Diese Woche in Kopenhagen

„Im großen Sandkasten“

Im großen Sandkasten

Im großen Sandkasten

Kopenhagen
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Die Sozialdemokraten und Venstre werfen sich gegenseitig eine „Amerikanisierung“ der dänischen Politik vor, und in der dänischen Volkspartei scheint die Vorsitzenden-Wahl zu einer Spaltung zu führen. Ereignisse, die Walter Turnowsky auf allerhand eigenartige Gedanken gebracht haben, die er dann auch noch niedergeschrieben hat.

Mitten in Kopenhagen, umgeben vom Frederiksholm Kanal, liegt ein großer Sandkasten. Und mitten im Sandkasten steht ein Sandschloss, auf dem ganz oben Mette sitzt.

Sie entscheidet, wer wann mitspielen darf. Doch das finden Jakob und Søren doof, und sie wollen daher Mette ihre Schaufel wegnehmen. Sie sind sich nur nicht ganz einig, wer von den beiden die Schaufel dann haben soll.

Plüschtiere und Donald

Jakob sagt, er findet es blöd, dass Mette gesagt hatte, dass alle braunen Plüschtiere wegmüssen, und sie hinter den Büschen in der Ecke des Spielplatzes eingegraben wurden.

Das findet Mette nun wieder doof, vor allem weil Jakob dauernd nur von den Plüschtieren faselt. Sie sagt, Jakob und seine Freunde sind fast genauso doof wie der blöde Donald aus dem Kindergarten von ganz weit weg.

Und das finden Mettes Freunde auch. Der kleine Rasmus tänzelt um den Sandkasten und ruft: „Jakob ist Doonald; Jakob ist Doonald!“

Waschküche und Dreijährige

Mette schimpft Jakob auch aus, weil er immer so hässliche Dinge sagt. Mette sagt, dass Jakob und seine Freunde gesagt haben, Mette soll in die Waschküche des Kindergartens eingesperrt werden.

„Das haben wir überhaupt nicht gesagt“, sagt Jakob. „Das waren die Dreijährigen, und ich kann nicht bestimmen, was die sagen.“

Jetzt findet Jakob, dass Mette fast genauso doof ist wie der blöde Donald. Und das finden Jakobs Freunde auch. Sophie und Mads singen: „Wer es sagt, der ist es selbst; wer es sagt, der ist es selbst!“

Sie sagen auch, dass die Dreijährigen, die Mette gerne mögen, immer so hässliche Bilder von Lars gemalt haben, der auch einmal ein Freund von Jakob war.

Indianer auf Wipptieren

Und sie streiten weiter und weiter darüber, wer am meisten so doof wie der blöde Donald ist. Wir mögen das schon gar nicht mehr anhören und anschauen müssen, wie sie sich gegenseitig die Zunge rausstrecken. Wir gehen deshalb rüber zu den Wipptieren auf der anderen Seite vom Spielplatz.

Auf denen reiten Kristian und seine Freunde und spielen Indianer. Eigentlich darf man das mit den Indianern nicht mehr sagen, aber Kristian und seinen Freunden ist doch völlig egal, was man sagen darf.

Wer wird Häuptling

Kristian hat gesagt, dass er nicht mehr der Indianerhäuptling sein möchte, weil alle Kinder in der ganzen Stadt finden, dass Kristian doof ist, wenn er Indianerhäuptling ist.

Dafür wollen Morten und Martin gerne Indianerhäuptling sein, und jetzt sind Kristians Freunde gar nicht mehr so gute Freunde, wie sie immer waren. Zwei andere Kinder wollen auch Häuptling sein, aber keiner kann sich merken, wie die eigentlich heißen.

Pia spielt auch wieder mit, obwohl sie für den Kindergarten eigentlich schon ein wenig zu alt ist.

Marie will eigenen Sandkasten

Insgeheim sind sie alle in Inger verknallt, aber die will dann doch nicht mit ihnen spielen. Sie will lieber Buchstaben malen.

Marie sagt, sie will nicht mehr mitspielen, wenn Morten Häuptling wird. Dann will sie ihren eigenen Sandkasten haben. Martin darf aber mitspielen, und das darf Inger auch – wenn sie will.

Lagerfeuer und ein Onkel 

Am Sonntag in einer Woche werden sie sich dann alle bei einem großen Lagerfeuer treffen, um den neuen Häuptling zu wählen. Aber so gemütlich, wie es früher immer beim Lagerfeuer war, wird es nicht.

Besonders gemütlich waren die Lagerfeuer, wenn Morten vom reichen Onkel im Süden Grillwürstchen mitbrachte – auch wenn sie den Onkel eigentlich nicht mögen. Doch jetzt sagt Martins Freundin Marie, dass Morten den Onkel angelogen hat, um die Würstchen zu bekommen.

Deshalb werden sie bei dem Lagerfeuer genauso viel streiten, wie sie es in Pias altem Indianerstamm immer getan haben. Den Stamm gibt es schon lange nicht mehr.

Alles frei erfunden – fast

Zum Glück habe ich mir das alles nur ausgedacht. In Wahrheit macht sich der integrationspolitische Sprecher der Sozialdemokraten, Rasmus Stoklund, echte Sorgen um den demokratischen Diskurs im Lande. Die Venstre-Politiker Sopie Løhde und Mads Fuglede haben ihm mit guten Argumenten geantwortet.

Und bei der Wahl zum Vorsitz der Dänischen Volkspartei wird in erster Linie über Inhalte und Visionen diskutiert. Marie Krarup ist bemüht, die Debatte auf diesem konstruktiven Gleis zu halten.

Oder so ungefähr ist es zumindest.

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