Interview

Gauck plädiert für Toleranz in der Corona-Debatte

Gauck plädiert für Toleranz in der Corona-Debatte

Gauck plädiert für Toleranz in der Corona-Debatte

Kopenhagen/Berlin
Zuletzt aktualisiert um:
Joachim Gauck, damals noch Bundespräsident, bei einem Staatsbesuch von Königin Margrethe 2016 Foto: Imago Stock&people Via Www.imago-Images.de/Imago/Ritzau Scanpix

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Altbundespräsident Joachim Gauck warnt davor, in Ländern wie Dänemark und Deutschland von einer Spaltung der Gesellschaft zu sprechen. Er tritt für eine harte, aber sachbezogene Debatte ein.

Die Antworten sind gewohnt wohlüberlegt, als Altbundespräsident Joachim Gauck, dem Nachrichtenmagazin „Deadline“ von „DR“ ein Interview gibt. Der Tonfall ist ruhig; er nimmt sich Zeit, seine Argumente zu vertiefen.

Die schwierige Toleranz ist dabei ein Schlüsselbegriff für den ehemaligen DDR-Oppositionellen, der 2019 ein Buch zu dem Thema veröffentlicht hat.

„Toleranz erlaubt uns in einer Gesellschaft mit sehr verschiedenen Menschen, friedlich miteinander zu leben. Toleranz schafft nicht einen Raum des allgemeinen Einverständnisses. Dazu sind die Menschen zu unterschiedlich; aber es schafft Bedingungen, dass die verschiedenen, wenn sie sich schon nicht mögen, so doch wenigstens hinlänglich respektieren“, antwortet er auf die Frage von Moderator Steen Nørskov, was Toleranz bedeute.

Zur offenen Gesellschaft gehört ein heftiger Meinungsstreit.

Joachim Gauck, ehemaliger Bundespräsident

Auf die Frage, warum das Gegenteil, die Intoleranz, in der politischen Debatte so attraktiv sei, antwortete Gauck, es sei so schön einfach, die Welt in Schwarz und Weiß, Gut und Böse einzuteilen. Es gebe die Tendenz, dass jemand, der sich zu den Guten zähle, meine, es sich erlauben zu können, auf die anderen „einzudreschen“, ohne in der Sache zu diskutieren.

Heftiger Meinungsstreit als Gesundheitszeichen

Als Verfechter der individuellen Freiheit tritt Gauck dennoch dafür ein, dass es eine Verpflichtung gebe, sich impfen zu lassen, und damit letztlich auch für eine Impfpflicht. Doch auch in dieser Frage plädiert er für eine harte, aber sachbezogene Auseinandersetzung.

„Wir sollten etwa in Dänemark oder in Deutschland nicht zu früh eine Spaltung konstatieren, wenn es nur um einen heftigen Meinungsstreit geht. Zur offenen Gesellschaft gehört ein heftiger Meinungsstreit; das ist Zeichen des Funktionierens der offenen Gesellschaft.“

Doch auch für Gauck gibt es einen Punkt, ab dem eine Diskussionen keinen Sinn mehr ergibt. 

„Wir brauchen eine Argumentation, die darf stark sein, die darf auch wirklich kämpferisch sein, doch sie muss regelbasiert und vernunftbasiert sein. Deshalb wird derjenige, der Fantasie-Konstrukte so darstellt, als sei es ein Argument, irgendwann an die Grenze einer Debatte kommen. Mit dem lohnt es sich nicht mehr zu sprechen. Der wichtige Teil unserer politischen Gegner benutzt noch Argumente, bezieht sich auf Minderheitsmeinungen etwa von Medizinern oder anderen Forschern. Da kann man sagen, es ist eine Minderheitsmeinung, aber es ist immerhin eine Meinung. Während im querdenkerischen Milieu Fake News genauso viel wert sind wie die Meinung eines seriösen Wissenschaftlers“, so der Standpunkt des Altpräsidenten.

Das „Deadline“-Interview mit Joachim Gauck kannst du bei diesem Link in voller Länge sehen. 

 

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