Leitartikel

„Gemeinsinn statt Hygge“

Gemeinsinn statt Hygge

Gemeinsinn statt Hygge

Nordschleswig/Sønderjylland
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In Coronazeiten ist es in Dänemark nicht mehr ganz so hyggelig wie vorher. Wir müssen in diesen Tagen aber ein kleines Opfer für andere bringen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Vor wenigen Wochen noch konnte es mit der Wiederöffnung der Gesellschaft nicht schnell genug gehen: Genug der Corona-Maßnahmen – wir wollten im Sommer wieder zum normalen Leben zurückkehren. Politik und Gesundheitsbehörde gewährten uns ein Stückchen mehr Freiheit, doch die vergangenen Tage haben gezeigt, dass alles seinen Preis hat  – auch die Rückkehr zu mehr Normalität.

Die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten ist überall auf der Welt gestiegen – und so auch in Dänemark. Vielleicht nicht so dramatisch, wie in anderen Ländern, aber genug, um uns alle daran zu erinnern, dass die Tage des Coronavirus nicht gezählt sind.

Auch, wenn die beiden größten Ausbrüche in Aarhus und Ringsted bestimmten Gruppen zugeordnet werden können, so haben die Öffnungsphasen zwei und drei die Virus-Kurven wieder nach oben schnellen lassen.

Die natürliche Konsequenz ist, dass die Phase vier mit der Öffnung von Nachtklubs und Discos – und vielleicht auch die Rückkehr zu den Universitäten –  verschoben werden muss. Es ist doch noch nicht so weit.

Ob bereits gewonnene Freiheiten ebenfalls wieder eingeschränkt werden, ist zwar fraglich, aber die Möglichkeit besteht: Wenn wir das Coronavirus nicht ernst nehmen, dann hat es Folgen.

Sicherlich werden die jugendlichen Partygänger es noch einige Wochen ohne Discokugel aushalten können, und auch die Erwachsenen werden noch einige Zeit auf Konzerte verzichten können – das ist trotz allem ein kleines Opfer.

Aber für die Unterhaltungswirtschaft werden weitere Wochen oder gar Monate des Stillstandes die Krise verschlimmern. Freischaffende Künstler und Veranstaltungsstätten sind am Rande der Verzweiflung – und des Konkurses. Daher ist die Regierung dazu aufgerufen, mehr denn je diesen Branchen unter die Arme zu greifen.

Wir anderen müssen damit leben, dass das Leben weiterhin beeinträchtigt ist – ob durch Begrenzungen oder gar wegen der Maske. Das ist zwar nicht ganz so hyggelig wie vorher, doch dafür zählt nun ein anderes Wort, das viel wichtiger ist: Gemeinsinn.

Für andere Menschen ein kleines Opfer bringen. Das kriegen wir doch noch hin, oder?

 

 

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