Religion

Weniger Kirchenaustritte

Weniger Kirchenaustritte

Weniger Kirchenaustritte

Dänemark
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Die dänische evangelische Kirche, die Volkskirche (folkekirke), verzeichnet weniger Kirchenaustritte. Foto: Finn Byrum/Ritzau Scanpix

Vor einigen Jahren verlor die Volkskirche vermehrt Mitglieder. Das tut sie zwar auch heute noch, doch ein Religionswissenschaftler denkt, dass die Kirche trotzdem beneidet wird.

Die dänische Statistikbehörde hat neue Zahlen über die dänische evangelische Kirche, die Volkskirche (folkekirke) herausgegeben. Im Jahr 2019 sind 9.485 Personen aktiv aus der Kirche ausgetreten – Todesfälle werden also nicht gezählt.

Das sei die niedrigste Zahl seit 2007, schreibt die Zeitung „Kristeligt Dagblad“. Der Zeitung zufolge nahmen die Austritte im Jahr 2012 stark zu, als sich eine heftige Debatte um die Einführung einer Trauungszeremonie für homosexuelle Paare entzündet hatte. 2016 kehrten dann 24.700 Personen der Kirche den Rücken infolge einer Kampagne der „atheistischen Gesellschaft“ (Ateistisk Selskab), die es Kirchenmitgliedern einfacher machte, aus der Kirche auszutreten.

Laut der Volkskirche sind 74,3 Prozent der Einwohner Dänemarks Mitglied der Volkskirche – 0,4 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Die Zahl der Neuzugänge hat sich im siebten Jahr in Folge auf 9.003 leicht erhöht. Die Kirche führt zudem an, dass die Zahl der Konfirmationen und die Zahl der kirchlichen Begräbnisse in etwa gleich geblieben seien.

„Verzerrte Wahrnehmung"

Die Entwicklung in der Vergangenheit habe dazu geführt, dass heute die Situation der Volkskirche verzerrt wahrgenommen werde. Es sei nicht so, dass es an einem Zugehörigkeitsgefühl zur Kirche fehle, so Religionswissenschaftler Anders Klostergaard Petersen von der Universität Aarhus in „Kristeligt Dagblad“. Er stellt fest: „In Wirklichkeit ist es genau andersherum.“ Jede Partei und jede Institution träume von einer Zustimmung und Beteiligung, wie es in der Volkskirche der Fall sei. Die Anzahl der Mitglieder sei stabil, wenn man Einwanderer einbeziehe.

Nach Ansicht des Religionswissenschaftlers zeigen die Zahlen der vergangenen 15 Jahre, dass die Kirche nicht viel mehr Mitglieder gewinnen kann, andererseits habe die Kampagne der Atheisten nicht viel gebracht – 10.000 bis 15.000 seien nichts gegen eine Bevölkerung von 5 bis 6 Millionen.

Sandbeck: Dänen mit Kirche glücklich

Lars Sandbeck vom Ausbildungs- – und Wissenszentrum der dänischen Volkskirche erkennt den kurzzeitigen Erfolg der Atheisten-Kampagne. Seiner Meinung nach sind die Dänen generell sehr glücklich mit ihrer Kirche. Sie seien froh darüber, dass es sie gebe, wenn man sie brauche, so Sanbeck in „Kristeligt Dagblad“. Er sagt: „Die meisten Dänen sehen die Volkskirche als eine positive oder harmlose Institution. In der Realität sind sie der Religion gegenüber viel zu gleichgültig eingestellt, als dass man sie gegen die Kirche mobilisieren kann.“ Seiner Meinung nach wird es keinen erneuten Anstieg der Kirchenaustritte geben, bis es wieder eine große Debatte um einen Geistlichen gibt, der nicht an Gott oder das ewige Leben glaubt.

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