Kriminalität
Jeder vierte Mord ist ein Partnermord
Jeder vierte Mord ist ein Partnermord
Jeder vierte Mord ist ein Partnermord
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Partnermorde sind meist genau geplant und es gibt im Vorfeld Warnsignale. Daher könnten viele von ihnen verhindert werden, meint die Frauenorganisation „Danner“.
Es machte Schlagzeilen als der Pastor Thomas Gotthard im November verhaftet und des Mordes an seiner Frau Maria From Jakobsen bezichtigt wurde. Anfang Juni hat er laut Medienberichten den Mord gestanden.
Es ist jedoch in keiner Weise außergewöhnlich, dass ein Partner, oder noch häufiger ehemaliger Partner, seine Partnerin umbringt. In Dänemark geschieht das im Schnitt einmal jeden Monat.
„Viele Partnermorde erscheinen lediglich als eine Notiz in der Zeitung. Es sind fast unsichtbare Morde“, sagt Mette Marie Yde Vizedirektorin des Frauenhauses „Danner“, dass auch Aufklärungsarbeit zu Gewalt gegen Frauen leistet.
Es sind fast unsichtbare Morde.
Mette Marie Yde, Vizedirektorin von „Danner“
Der Gerichtsmediziner Asser Hedegård Thomsen hat sämtliche Morde in Dänemark im Zeitraum 1992 bis 2016 untersucht. Von den 1.417 Opfern wurden 25 Prozent von ihrem Partner oder Partnerin umgebracht. In den meisten Fällen ist die Frau das Opfer, das gilt für jeden fünften Mord in Dänemark.
„Die Anzahl sämtlicher anderer Formen von Mord ist rückläufig, aber das gilt nicht für Partnermorde. Das ist eine der wichtigen und besorgniserregenden Erkenntnisse der Untersuchung von Hedegård Thomsen“, sagt Yde.
Psychische Gewalt als frühes Signal
Ein erster Schritt, um dem zu entgegenzuwirken sei es, den Umfang des Problems überhaupt zu erkennen.
„Wir sollten uns deutlich mehr für diese vielen Morde interessieren. Man muss verstehen, dass dies keine Einzelfälle sind, sondern Teil eines Musters“, betont die Frauenrechtlerin.
Die britische Kriminologin Jane Moncton Smith an der Gloucestershire University hat fast 400 Partnermorde analysiert und dabei sieben Schritte identifiziert, die den meisten dieser Morde vorausgehen.
„Gerade weil es dieses Muster gibt, könnten wir Partnermorden vorbeugen. Hier müssen wir uns als Gesellschaft mehr ins Zeug legen, um rechtzeitig einzugreifen“, so die Aufforderung von Yde.
Bei so gut wie allen Partnermorden gibt es eine Vorgeschichte von psychischer Gewalt und immer stärkere Kontrolle der Frau, zeigt die Forschung von Moncton Smith. Und genau an diesem Punkt versagt das System immer noch allzu oft, obwohl psychische Gewalt vor zwei Jahren kriminalisiert wurde.
„Die Diplomarbeit zweier Soziologen aus dem Jahr 2020 zeigt, dass vielen Frauen, die sich wegen psychischer Gewalt an die Polizei oder Kommune wenden, nicht in einer Weise entgegnet wird, die ihnen das Gefühl gibt, ihnen würde geholfen. Das ist ein sehr ernstes Problem, da bereits an diesem Punkt ein späterer Mord verhindert werden könnte“, sagt die Vizedirektorin.
Sehr häufig würden den Frauen das Gefühl vermittelt, sie hätten eine Teilschuld, weil sie das Verhältnis nicht schon früher beendet hätten.
Nach dem Bruch
Der Partner tötet nur selten, während er mit seinem Psychoterror die Frau weiterhin kontrolliert. Zu diesem Zeitpunkt ist die physische Gewalt Teil dieser Kontrolle.
„Der Partnermord ist eine Reaktion darauf, dass der Mann die Kontrolle verliert. Wenn die Frau ihn verlässt oder sagt, es sei Schluss, versucht er, die Kontrolle dadurch wiederzuerlangen, dass er die psychische Gewalt fortsetzt und die Frau verfolgt. Glückt dies nicht, wird der Mord die endgültige Art, die Kontrolle wiederzuerlangen“, berichtet Mette Marie Yde.
Daher sieht sie den Bruch, als einen der weiteren Punkte, an dem angesetzt werden müsse.
„Es ist wichtig, dass die Polizei in höherem Maß die Möglichkeit nutzt, ein Risikoprofil zu erstellen, wenn eine Frau ein Verhältnis geprägt von psychischer Gewalt beendet.“
Stalking
Greift der Mann zu Stalking, so ist das ein Zeichen, dass sich die Situation nun weiter zuspitzt.
„Wenn er sie stalkt, ist es wichtig, dass die Polizei die Möglichkeit einer sofortigen Schutzanordnung (strakstilhold) nutzt und dies dann auch durchsetzt. Denn Stalking ist eines der ganz ernsten Warnsignale.“
Yde möchte auch mit der Vorstellung aufräumen, der Partner tötet im Affekt. In den meisten Fällen ist das Gegenteil der Fall.
„Der Mann plant genau, wie und wo der Mord geschehen soll. Er bringt die Waffe mit und hat die Gelegenheit sorgfältig ausgesucht. Besteht hohes Risiko, sollte die Polizei die Frau zum Beispiel bei einer Hausratsteilung begleiten“, meint Yde.
Im März hat ein 62-jähriger Mann aus Horsens seine ehemalige Frau bei einer Hausratsteilung erschossen.
In einem anderen prominenten Fall wurde der 41-jährige Martin Degn Christensen am Mittwoch vom Landesgericht zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er am gleichen Tag zunächst seine Partnerin und dann seine ehemalige Partnerin getötet hatte.