Tierschutz

Dänische Studie: Haustier-Kaninchen leben unter miserablen Bedingungen

Dänische Studie: Haustier-Kaninchen leben unter miserablen Bedingungen

Haustier-Kaninchen leben unter miserablen Bedingungen

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Kopenhagen
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Kaninchen
In Dänemark werden viele Kaninchen kaum aus ihren Käfigen gelassen und haben keine sozialen Kontakte (Symbolfoto). Foto: Kenny Eliason/Unsplash

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Wir behandeln die kleinen Tiere völlig falsch – und rechtlich werden sie in Dänemark „komplett im Stich gelassen“, sagt eine Forscherin nach einer neuen Studie. Ihre Lösung: Mehr Information. Es gebe bereits Lichtblicke.

Sie sind niedlich und sogar pflegeleicht. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Kaninchen nach Hunden und Katzen das drittbeliebteste Haustier in Europa sind.

Aber wird unsere Liebe von den Kaninchen auch erwidert? Danach sieht es nicht aus.

Eine neue Studie zeigt, dass viele Hauskaninchen in Dänemark unglücklich sind. Das berichtet „Videnskab.dk“.

„Viele von ihnen bekommen ihre Bedürfnisse nicht erfüllt. Sie werden allein gelassen, bekommen nicht das richtige Futter, und es wird kein Geld für die tierärztliche Versorgung ausgegeben. Die Studie zeigt, dass es viele Dinge gibt, die angegangen werden müssen“, sagt Cecilie Ravn Skovlund zu „Videnskab.dk“.

Sie ist Postdoc am Zentrum für Forschung in Familientierschutz an der Universität Kopenhagen und Erstautorin der Studie, die in der Fachzeitschrift Animal Welfare veröffentlicht wurde.



Das Kaninchen ist ein „niedrigrangiges“ Haustier

Cecilie Ravn Skovlund weist darauf hin, dass Kaninchen fälschlicherweise als gutes Einstiegstier für Kinder wahrgenommen werden. Die Studie zeigt, dass diese Wahrnehmung negative Folgen für die Tiere hat.

Die neue Studie ist eine willkommene Forschungsarbeit, sagt Inger Anneberg von der Abteilung für Tier- und Veterinärwissenschaften der Universität Aarhus. Sie weist darauf hin, dass es viel zu wenig Forschung über Kaninchen und ähnliche Haustiere mit niedrigem Status gibt.

„Es ist also wirklich gut, dass man sich darauf konzentriert. Das sind sehr wichtige Ergebnisse für ein Haustier von niedrigem Rang“, sagt die emeritierte Seniorberaterin Inger Anneberg gegenüber „Videnskab.dk“.

Sie war nicht an der Studie beteiligt, erforscht aber den Tierschutz und die Beziehungen zwischen Haustieren und Menschen.

Sozio-zoologische Skala

Die Forschenden schreiben in der Studie, dass sich Hunde und Katzen von Kaninchen dadurch unterscheiden, dass Kaninchen für viel mehr Zwecke verwendet werden als nur als Haustier. Unter anderem als Labortiere, Schlachttiere und Beute für die Jagd und das Jagdtraining.

Das ist ein Zeichen dafür, dass sie auf der sogenannten sozio-zoologischen Skala, auf der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Wahrnehmung von Tieren durch die Menschen einstufen, einen niedrigeren Status haben.

„Das bedeutet, dass Kaninchen einen niedrigen Stellenwert haben, was wiederum bedeutet, dass viele Menschen ihnen gegenüber nicht die gleiche moralische Verantwortung empfinden wie gegenüber Hunden oder Katzen“, sagt Cecilie Ravn Skovlund.

Kaninchen
Selbst der Blick aus dem Fenster bleibt vielen Kaninchen verwehrt. Foto: Stepan/Unsplash

Kaninchen sind sozial und brauchen Aktivität

Die neue dänische Studie zeigt, dass die Mehrheit der Heimkaninchen in Dänemark allein lebt und viele in Käfigen gehalten werden, die unter den Mindestanforderungen für Laborkaninchen in Dänemark liegen.

Das ist schädlich für die Tiere, denn Kaninchen sind gesellig und gedeihen am besten mit anderen Kaninchen, so die Forschenden.
 

Die Menschen denken, dass es dem Tier gut geht, weil sie eine Beziehung zu ihm haben oder sich einbilden, dass sie eine haben. Aber das ist nicht wahr.

Inger Anneberg

Die Studie zeigt auch, dass viele Kaninchen unzureichend gefüttert werden und wenig Gelegenheit zur körperlichen Betätigung haben.

Hinzu kommt, dass Kaninchen Beutetiere und dämmerungsaktiv sind.

Das bedeutet, dass sie von Natur aus scheu sind und sich nicht gerne auf den Arm nehmen lassen. Außerdem sind sie morgens und abends am aktivsten, wenn viele Besitzerinnen und Besitzer den Käfig schließen.

„In vielerlei Hinsicht besteht also ein schlechter Zusammenhang zwischen der Art und Weise, wie die Däninnen und Dänen Kaninchen halten, und den tatsächlichen Bedürfnissen der Tiere. Das sind Dinge, an die viele Besitzer nicht denken oder die ihnen nicht bewusst sind“, sagt Cecilie Ravn Skovlund.

Sie weist auch darauf hin, dass die Studie zeigt, dass die meisten Hauskaninchen keine angemessene tierärztliche Versorgung erhalten.

„Die Menschen denken, dass es dem Tier gut geht, weil sie eine Beziehung zu ihm haben oder sich einbilden, dass sie eine haben. Aber das ist nicht wahr. Diese Studie zeigt das sehr deutlich“, betont auch Inger Anneberg.

Kaninchen und Kinder spielen
Kaninchen sind scheue Tiere. Sie fühlen sich im Freien und in der Gruppe am wohlsten. Foto: National Cancer Institute

So fühlen sich Hauskaninchen wohl

Falsche Fütterung ist einer der häufigsten Gründe, warum Kaninchen krank werden und kürzer leben. Deshalb:

  • Hauptsächlich frisches oder getrocknetes Gras (Heu) verfüttern. Pellets sind nur ein Ergänzungsfuttermittel und sollten in kleinen Mengen gegeben werden. Das Kaninchen benötigt jeden Tag eine Handvoll Blattgemüse und Zweige.
  • Kaninchen sind soziale Tiere. Daher wirkt sich die gemeinsame Haltung mit Artgenossen positiv auf das Wohlergehen von Familienkaninchen aus.
  • Kaninchen brauchen ausreichend Platz, um sich bei Bedarf zurückziehen zu können. Die Kastration reduziert das Territorialverhalten.
  • Kaninchenstall reicht nicht.

Kaninchen so zu halten, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden, trägt auch dazu bei, dass es für Halterinnen und Halter eine bessere Erfahrung wird. Außerdem ist es so einfacher, plötzliche Verhaltensänderungen zu erkennen, die oft das erste Anzeichen einer Krankheit sind.

Weitere Tipps:

  • Auf Normalgewicht achten
  • Die Tiere möglichst nicht herumtragen
  • Die Kaninchen kastrieren
  • Dafür sorgen, dass sie aktiv bleiben

Weitere Ratschläge bei der Uni Kopenhagen (auf Dänisch):
Kaniner som familiedyr

 

 

Tierschutzgesetze in Dänemark reichen nicht aus

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen – sowohl nach Ansicht der Forschenden hinter der Studie als auch der Tierschutzforscherin Inger Anneberg – dass die Bedingungen für Heimkaninchen in Dänemark verbessert werden müssen.

Es gibt zwar Gesetze für die Haltung von Laborkaninchen, Bio-Schlachtkaninchen und ähnlichem, aber nicht für Heimtierkaninchen, die über die Generalklauseln des Tierschutzgesetzes hinausgehen.

„Die Studie zeigt, dass, abgesehen vom allgemeinen Verbot der Tierquälerei im Tierschutzgesetz, die Heimkaninchen völlig sich selbst überlassen werden“, sagt die Tierschutzforscherin Inger Anneberg laut „Videnskab.dk“.

Das Gesetz schreibt vor, dass beim Kauf eines Haustieres in einer Zoohandlung eine Pflegeanleitung mitgeliefert werden muss. Aber da die meisten Kaninchen laut der Studie von Privatpersonen gehandelt werden, erhalten die Besitzerinnen und Besitzer keine Pflegeanleitung.

Cecilie Ravn Skovlund verweist auf Länder wie England, wo es offizielle Pflegeanleitungen für Heimkaninchen gibt, und die Schweiz, wo der Kontakt von Kaninchen mit Artgenossen gesetzlich vorgeschrieben ist.

Sie hat keinen Zweifel daran, was in Dänemark fehlt, zumindest was das betrifft: „Informationen, Informationen, Informationen. Und offizielle Empfehlungen und Mindestanforderungen. Das wird helfen, sowohl den Schutz der Kaninchen als auch ihren allgemeinen Status zu verbessern“, sagt sie zu „Videnskab.dk“.

Kaninchen
Kaninchen sind niedlich – und als Haustiere rechtlich weitgehend ungeschützt. Foto: Emiliano Vittoriosi/Unsplash

Status der Kaninchen ändert sich vielleicht

Die Studie zeigt aber auch, dass es vielleicht noch Hoffnung gibt. Obwohl die überwiegende Mehrheit der Hauskaninchen in Dänemark immer noch in Käfigen gehalten wird, ist offenbar eine andere Entwicklung im Gange.

Nicht nur, dass viele Erwachsene Kaninchen halten, es gibt auch Anzeichen dafür, dass die Zahl der Kaninchen in Freilandhaltung zunimmt, das heißt Kaninchen, die nicht in Käfigen gehalten werden, sondern frei im Haus oder im Freien herumlaufen dürfen.

„Das deutet darauf hin, dass das Kaninchen auf dem Weg ist, einen etwas höheren Status zu erlangen“, sagt Cecilie Ravn Skovlund.

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