Küchenkunst

Nordschleswig sternenlos in Aarhus

Nordschleswig sternenlos in Aarhus

Nordschleswig sternenlos in Aarhus

Timo Iwersen
Aarhus
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Wer mit Stern speisen möchte, muss Nordschlewig verlassen. Foto: Svante Griffel

Für Nordschleswiger gab es wenig zu jubeln, als Montagabend im Musikhuset Aarhus die diesjährigen Michelin-Sterne für die skandinavischen Länder verliehen wurden.

Wer als Nordschleswiger in Dänemark in einem Restaurant mit einem Michelin-Stern speisen möchte, muss noch immer mindestens nach Fredericia (Ti Trin Ned) reisen. Das am nächsten gelegene Zwei-Sterne-Restaurant liegt weiterhin in Henne an der Westküste (Henne Kirkeby Kro). Das war das Ergebnis der diesjährigen Verleihung der Michelin-Sterne für die skandinavischen Länder.

Zum allerersten Mal fand die Veranstaltung des Michelin-Guides nicht in einer skandinavischen Hauptstadt statt. In diesem Jahr war Aarhus der Austragungsort. Für Gwendal Poullennec, der erst im letzten Jahr Michael Ellis als internationalen Direktor des Michelin-Guides abgelöst hat, eine logische Wahl: „Letztes Jahr waren wir in Kopenhagen. Dass die Wahl in diesem Jahr auf Aarhus gefallen ist, zeigt, dass Dänemark ein gastronomisches Vorreiterland ist“. In seiner einleitenden Rede lobte er die nordische Küche für ihren gekonnten Mix aus Tradition und Innovation sowie ihren positiven Einfluss auf die Gastronomie weltweit. Auch die Koch-WM im Januar zeige dies mit aller Deutlichkeit, so Poullennec. Hier gewann Dänemark den Titel – vor Schweden, Norwegen und Finnland.

Dänische Gastronomie-Experten hatten im Vorfeld die Hoffnung geäußert, dass Gwendal Poullennec als neuer Direktor für etwas frischen Wind für den doch sehr konservativ angehauchten Michelin-Guide sorgen könnte. Diese Hoffnungen wurden enttäuscht. Man habe zum ersten Mal Restaurants in Städten wie Aalborg und Rønde (bei Aarhus) besucht, so Poullennec. Doch ein echter Umbruch und große Überraschungen blieben aus. Vier neue Ein-Sterne-Restaurants, davon eins in Kopenhagen, und drei neue Zwei-Sterne-Restaurants (u. a. das Restaurant Koks auf den Färöern, das bislang nur einen Stern hatte) hatten die Michelin-Tester in diesem Jahr auf dem Skandinavien-Programm. Selbst das wiedereröffnete Restaurant Noma kam nicht auf drei, sondern – wie früheren Jahren auch schon – nur auf zwei Sterne.

Nordschleswig ging auch in diesem Jahr wieder ganz leer aus. Das Hotel Baltic, das seit 2017 von Silje Brenna og Jonas Mikkelsen verpachtet wird, galt als Geheimfavorit. Die beiden konnten auch in diesem Jahr mit ihrem Hotel Frederiksminde einen Stern einfahren, das Hotel Baltic ging aber bis auf Weiteres leer aus. Auch der aus Woyens stammende Brian Mark Hansen, Küchenchef von Søllerød Kro, kam nicht auf die erhofften zwei Sterne, sondern blieb bei einem.

Die Michelin-Show in Aarhus hatte dennoch Neuigkeiten zu vermelden. Zum ersten Mal wurden drei Sonderpreise verliehen: Der „Sustainability Award“ (Nachhaltigkeitspreis) ging an das norwegische Restaurant Credo in Trondheim, der „Young Chef Award“ an Poul Andrias Ziska vom Restaurant Koks auf den Färöern und der „Welcome & Service Award“ für das beste Kundenerlebnis an Henne Kirkeby Kro. Die Michelin-Tester hätten hier „einen magischen Ort“ vorgefunden, hieß es.

Zum Schluss gab es noch rührende Szenen. Als die drei Chefköche der drei skandinavischen Drei-Sterne-Restaurants Maaemo (Oslo), Frantzén (Stockholm) und Geranium (Kopenhagen) auf die Bühne gebeten wurden, nahm Rasmus Kofoed (Geranium) seine kleine Tochter Camilla mit. Sie hatte an dem Tag Geburtstag, worauf das ganze Publikum ihr ein Geburtstagsständchen brachte.

 

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