Digitalisierung

Vertrauen kann nicht exportiert werden

Vertrauen kann nicht exportiert werden

Vertrauen kann nicht exportiert werden

Kopenhagen
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Jim Hagemann Snabe kennt als Aufsichtsratsvorsitzender von Mærsk und Siemens die Situation sowohl in Dänemark als auch in Deutschland sehr gut. Foto: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix

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Dänemark will bei der Digitalisierung eine Vorreiterrolle spielen. Lösungen können jedoch nicht eins zu eins exportiert werden, denn die gesellschaftlichen Voraussetzungen sind in Deutschland ganz andere.

Derzeit wird in der deutschen Politik intensiv über eine stärkere Digitalisierung beraten. Gleichzeitig will Dänemark seine Vorreiterrolle weiter ausbauen.

Eine gute Grundlage also für einen umfassenden Export von Dänemark nach Deutschland – so sollte man zumindest meinen. Doch ganz so einfach ist dies nicht, denn das Verhältnis zum Datenschutz ist in den beiden Ländern vollkommen unterschiedlich. Das wurde deutlich, als die von der dänischen Regierung initiierte Digitalisierungspartnerschaft ihre Empfehlungen vorstellt.

„Der große Vorteil, den wir in Dänemark im Vergleich zu Deutschland haben, ist das hohe Maß an Vertrauen. Das gilt generell für das Verhältnis zum öffentlichen Sektor, aber auch für den Umgang mit Daten“, sagt der Vorsitzende der Partnerschaft, Jim Hagemann Snabe, bei einer Pressekonferenz am Freitag der vergangenen Woche.

Chance für Dänemark

Hagemann Snabe weiß, wovon er spricht, denn er ist nicht nur Aufsichtsratsvorsitzender bei A. P. Møller Mærsk, sondern auch bei der Siemens AG in Deutschland. Er kennt daher die Verhältnisse in beiden Ländern. Er sieht im Vorsprung Dänemarks große Möglichkeiten.

„Viele Länder blicken derzeit in Richtung Dänemark. Können wir dieses Vertrauen nutzen, um besseren Service im öffentlichen Sektor und leistungsfähigere Betriebe zu schaffen, dann können wir eine Vorreiterrolle einnehmen.“

Die Vorstandvorsitzende von Microsoft Danmark und Island, Nana Bule, pflichtet ihm bei.

„Wir haben bereits einen relativ großen dänischen Export an Digitaliserungslösungen. Aber es gibt hier noch ein riesiges Potenzial. Wir sind bereits in vielen Bereichen bei der Digitalisierung führend. Ich bin überzeugt, dies kann eine unsere neuen und sehr großen Exportindustrien werden“, meint sie. 

Die entscheidende CPR-Nummer

Bereits 1968 führte Dänemark die Personennummer, besser als CPR-Nummer bekannt, ein. Sie bildet die Grundlage für die öffentlichen digitalen Lösungen aber auch für das Online-Banking.

„Wir haben NemID, wir haben E-Boks und während der Corona-Pandemie haben wir gesehen, dass wir einen verantwortlichen Umgang mit Daten hinbekommen, um eine Gesundheitskrise in den Griff zu bekommen. Da haben alle mitgezogen“, betont Hagemann Snabe.

In Deutschland sei man dagegen beim Schutz von Personendaten, auch historisch bedingt, deutlich sensibler. Eine Personennummer ist nicht denkbar.

„In Deutschland gibt es eine große Skepsis bezüglich des Teilens von Daten und überhaupt eine Skepsis gegenüber der Digitalisierung“, so der Aufsichtsratsvorsitzende.

Daher können Lösungen, die in Dänemark bereits zum Alltag gehören, nicht direkt in Deutschland übernommen werden.

„Das Vertrauen können wir nicht exportieren, aber wir können die Lösungen exportieren, die eine verantwortungsvolle Nutzung der Daten gewährleisten können.“

Transparente und sichere Lösungen

Auf eben diesen verantwortungsbewussten Umgang mit den Daten weist auch ein weiteres Mitglied der Arbeitsgruppe, Eva Benneke, hin. Sie ist ehemalige Vorstandsvorsitzende von KMD, einem Betrieb, der digitale öffentliche Systeme entwickelt und betreibt.

Als nächsten Schritt für besseren Datenschutz empfiehlt sie, man solle ein Zustimmmungsportal einrichten. Hier sollen Personen und Betriebe ankreuzen können, welche Daten die öffentliche Hand einsehen darf und welche nicht. Damit könne die oder der Einzelne dann auch sehen, welche Daten den öffentlichen Institutionen bereits vorliegen.

Für so ein System sieht sie durchaus Möglichkeiten des Exports.

„Das könnte eine Lösung sein, die auch ein Beispiel für andere dafür sein könnte, wie man Vertrauen schafft und bewahrt", meint Benneke.

 

 

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