Das war die Gamescom 2018

Tolle Spiele, lange Schlangen, fehlende Dänen

Tolle Spiele, lange Schlangen, fehlende Dänen

Tolle Spiele, lange Schlangen, fehlende Dänen

Florian Papenfuhs
Köln
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: Florian Papenfuhs

Am vergangenen Wochenende in Köln war es wieder soweit. Bereits zum zehnten Mal öffnete die größte Spielemesse Europas ihre Pforten für (Video-) Spielbegeisterte aus aller Welt. Der Nordschleswiger war mittendrin.

Wie immer warben zahlreiche Spiele auf der Kölner Messe um die Gunst der vielen Privat- wie Fachbesucher. 
Doch was waren die wichtigsten Spiele der Messe? Was gab es sonst noch zu sehen? Und wo waren eigentlich all die Dänen?

Über den Dächern New Yorks

Kommen wir zunächst zu den spielerischen Highlights der Messe. Eines davon war „Marvel Spider-Man“. Nach dem erfolgreichen Neustart auf der Leinwand will Sony seine „freundliche Spinne aus der Nachbarschaft“ nun auch auf die Konsolen bringen. Die Vorzeichen stehen nicht schlecht. In der Version, die wir zum Testen in die Finger bekamen, bewegt sich Peter Parker so flott und grazil durch die New Yorker Innenstadt, wie es das Publikum aus den zahlreichen Comics und Filmen gewohnt ist. Gerade am Laufen und Schwingen an den Häuserfassaden der Metropole kann man sich nicht satt sehen. 

Ebenfalls überzeugt hat das HUD des Spiels, also die Anzeigen die der Spieler sieht. Selbige sind nämlich sehr reduziert. Neben einem Balken oben links, der anzeigt, wieviel Energie der Held noch hat, gibt es lediglich eine kleine Karte unten rechts, die dem Spieler den Weg zum nächsten Missionsziel zeigt. Die Folge; der Spieler kann sich mit dem Geschehen in der Spielwelt befassen, welches fantastisch aussieht. 

Auch die Geschichte lässt aufhorchen. Es handelt sich bei Marvel Spieler-Man um eine sogenannte „Origin”-Story. Die Macher des Spiels haben sich also nicht einen Comic zur Vorlage genommen, sondern etwas eigenes gebastelt. Ein Ergebnis dessen ist, dass der Protagonist irre viele technische Hilfsmittel benutzt. Aber wir wollen nicht zu viel verraten. 

 

Ungewiss in die Zukunft

Bei jeder Gamescom gibt es dieses EINE Spiel, über das alle reden. Dass es in diesem Jahr „Cyberpunk 2077“ geworden ist, ist so unbestreitbar wie verwunderlich. Zumindest auf den ersten Blick. Denn das Spiel des Studios „CD Projekt Red” war auf der Messe quasi nicht präsent. Alle Privatbesucher, die sich nach dem mysteriösen Trailer, welcher im Rahmen der E3-Messe in Los Angeles veröffentlicht wurde, nach Neuigkeiten sehnten, schauten in die Röhre. Lediglich für Fachbesucher, Journalisten, etc. im sogenannten „Business-Bereich“ gab es etwas zu sehen - im wortwörtlichen Sinne. Denn selbst angespielt werden konnte der Titel, über dessen Veröffentlichungsdatum noch wenig bekannt ist, nicht. 

Woher also der ganze Hype, mag sich jetzt manch einer fragen. Die Antwort darauf ist das Team hinter dem Spiel. Denn das polnische Entwicklerstudio kreierte in den letzten Jahren die von der Presse wie von Fans gefeierte „The Witcher“-Trilogie. Vorschusslorbeeren und Erwartungen sind also hoch. Die Gaming-Welt darf gespannt bleiben – weiterhin. 

 

Gefrustet in Asien

Eines steht schon mal fest, „Sekiro” wird wieder einmal für eine Menge kaputter Tastaturen und Gamepads sorgen. Der neueste Streich der umjubelten Spieleschmiede „from Software“ bleibt der Tradition des Hauses treu und ist wieder einmal grotesk schwer. Nach den insgesamt drei „Souls“-Ablegern, in denen der Spieler noch mit Schwert und Schild Drachen und Untoten auf die Pelle rückte, und dem düsteren, im viktorianischen London beheimateten „Bloodbourne“, verschlägt es die ambitionierten Gamer nun nach Asien. Mit Samurai-Schwert und Wurfstern geht es Mönchen und Ghulen an den Kragen. 

Neben der Spielwelt gibt es auch mechanische Neuerungen. So kann der Protagonist eines „from“-Software-Titels zum allerersten Mal springen. Und nicht nur das, mithilfe seines Greifhakens kann sich der tapfere Recke auch an Häusern hochziehen, oder, ganz im Stile Tarzans, von Ast zu Ast schwingen. Nichts geändert hat man an der erfolgreichen Formel, den Spieler die Geschichte selbst entdecken zu lassen. Statt langer Zwischensequenzen oder elendig langen Textfeldern muss sich hier aus kleinen Hinweisen in der Spielwelt oder Texten zu Gegenständen zusammengereimt werden, was um einen herum passiert. 

Die anspielbare Version in Köln spiegelte all das wieder und machte somit Lust auf mehr. Schwer war sie übrigens auch – in den 30 Minuten bis ans Ende des Spiels zu kommen, schafften an den ersten zwei Tagen gerade einmal drei Menschen. 

 

Alte Freunde in neuem Gewand

Mit „Lets Go! Pokémon Evoli” und „Lets Go! Pokémon Pikachu” versucht sich Nintendo daran, das allseits beliebte „Pokémon Go“-Prinzip vom Handy auf die Konsole zu bringen. Herausgekommen ist dabei ein Kompromiss zwischen dem erfolgreichen Handy-Spiel und den klassischen Pokémon-Varianten von Nintendos Handheld-Konsolen.

Ein erstaunlich guter Kompromiss. Wie bei Pokémon Go, können Pokémon gefangen werden, ohne gegen sie zu kämpfen. Erhalten bleiben jedoch die klassischen Trainer-Kämpfe. Der Spieler bewegt sich in der bekannten Kanto-Region und kann die ersten 150 Pokémon fangen.

Ein besonderes Highlight ist der Controller. Der Pokémon-Trainer auf dem Bildschirm wird lediglich durch einen Knopf gesteuert. Hierüber lassen sich in Menüs verschiedene Punkte anwählen oder Attacken im Kampf aussuchen. Der Controller sieht aus wie ein Pokéball und führt durch die richtige Wurfbewegung zum erfolgreichen Fangen der knuddeligen Tierchen. 

Das Ganze spielt sich recht langsam. Dem Spiel ist anzumerken, dass sich vor allem Kinder an das Pokémon-Universum herantasten sollen, die Pikachu&Co. bisher noch nicht kennen. Als ein solcher, leichter Einstieg, funktioniert das Spiel tatsächlich ziemlich gut. Erfahrene Pokémon-Trainer warten wahrscheinlich besser auf ein neues Spiel der Hauptserie. Für die ist die niedliche Fang-Simulation schlicht zu simpel.

 

Was gab es sonst noch zu sehen?

Sehr lange Schlangen. Für den neuesten Assassins Creed-Ableger „Odyssey“, standen ganz leidenschaftliche Fans bis zu neun Stunden an. Und auch fernab davon ist die Messe ziemlich anstrengend. Es ist warm, voll und laut. Zumindest am Wochenende. All jenen, die mit dem Gedanken spielen im nächsten Jahr den langen Weg von Nordschleswig nach Köln auf sich zu nehmen, sei geraten; je früher, desto besser. Am Dienstag gibt es einen Tag, der nur für Fachbesucher geöffnet ist, und auch am Mittwoch und Donnerstag lässt es sich, gerade gegen Ende der Öffnungszeit, noch recht entspannt durch die Hallen flanieren.

In den Abendstunden unter der Woche kommen die Besucher ohne viel Gedränge von A nach B. Foto: Florian Papenfuhs

Dänemark enttäuscht

Dennoch ist die Gamescom keine Messe für Leute, die sich nicht so recht für Videospiele interessieren. Die hohen, weißen Hallen der Kölner Messe sind so gut strukturiert wie schmucklos, auf Grund des permanenten Gedränges sieht man bei weitem nicht so viele fantastische Cosplays wie auf anderen Messen und gerade zu den Stoßzeiten muss man sich wirklich für alles irgendwo anstellen.

Und das ist kein Wunder. Rund 370.000 Besucher empfing die Kölner Messe in den fünf Tagen - Rekord. 56 Aussteller aus aller Welt waren mit Spielen, Hardware und App-Ideen vertreten. Was es definitiv zu verbessern gilt, ist die Präsenz der Dänen im Gaming-Mekka. Während diverse südamerikanische Aussteller eine kleine Straße im Business-Bereich bildeten und Korea mit eigenem Pavillon anreiste, fand sich kein dänischer Stand – und das als Speerspitze des europäischen eSports. Liebe dänische Entwickler, da geht mehr. 

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