Kulturaustausch

Großes Interesse an Salongesprächen über Deutschland in Kopenhagen

Großes Interesse an Salongesprächen über Deutschland in Kopenhagen

Großes Interesse an Deutschland-Gesprächen in Kopenhagen

Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Die Autorin Ines Geipel zu Gast bei Philipp Ostrowicz (links) und Moritz Schramm Foto: Privatfoto

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Dänisch-Deutsche Gesellschaft lädt monatlich Gäste zu Gesprächen über die Entwicklung in der Bundesrepublik ein. Sie will dem dänischen Publikum einen Einblick in ein Land im Umbruch gewähren.

„Udsolgt“, ausverkauft steht in Rot auf der Anzeige für die Veranstaltung „Quo vadis, Tyskland?“, die am Montag im Kopenhagener Stadtteil Nørrebro stattfindet.

Sie ist eine der „Deutschlandsalons“, die eine Gruppe von Deutsch-Dozentinnen und -Dozenten Anfang des Jahres ins Leben gerufen haben. Sie wurden schnell zum Erfolg.

„Die bislang fünf Salons haben gezeigt, dass es Interesse tatsächlich für Deutschland gibt. Es waren jedes Mal 100 Menschen dort, und die Veranstaltungen waren sehr schnell ausverkauft“, erzählt Philipp Ostrowicz.

Lockerer Rahmen

Er unterrichtet Deutsch an der Copenhagen Business School (CBS). Nachdem sein Kollege Moritz Schramm von der Süddänischen Universität (SDU) Vorsitzender der Dänisch-Deutschen Gesellschaft (Dansk-Tysk Selskab) wurde, instand die Idee zu diesen Gesprächen über die Bundesrepublik mit wechselnden Gästen.  

Philipp Ostrowicz und Moritz Schramm Foto: Privatfoto

„Wir hatten überlegt, wie wir Deutschland für Menschen in Dänemark sichtbarer machen könnten. Moritz Schramm hatte die Idee, wir könnten in der Salontradition im lockeren Rahmen Gäste einladen“, so Ostrowicz.

Neben Schramm und Ostrowicz sind auch Anna Sandberg von der Uni Kopenhagen und Adam Paulsen von der SDU mit von der Partie.

„Wir erleben auf der einen Seite den Trend, dass immer weniger Menschen in Dänemark Deutsch lernen. Zum anderen erleben wir, seit Berlin unter Dänen populär geworden ist, ein steigendes Interesse, mehr über Deutschland zu erfahren“, nennt Ostrowicz als Grund dafür, warum sie diese Veranstaltungen machen.

Umbruch in Deutschland

Doch auch wenn Berlin bereits vor Jahren bei vielen Kopenhagenerinnen und Kopenhagenern cool geworden ist, so ist nach seiner Erfahrung das Bild von Deutschland noch immer von alten Vorstellungen geprägt. Auch das möchte das Viergespann gerne ändern.

„Eines unserer Anliegen ist es zu vermitteln, dass in Deutschland vieles im Fluss ist. Bereits seit dem Fall der Mauer 1989 ist vieles im Umbruch, und Deutschland ist heute ein ganz anderes Land. Diese Entwicklung birgt selbstverständlich auch viele Herausforderungen in sich“, so der CBS-Dozent.

Bislang waren unter anderem das Inflationsgespenst, die Arbeiterbewegung und die Erblast nach der DDR Thema des Salons.

„Wir haben sowohl Gäste aus Dänemark als auch aus Deutschland, denn wir wollen gerne beide Sichtweisen vermitteln.“

Kontroverse Stimmen

Von Dänemark aus wird die Vielfalt Deutschlands häufig nur begrenzt wahrgenommen, wie auch der langjährige Berlin-Korrespondent von „DR“, Michael Reiter, im Interview mit dem „Nordschleswiger“ erzählt hat. Dies gilt für die regionale Vielfalt, aber auch für die im Vergleich zu Dänemark großen Unterschiede bei den Weltanschauungen.

„Wir wollen unter Anderem gerne die Diversität Deutschlands vermitteln. Daher laden wir auch unterschiedliche Stimmen ein. Bei der Veranstaltung am Montag kommt zum Beispiel Max Czollek, der ja durchaus ein kontroverser Autor ist“, sagt Philipp Ostrowicz.   

Besagter Czollek hat einen jüdischen Hintergrund und wurde durch die 2018 erschienene Streitschrift „Desintegriert Euch!“ bekannt. Er setzt sich kritisch mit der Vergangenheitsbewältigung auseinander.

„Tysklandssalonen“ findet jeweils am letzten Montag des Monats im „LiteraturHaus“ in Kopenhagen statt. Die Veranstaltung wird vom Goethe-Institut unterstützt.

Mehr lesen

Leserinnenbeitrag

Heidi Andersen Eisenkrämer
„Wellness-Abend im Ruderclub – sicherlich nicht der Letzte“