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Dänemark bereit, Mädchen aus Gefangenenlager zu evakuieren

Dänemark bereit, Mädchen aus Gefangenenlager zu evakuieren

Dänemark bereit, Mädchen aus Gefangenenlager zu evakuieren

Ritzau/hm
Kopenhagen
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Die dänische Regierung unter Mette Frederiksen gerät unter Druck. Grund ist die ungelöste Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen Kinder aus IS-Gefangenenlagern in Syrien mit einer Anbindung an Dänemark dorthin einreisen dürfen. Foto: Mette

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In syrischen Gefangenenlagern für IS-Angehörige leben dänische Mütter mit ihren Kindern. Ein krankes Kind darf nun nach Dänemark kommen – aber ohne Mutter. Deren Rechtsanwalt lehnt ab.

Die dänischen Behörden sind bereit, ein vierjähriges Mädchen, das unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, aus einem syrischen Gefangenenlager nach Dänemark zu bringen. Das Angebot gilt nur für das Mädchen. Die Mutter, eine Dänin, und der fünfjährige adoptierte Bruder müssen in Syrien bleiben. Dies berichtet die Zeitung „Berlingske“, die sich auf einen Brief des Außenministeriums an den Anwalt der Familie beruft.

Das Ministerium könne eine „medizinische Evakuierung“ des Mädchens anbieten, sollte die Mutter dies wünschen, schreibt die Zeitung in Bezug auf den Brief. Dem Rechtsanwalt zufolge wird die Mutter nicht akzeptieren, dass die Tochter allein reist.

Druck der Stützparteien

Die dänische Regierung hat trotz des Druckes der Einheitsliste sowie der Stützparteien SF und Radikale bislang Forderungen abgewiesen, Kinder mit einer dänischen Anbindung aus syrischen Gefangenenlagern einreisen zu lassen. Die Lager im Nordosten Syriens sind unter kurdischer Kontrolle; sie entstanden, als der sogenannte Islamische Staat, IS, dort besiegt wurde.

Die Regierung will nicht, dass die Eltern dieser Kinder nach Dänemark kommen. Die Mütter der Kinder waren nach Syrien gereist, um den Islamischen Staat zu unterstützen. Die Regierung ist der Auffassung, dass sie damit Dänemark den Rücken gekehrt haben.

Die Radikalen und die Einheitsliste fordern, dass die Mutter mit einreisen darf.

Arbeitsgruppe soll Lösung aufzeigen

Das Außenministerium weiß von insgesamt 19 Kindern von sechs Müttern mit einer Verbindung nach Dänemark, die in syrischen Gefangenenlagern leben. Der Geheimdienst der Polizei schreibt in seinem jüngsten Bericht von 25 Kindern im nordöstlichen Syrien. PET erklärt die unterschiedlichen Zahlen unter anderem damit, dass es schwierig sei, in einem Krisengebiet verlässliche Angaben zu erhalten.

Ostern hatte die Regierung mitgeteilt, dass eine neue Arbeitsgruppe nach einer Lösung für die Kinder suchen soll – ohne Eltern. Spätestens am 15. Mai soll die Arbeitsgruppe Lösungen vorschlagen.

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