Kindererziehung

724 Psychologen gegen umstrittenes Buch

724 Psychologen gegen umstrittenes Buch

724 Psychologen gegen umstrittenes Buch

jt
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Gyldendal ist der größte Verlag in Dänemark Foto: Torben Åndahl / Ritzau Scanpix

Ein Buch, das mit umstrittenen Methoden gute Ratschläge zum Einschlafen von Kindern gibt, soll laut Psychologen aus den Verkaufsregalen entfernt werden. Der Verlag bleibt allerdings hartnäckig.

„Godnat og sov godt“ (Gute Nacht und schlaf gut). So lautet der Titel eines in Dänemark seit Längerem zum Teil heftig umstrittenen Buches, das unter anderem mit der „Cry-it-out-Methode“ Eltern Ratschläge bezüglich des Einschlafens ihrer Kinder gibt. Das Buch wurde im Jahr 2000 herausgegeben und hat seitdem viele Eltern auf die Barrikaden gebracht.

Nun haben sich auch 724 Psychologen zusammengeschlossen und fordern einen Verkaufsstopp, berichtet der öffentlich-rechtliche Nachrichtensender DR (Danmarks Radio). Die Psychologen sind der Meinung, dass die beschriebenen Schlaf-Methoden schlecht für Kinder seien. Insbesondere die erwähnte „Cry-it-out-Methode“, wo Eltern ihr Kind nicht trösten oder wiegen dürfen, obwohl dieses weint. Der Grund laut Buch: Die Kinder sollen sich selbst beruhigen und einschlafen können.

Die Methode ist von Experten zum Teil als schädlich für Kinder bezeichnet worden. „Babys und Kleinkinder sind auf Trost und Fürsorge der Eltern angewiesen. Wenn sie nicht getröstet werden, kann das ihre Entwicklung beeinträchtigen. Das kann dazu führen, dass es ihnen später schwerfällt, mit ihren Gefühlen umzugehen“, schreiben die Psychologen in einem offenen Brief an den Herausgeber des Buches, Gyldendal.

Debatte auf Facebook

Im vergangenen Sommer entfachte unter Eltern erneut eine Debatte auf Facebook, die Gyldendal dazu veranlasste, eine Untersuchung einzuleiten, die einschätzen sollte, ob das Buch aus den Verkaufsregalen entfernt werden sollte. Im Juni teilte der Verlag jedoch mit, dass das Buch weiterhin verkauft werden solle, so DR.

Gyldendal begrüße die Debatte, werde aber der Aufforderung der Psychologen nicht folgen, erklärt Gyldendal-Redaktionschefin Mette Korsgaard. „Wir haben großes Vertrauen in unsere Leserschaft. Wir denken, dass jedermann selbst entscheiden kann, ob die einzelnen Methoden gut oder schlecht sind“, so Korsgaard zu DR.

Laut Gyldendal wurden in diesem Jahr 29 Exemplare des Buches verkauft. In den vergangenen drei Jahren wurden im Durchschnitt 145 Bücher über die Ladentheken gereicht.

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