neuer Schulleiter an der Comenius-Schule bewegen will und warum er den schlechten Ruf seiner Schule nicht nachvollziehen kann.

An der Comenius-Schule wird fleißig gewerkelt. Eine Tür ist mit Bauzäunen abgesperrt, Handwerker laufen durch die Flure. Inmitten der Bautätigkeiten: Der neue Schulleiter Sören Bockhardt (44). Seit 1. Februar ist er offiziell im Amt und in Aufbruchsstimmung: Was sich Bockhardt alles vorgenommen hat und warum ihm ein familiäres Umfeld an seiner Schule besonders wichtig ist, darüber spricht er im Interview mit Reporterin Annika Kühl.

Herr Bockhardt, wie lange sind Sie jetzt schon an der Comenius-Schule?
Ich bin jetzt im dritten Jahr an der Comenius-Schule. Ich war ein Jahr normale Lehrkraft und habe dann im zweiten Jahr angefangen, kommissarisch die Leitung der Schule mit Herrn Arp (Anm. der Red.: Schulleiter der Gemeinschaftsschule West, der Bockhardt die Möglichkeit gab, in der Schulleitung mitzuwirken) zu übernehmen.

War das geplant oder eher unverhofft?
Das war überhaupt nicht geplant (lacht). Ich war vorher zehn Jahre an der deutschen Privatschule in Apenrade und habe dort auch mein Referendariat gemacht. Ich bin vor drei Jahren dann zurück nach Schleswig-Holstein gegangen, weil ich unter anderem mit dem Gedanken gespielt habe, nach fünf Jahren in Schleswig-Holstein mal in Richtung Schulleitung zu gucken. Als Herr Domke dann seinen Weggang angekündigt hat, war das meine Chance, Schulleitungsaufgaben kommissarisch zu übernehmen. Die habe ich ergriffen und so ist es gekommen, dass ich hier seit dem 1. Februar fest im Sattel sitze.

Aber das ist schon ein ordentliches Kontrastprogramm zur Schule in Dänemark oder?
Wenn Freunde mich fragen, ob es eine gute oder schlechte Entscheidung war, kann ich es nicht beantworten. Ich kann keine Privatschule in Apenrade mit einer Perspektivschule im Norden von Flensburg vergleichen. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass es wirklich schade ist, dass die Comenius-Schule so einen schlechten Ruf hier in Flensburg hat. Ich kann dem überhaupt nicht zustimmen. Man kann sagen, dass vielleicht fünf bis zehn Prozent der Schülerschaft das Bild der Comenius-Schule kaputt machen, durch Negativ-Schlagzeilen in der Zeitung und zum anderen durch Konflikte mit der Polizei. Natürlich gibt es hier Probleme, aber die gibt es an anderen Schulen auch.

Haben Sie etwas aus Dänemark mitgenommen, bei dem Sie sagen: Das möchte ich beibehalten?
Ich habe Abitur auf der Duborg Skolen gemacht und gehöre zur dänischen Minderheit. Was mir ganz wichtig ist, auf der einen Seite: Das dänische, familiäre, respektvolle und nette Umgehen miteinander. Aber auf der anderen Seite auch: Dass die Schülerinnen und Schüler ganz genau wissen, was man darf und was man nicht darf. Dass es Konsequenzen gibt, wenn sie über die Strenge schlagen, aber dass sie auch gehört werden, wenn sie Hilfe brauchen. Das war in Dänemark so und das ist denke ich auch für die Comenius-Schule ganz wichtig. Auch dass die Schülerinnen und Schüler wissen: Wir haben eine Schulsozialarbeit, einen Respektcoach, eine Gesundheitsfachkraft, unsere Berufseinstiegsbegleiter und Leute von extern, bei denen man sich Hilfe holen kann. Es gibt an unserer Schule, aber auch an anderen Schulen, Schülerinnen und Schüler, die ein Päckchen zu tragen haben.

Worin sehen Sie aktuelle die größte Herausforderung im Schulalltag? Ist es immer noch Corona?
Ja. Das rückt natürlich jetzt ein wenig in den Hintergrund durch den Krieg in der Ukraine. Aber trotzdem ist es so, dass Corona immer noch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Eine große Aufgabe ist momentan auch die Schulhofgestaltung. Außerdem haben wir uns auf den Weg gemacht und den Fokus auf die fünften und sechsten Klassen gelegt. Wir wollen zum Beispiel einen Kulturtag im neuen Schuljahr integrieren. An diesem Tag ist es möglich, Ausflüge zu machen, zum Beispiel in die Phänomenta, ins Schifffahrtsmuseum oder vielleicht auch mal zu einem Handballspiel der SG Flensburg-Handewitt.

Wie kam es, dass Sie bei diesen Klassen besonders ansetzen wollen?
Wir haben uns im Rahmen der Perspektivschulgruppe bei diversen Treffen darüber unterhalten, was sinnvoll und zielführend wäre, das Schulleben hier einfacher zu machen. Wir kamen immer wieder zu dem Ergebnis, dass die fünfte und sechste Klasse der Fokus sein müsste, damit die Schülerinnen und Schüler dann in der siebten, achten, neunten oder zehnten Klasse besser funktionieren.

Eine Aufgabe, die wir auch noch angehen wollen, sind die Absentismus-Zahlen...

 

...sind die höher als an anderen Schulen?
Vermutlich ja. Es gab vor längerer Zeit eine Abfrage vom Schulamt. Ich habe kein Blatt vor den Mund genommen und die exakte Zahl gemeldet, die an dem Stichtag vorlag. Da kam prompt die Antwort, dass wir diese Zahlen nach unten korrigieren müssen. Es ist eben so, dass viele Schülerinnen und Schüler aus verschiedensten Gründen nicht bei uns in der Schule ankommen. Da müssen wir auch ran: Wir müssen mit der Elternschaft enger und besser kommunizieren. Das ist übrigens auch ein dänisches Phänomen: Bei Elternabenden nördlich der Grenze waren meistens Mama und Papa da. Da fehlten wenn überhaupt ein, zwei Familien. Wenn wir an der Comenius-Schule Elternabende abhalten, dann kommen vielleicht drei, vier Familien.

Wir haben jetzt schon ein wenig über Projekte gesprochen. Was haben Sie sich noch für dieses Jahr vorgenommen?
Auf jeden Fall, wie schon erwähnt, nimmt die Schulhofumgestaltung auch in den kommenden Monaten noch viel Zeit in Anspruch. Es soll eine Soccer-Area, Überdachungen und ein Trampolin entstehen. Das ist von Schülerinnen und Schülern mit entschieden worden und soll in den Sommerferien baulich umgesetzt werden. Ein weiteres wichtiges Projekt sind die Übergänge zur Ramsharde Schule.

Gibt es eine Sache in ihrem neuen Alltag als Schulleiter, auf die Sie verzichten könnten und etwas, dass Sie nicht mehr missen möchten?
Natürlich würde man sich wünschen, dass die Corona-Pandemie endlich Geschichte ist. Das wäre wirklich etwas, auf das ich gerne verzichten würde, wenn ich es könnte. Aber ich befürchte, dass es leider im Herbst wieder aufploppen wird. Die Bürokratie ist dazu etwas, das unendlich viel Zeit in Anspruch nimmt. Was ich gerne wollen würde, wäre weniger Bürokratie und mehr Zeit zu haben für die Probleme unserer Schülerinnen und Schüler. Ich unterrichte sehr, sehr gerne und das ist etwas, das mir momentan wirklich ein wenig fehlt.

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