Dieser Tag auf Bornholm

„Die Qual der Wahl“

Die Qual der Wahl

Die Qual der Wahl

Allinge
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Eine Stunde vor Beginn füllt sich allmählich der Platz vor der Hauptbühne. Foto: Walter Turnowsky

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In diesen Tagen ist die gesamte dänische Politprominenz nach Bornholm umgezogen. Der Anlass ist das Folkemøde, das dieses Jahr wieder in vollem Umfang stattfinden kann. Walter Turnowsky ist für den „Nordschleswiger“ dabei und hat seine wöchentliche Kolumne aus Kopenhagen in eine tägliche von Bornholm umfunktioniert.

Im südlichen Teil von Bornholm spürte man am Mittwoch noch wenig bis nichts vom Folkemøde.

Nun sind es von hier aus auch gut 30 Kilometer bis Allinge, wo das Politfestival stattfindet. Wer rechtzeitig gebucht hat und es sich leisten kann (oder gezahlt bekommt) wohnt näher dran, zumal das informelle Abendprogramm ein wesentlicher Teil der Veranstaltung ist. Doch mein Sommerhaus liegt nun mal, wo es liegt, und für die Tage für eine horrende Summe vermieten möchte ich es sowieso nicht.

Der größte Teil der Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Medien wird erst am Donnerstag auf der Insel einfallen. Am Mittwoch ist es eher das Fußvolk, dass mit den Vorbereitungen beschäftigt ist.

Jetzt wieder richtig

Im vergangenen Jahr habe zum ersten Mal das Folkemøde besucht, allerdings in einer aus Corona-Gründen stark reduzierten Ausgabe mit maximal täglich 2.000 Besucherinnen und Besuchern. Normalerweise kommen auf die drei Tage verteilt 60.000 Menschen zum Festival, das auf eine Initiative des Venstre-Politikers Bertel Haarder zurückgeht.

Letzte Vorbereitungen Foto: Walter Turnowsky

Er hat 2010 auf der schwedischen Insel Gotland die Almedalswoche besucht, bei der ebenfalls Politik im lockeren Rahmen diskutiert wurde. Im Jahr darauf gab es das erste Folkemøde in Allinge. „Eine Mischung aus Sommer-Volkshochschule, Roskilde Festival und Politiker-Tierschau“, schwebte Haarder vor.

200 Bühnen und Zelte

Apropos Roskilde Festival: Dort gibt es acht Bühnen. In Allinge gibt es um die 200 Bühnen und Zelte, und überall finden Debatten, Talks, Happenings und Events statt. Da soll sich ein „Nordschleswiger“-Journalist noch zurechtfinden. Das war bei der Corona-Ausgabe im vergangenen Jahr noch deutlich einfacher.

Zum Glück kann man auf der Homepage des Festivals sein eigenes Programm zusammenstellen, indem man einfach die Veranstaltungen anklickt. Dumm ist nur, dass meines bereits vor Doppelbuchungen nur so strotzt.

Es gibt eine wahre Flut an Angeboten Foto: Folkemødet

Limbo, Südschleswig oder Rüstung

Also, gehe ich nun zum Grenzlimbo (Wer schafft es noch rechtzeitig unter dem Schlagbaum hindurchzuschlüpfen?) veranstaltet von der Europabewegung oder doch lieber zu einer Diskussion über die zukünftige Verteidigung? Und was interessiert unsere Leserinnen und Leser mehr?

Grænseforeningen und Südschleswig sind mit einem Zelt vertreten, in dem auch der SSW-Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler an mehreren Veranstaltungen teilnehmen wird. Das ist ja dann schon fast Pflichtprogramm.

Noch schnell ein paar extra Bänke aufgestellt Foto: Walter Turnowsky

Signale für die Wahl?

Sogar der Verein zur Förderung einer Alsen-Fünen-Verbindung ist hier vertreten, und an dem Zelt werde ich wohl auch vorbeischlendern. Die „Debatte“, bei der der Verein mit sich selbst über die Vorzüge der Verbindung diskutieren wird, erspare ich mir jedoch eher.

Die Auftritte einige der Parteichefs auf der Hauptbühne werde ich mir anhören. Schließlich ist Wahljahr und dann sollte man als Kopenhagen-Korrespondent schon ein wenig die Stimmung ausloten. Die Erfahrungen vom vergangenen Jahr zeigten jedoch, dass dies nicht unbedingt die spannendsten Veranstaltungen sind.

Beim ersten Programmpunkt, den ich unmittelbar nach Abschluss dieser Kolumne besuchen werde, habe ich es mir jedoch leicht gemacht: Die offizielle Eröffnung des Folkemødes mit Staatsministerin Mette Frederiksen und Musik von Caroline Henderson findet Donnerstag um 11 Uhr statt. Irgendwo muss man ja schließlich anfangen.

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