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Studie: Junge Menschen gehen bei Regen seltener wählen

Studie: Junge Menschen gehen bei Regen seltener wählen

Studie: Junge Menschen gehen bei Regen seltener wählen

dodo/Ritzau
Dänemark
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Zwei Personen mit Regenschirm
Forscher empfehlen, die Kommunalwahlen in Dänemark auf April zu verlegen, da dies statistisch der trockenste Monat ist. Foto: Etienne Girardet/Unsplash

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Forscher meinen, dass es „besorgniserregend für die Demokratie" sei und die Wahl „verzerrt werden könnte", wenn vor allem junge Menschen an nassen Wahltagen zu Hause bleiben.

Sollen möglichst viele Menschen ihre Stimme abgeben, sollte der Wahltermin an einem sonnigen Tag sein.

So die kurze Zusammenfassung einer neuen Studie von Forschern der Universität Kopenhagen.

In der Studie verglich laut „Videnskab.dk“ der Doktorand Søren Damsbo-Svendsen zusammen mit dem Professor und Wahlforscher Kasper Møller Hansen 34 internationale Studien zur Bedeutung des Wetters für die Wahlbeteiligung und führte zusätzlich eine ähnliche Studie in Dänemark durch.

Die Metastudie zum Wetter am Wahltag – unter anderem für Präsidentschaftswahlen in den USA und Parlamentswahlen in mehreren europäischen Ländern – zeigte, dass Regen am Wahltag zu einem Rückgang der Wahlbeteiligung um durchschnittlich 0,42 Prozentpunkte führte.

Dänische Daten

Um eine bessere Evidenz zu schaffen und die Studien in einen dänischen Kontext zu stellen, verglichen die Forscher außerdem die Beteiligung bei den Kommunalwahlen 2013 und 2017 mit lokalen Wettermessungen des Dänischen Meteorologischen Instituts (DMI) für die beiden Wahltage.

„Das ist eine wirklich spannende Studie, weil es eine große Datenmenge und eine Fülle von Details gibt, die die lokale Bedeutung des Wetters für eine Wahl dokumentiert“, sagt Jørgen Elklit, emeritierter Professor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Aarhus, der Autor zahlreicher Bücher über Wahlen und Wahlbeteiligung ist, zu „Videnskab.dk“.

In der dänischen Studie verglichen die Forscher Statistiken darüber, wie viele Menschen ein Kreuz setzen und wo sie leben, und dann das von DMI aufgezeichnete Wetter am Wahltag in den betreffenden Gebieten.

Hier ergibt sich, dass mit jedem Zentimeter Regen die Stimmwahrscheinlichkeit um 0,95 Prozentpunkte sinkt.

Nichts Alarmierendes

Die Wirkung, die die Studie nachweisen könne, sei nicht alarmierend, sagt Professor Jørn Sønderholm vom Fachbereich Kultur und Lernen, der sich unter anderem mit Wahlbeteiligung und Fragen des Wahlrechts befasse.

„Es ist eine interessante Studie im dänischen Kontext und bestätigt etwas, das seit Langem bekannt ist. Selbst wenn dies so ist, fällt selten ein Zentimeter Niederschlag pro Tag“, so Sønderholm.

Große Auswirkungen auf junge Wählerinnen und Wähler

Das Überraschendste an den Ergebnissen der dänischen Studie ist laut den Autoren selbst, dass sich schlechtes Wetter unterschiedlich auswirkt.

So hat sich gezeigt, dass Regen am Wahltag eher junge Menschen zwischen 20 und Anfang 30 dazu bringt, zu Hause zu bleiben und nicht zu wählen als ältere Wählerinnen und Wähler.

„Das bedeutet, dass die Wahlen auch verzerrt werden können. Hier nähern wir uns einem Kontext, in dem das Wetter direkte Auswirkungen darauf haben kann, wer zum Beispiel in die Stadträte gewählt wird, weil verschiedene Wählergruppen unterschiedlich auf ‚schlechtes‘ Wetter reagieren“, sagt Søren Damsbo-Svendsen, einer der Autoren hinter der Studie.

Gefahr für die Demokratie

Für den Wahlforscher und Autor der Studie, Kasper Møller Hansen, ist es zudem auch ein grundsätzlicheres Problem, dass bei nassem Wetter weniger junge Menschen zur Wahl gehen.

„Es ist besorgniserregend für die Demokratie, wenn junge Leute nicht wählen gehen, weil es an dem Tag geregnet hat, an dem sie zum ersten Mal wählen konnten. Dann besteht die Gefahr, dass sie auch bei der nächsten Wahl zu Hause bleiben, was zu einem demokratischen Problem führen kann. Allerdings gibt es in der Demokratie auch größere Sorgen als das Wetter, an dem wir ohnehin selten etwas ändern können“, so Hansen.

Ein Lösungsvorschlag

Die dänische Studie zeigt, dass Regen die Stimmabgabe erschweren kann, Sonnenschein hingegen die Wahlbeteiligung erhöht.

Eine mögliche Lösung könnte also darin bestehen, die Kommunalwahlen in den April zu verlegen, den trockensten Monat des Jahres, schreibt Kasper Møller Hansen in der Studie: „Eine Verlegung der Wahl auf April würde das Abstimmungsergebnis verbessern, indem die erwartete Wahlbeteiligung unter jungen Wählern und wahrscheinlich auch anderen marginalen Wählergruppen erhöht wird.“

 

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