Sexismus-Debatte

Peter Aalbæk in Schweden zur Persona non grata erklärt

Peter Aalbæk in Schweden zur Persona non grata erklärt

Peter Aalbæk in Schweden zur Persona non grata erklärt

Apenrade/Aabenraa
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Peter Aalbæk Jensen
Peter Aalbæk Jensen Foto: Mads Nissen/Scanpix

Der ehemalige Chef der Produktionsgesellschaft Zentropa und enge Vertraute des berühmten dänischen Filmemachers Lars von Trier, Peter Aalbæk Jensen, wird an künftigen Projekten, die Zentropa in Schweden umsetzen will, nicht mehr mitwirken können. Die westschwedische Filmförderung gab bekannt, Aalbæks Haltung zu sexueller Belästigung nicht hinnehmen zu wollen.

Der legendäre dänische Filmproduzent Peter Aalbæk Jensen darf keine Filme mehr produzieren,  die von der schwedischen Filmförderungsgesellschaft Film i Väst gefördert werden. Das steht nach einer gemeinsamen Erklärung der Aalbæk-Firma Zentropa und Film i Väst fest.

Was war passiert? Der isländische Pop-Weltstar Björk hatte kürzlich kundgetan, dass sie von „einem dänischen Filmregisseur“ sexuell belästigt worden sei. Ohne den Namen zu nennen war klar, dass es sich um Lars von Trier handeln musste – schließlich hat Björk nur einen Film gedreht, „Dancer in the Dark“, unter der Regie des Dänen.

Schon schnell, so Björk, sei ihr klar geworden, dass sexuelle Belästigung in der Filmbranche offenbar die Norm sei – und dass ein solches Verhalten toleriert und sogar gefördert würde.

Aalbæk und von Trier spielen die Opferrolle

Aalbæk, enger Vertrauter und Produzent des Regisseurs, nahm nach den Vorwürfen Björks sogleich die Rolle des Underdogs ein.

„So weit ich mich erinnere, waren wir die Opfer“, sagte der wohl mächtigste nordische Filmboss der vergangenen Jahrzehnte zu „Jyllands-Posten“. „Diese Frau war stärker als Lars von Trier, ich und unser Unternehmen zusammengenommen.“ Björk habe alles bestimmt und das Filmprojekt fast abgebrochen.

Björk stellt das anders dar: „Nachdem ich den Regisseur wiederholt zurückgewiesen habe, war er beleidigt und bestrafte mich“, so die Musikerin, die 2000 bei den Filmfestspielen in Cannes den Preis als beste Hauptdarstellerin bekam – und danach nie wieder in einem Film mitwirkte. „Ich habe es nicht akzeptiert, sexuell belästigt zu werden. Das wurde dann so dargestellt, als sei ich schwierig“, sagt Björk über die Reaktionen Aalbæks und von Triers.

Aalbæk: Schweden wollen „asexuelle Sozialdemokraten“

Im Zuge der Debatte um „seinen“ Regisseur hat Aalbæk, der sich seit jeher als Freigeist inszeniert, wiederholt seine saloppe Haltung zum Thema sexuelle Belästigung deutlich gemacht. Das wiederum gefiel der schwedischen Filmförderungsgesellschaft Film i Väst nicht, die seit vielen Jahren einer der wichtigsten Partner von Zentropa ist – jener Firma, deren Chef Aalbæk bis vor kurzem war und für die er noch immer tätig ist. Aalbæk solle sich zusammenreißen, so die Meldung aus Trollhättan, der schwedischen Film-Hauptstadt.

Aalbæk reagierte unnachgiebig: Die Schweden wollten eben einfach nur mit „asexuellen Sozialdemokraten“ zusammenarbeiten, sagte er im schwedischen Fernsehen. Dass er weiblichen Mitarbeitern gelegentlich einen Klaps auf den Hintern gibt, bezeichnete der Filmboss, der Medienberichten zufolge auch sonst gerne den körperlichen Kontakt mit seinen Angestellten sucht, als „Juxerei“, die eben dazugehöre.

Zentropa und Film i Väst einigen sich – ohne Aalbæk

Aalbæk, der sich selbst wechselweise als „der Aal“ oder „das Schwein“ bezeichnet, bleibt trotzig. Vorwürfe zum Beispiel der dänischen Filmkritikerin Nanna Frank Rasmussen, sie anzüglich angegangen zu haben, leugnet er gar nicht erst. „Wenn Nanna Frank Rasmussen ein Problem damit hat, dass jemand ihr vor zwanzig Jahren auf einem Fest auf den Hintern geklatscht hat, dann ist das ihr Problem“, so Aalbæk zu Jyllands-Posten. Es sei eben seine Natur, so zu handeln.

Film i Väst hat sich nun gemeinsam mit Zentropa darauf geeinigt, dass Aalbæk nicht mehr als Produzent agieren wird, wenn Geld von Film i Väst im Spiel ist. Gemeinsam haben die beiden Gesellschaften zudem eine Nulltoleranz-Vereinbarung zum Thema sexuelle Belästigung getroffen.

Die Millionen aus Schweden fließen also weiter nach Dänemark. „Das Schwein“ Aalbæk ist aus dem Spiel – zumindest offiziell. Denn seinem Freund Lars von Trier wird er, zu Hause in Dänemark, weiter zur Seite stehen – und der ihm. „Ich habe mich geweigert, mich einer Gesinnungskontrolle zu unterziehen“, so Aalbæk nach seiner Ausbootung.

„Der Feminismus“, sagt Anna Serner, Geschäftsführerin des Schwedischen Filminstitutes, sei „in Schweden deutlich weiter gekommen“ als in Dänemark. „Peter Aalbæk Jensen und Lars von Trier machen sich einen Spaß daraus, Enfant Terribles zu sein. Doch ich möchte behaupten, dass das nicht länger etwas ist, was wir cool finden, akzeptieren oder zu dem wir beitragen“, sagt sie in Göteborgs-Posten.

 

Hintergrund:
Seit Oktober wird weltweit über sexuelle Belästigung und Sexismus in der Filmbranche und in anderen Bereichen debattiert. Auslöser war der Skandal um den amerikanischen Filmproduzenten Harvey Weinstein, in dem Dutzende von Frauen ihn der sexuellen Belästigung, der sexuellen Nötigung oder der Vergewaltigung beschuldigten.

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