Risiko für Mitarbeiter und Kunden

Neue Studie: So hoch ist die Corona-Ansteckungsgefahr im Supermarkt

Neue Studie: So hoch ist die Corona-Ansteckungsgefahr im Supermarkt

So hoch ist die Corona-Ansteckungsgefahr im Supermarkt

Christopher Chirvi/shz.de
Boston
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Da sich Viruspartikel in geschlossenen Räumen deutlich länger halten, ist das Tragen einer Maske umso wichtiger. Foto: Tobias Hase/dpa

Corona: Mediziner der Harvard University in Boston haben die Ansteckungsgefahr im Supermarkt untersucht.

Ansteckungsgefahr troz Mundschutz und Abstand? Mediziner der Harvard University haben ermittelt, wie hoch die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 im Supermarkt ist. Dafür haben sie 104 Mitarbeiter eines Supermarkts in Boston untersucht – von denen rund 20 Prozent infiziert waren.

Insbesondere Mitarbeiter mit Kundenkontakt seien demnach einem großen Risiko ausgesetzt. Ihre Tests fielen fünfmal häufiger positiv aus als bei Mitarbeitern aus dem Lager oder der Verwaltung, wie unter anderem das "RND" berichtet. Wie die Forscher um den Mediziner Justin Yang in der Ende Oktober veröffentlichten Studie vermuten, könnten viele der Infektionen bei Mitarbeitern von Kunden ausgehen.

Infizierte zeigten oft keine typischen Merkmale

Zusätzlich sei aufgefallen, dass drei Viertel der entdeckten Fälle asymptomatisch verliefen, die Betroffenen also keine typischen Merkmale wie Husten, Fieber oder eine verstopfte Nase gezeigt hätten. Entsprechend könnten insbesondere Mitarbeiter an der Kasse das Virus nach einer Infektion als sogenannte "Superspreader" weiter unter Kunden oder Kollegen verbreiten, ohne es selbst zu bemerken.

Zudem wirke sich auch die Angst vor einer Ansteckung negativ auf die Gesundheit der Mitarbeiter aus, wie die Forscher berichten. Der Kontakt mit täglich Hunderten von Kunden, mit Bargeld oder von Kunden berührten Waren würden zu seelischen Belastungen wie Angstzuständen und Depressionen führen, die wiederum das Immunsystem belasten würden.

Zwar handele es sich bei der Studie lediglich um eine zeitlich und örtlich begrenzte Momentaufnahme – dennoch können die Ergebnisse der Forscher insofern Anlass zur Sorge bereiten, da die Zahlen der Coronafälle im Supermarkt deutlich über der Gesamtbevölkerung in der Region lagen.

Notwendigkeit von Masken und Plexiglasscheiben

Bereits Anfang des Jahres führten Wissenschaftler eine ähnliche Studie in China in einem Supermarkt der Provinz Shandong durch. Dort wurden rund 120 Mitarbeiter und 8200 Kunden getestet, die Infektionsrate beim dortigen Personal betrug 9,2 Prozent. Auch diese Fälle seien häufig asymptomatisch verlaufen. Zudem seien 238 der Kunden positiv getestet worden.

Die Gefahr einer Ansteckung im Supermarkt sei häufig auf die engen Gänge und nicht eingehaltene Abstandsregeln zurückzuführen, warnten Wissenschaftler der Aalto Universität in Finnland bereits im Frühjahr. Die Millionen von Viruspartikeln, die beim Husten eines Erkrankten an die Umgebung abgegeben werden, blieben in geschlossenen Räumen zudem länger in der Atemluft als im Freien. Aus diesem Grund sei auch das Tragen einer Maske umso wichtiger. Mitarbeiter im Kassenbereich sind jedoch von der Maskenpflicht befreit, sofern sie etwa durch ausreichend große Plexiglasscheibe geschützt seien.

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