Erste Badetote in der Ostsee

Das gilt es bei Strömungen im Wasser zu beachten

Das gilt es bei Strömungen im Wasser zu beachten

Das gilt es bei Strömungen im Wasser zu beachten

shz.de/Tobias Fligge
Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: dpa

Für ein junges Mädchen und einen Rentner in Deutschland kam jede Hilfe zu spät. Ein Experte erklärt, wie man sich verhalten sollte.

Für ein junges Mädchen und einen Rentner in Deutschland kam jede Hilfe zu spät. Ein Experte erklärt, wie man sich verhalten sollte.

Tragischer Beginn der Badesaison: Zwei Menschen fanden diese Woche beim Schwimmen in der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern den Tod. Am Dienstag geriet eine 13-Jährige beim Baden am Warnemünder Strand in eine starke Strömung und minutenlang unter Wasser. Zwar entdeckte ein Kitesurfer das junge Mädchen samt dessen ebenfalls in Not geratene 17 Jahre alte Freundin und konnte es gemeinsam mit einem Rettungsschwimmer bei hohem Wellengang an Land bringen. Doch für die 13-Jährige kam die Hilfe zu spät: Trotz erfolgreicher Reanimation starb das Mädchen einen Tag später am Mittwoch im Krankenhaus.

Am selben Tag ist ein 89-Jähriger Sachse in der Ostsee vor Binz auf Rügen ertrunken. Der bewusstlose Mann sei von Badegästen entdeckt und am Strand von einem Notarzt wiederbelebt worden, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. Am Abend verstarb der Mann aus Lößnitz im Erzgebirge im Krankenhaus.

DLRG-Chef Thies O. Wolfhagen erklärt, worauf es in brenzligen Situationen ankommt:

Wie verhalte ich mich, wenn ich in eine Strömung gerate?

Auf keinen Fall sollten Schwimmer in diesem Fall versuchen, gegen die Strömung anzuschwimmen. „Am besten ist es, Ruhe zu bewahren und sich in Rückenlage treiben zu lassen. Das spart Kräfte“, erklärt Wolfhagen. Irgendwann werde eine Strömung in der Regel schwächer. „An dieser Stelle sollte man dann versuchen, aus der Strömung hinaus zu schwimmen und sich schräg in Richtung Strand zu bewegen.“ Der beste Weg, sich bei Helfern bemerkbar zu machen, sei durch Rufen und Winken mit beiden Armen über dem Kopf.

Worauf sollte ich achten, damit das gar nicht erst passiert?

An den Zugängen zum Strand gibt es in der Regel Hinweisschilder, auf denen Gefahren wie zum Beispiel Unterwasserhindernisse verzeichnet sind. „Gerade Familien sollten die Schwimmfähigkeiten ihrer Kinder nicht unterschätzen“, warnt der DLRG-Chef für Schleswig-Holstein. „Vor allem Kleinkinder sollten nicht vom Strand aus beobachtet werden, sondern sich in Greifweite befinden.“ Für ältere Schwimmer mit einem anfälligen Herzkreislauf gilt auch bei niedrigeren Wassertemperaturen Vorsicht. Wolfhagen: „Sie sollten nicht gleich 120 Prozent geben, denn mit zunehmender Tiefe wird das Wasser kälter. Temperaturänderungen können den Kreislauf beeinträchtigen.“

Woran erkenne ich, ob es Strömungen gibt?

Das ist gerade in Binnengewässern schwer erkennbar. „Hier bleibt nur, sich bei Rettungsschwimmern oder kundigen Badegästen zu informieren“, erklärt Thies O. Wolfhagen. An der Küste lasse sich Strömung oft an den Bojen zur Begrenzung der Badezone erkennen. „Anhand von Schwimmkörpern lässt sich einschätzen, in welche Richtung eine Strömung wirkt.“ Auch hier gilt: Wer unsicher ist, sollte sich an die Rettungsschwimmer wenden.

Was müssen Menschen beachten, die einen Unfall bemerken?

Bevor man selbst ins Wasser springt, um einen in Not geratenen Menschen zu helfen, sollte man einen Rettungsschwimmer informieren oder andere Personen in der Nähe auffordern, Unterstützung zu holen. „Wenn ich dann ins Wasser gehe, ist es ratsam, sich Hilfe mitzunehmen. Das kann jede Form von Auftriebskörper sein, zum Beispiel Luftmatratzen oder Schwimmbretter“, so Wolfhagen. Selbst Schwimmflügel für Kinder können hilfreich sein. Zudem sollte man möglichst viel Kleidung ablegen, um das Gewicht zu reduzieren. Wer sich alleine in einer solchen Situation wiederfindet, sollte sehr gut abwägen, wie er reagiert. „Nehmen Sie sich eine Minute Zeit und setzen Sie als erstes einen Notruf per Handy ab. Wenn Sie sich entscheiden, ins Wasser zu gehen, sollten Sie das der Leitstelle mitteilen und ein Signal an der Stelle hinterlassen, an der Sie ins Wasser gehen – zum Beispiel die Kleidung“, rät Wolfhagen. Dies gelte jedoch nur für Laienhelfer, die sich die Rettung wirklich zutrauen. „Das muss jeder für sich selbst einschätzen. Im Zweifel kann man auch schon helfen, indem man Schwimmkörper wie Rettungsringe ins Wasser wirft oder mit Stangen versucht, vom Ufer aus Notleidende aus dem Wasser zu ziehen.“

Mehr lesen