Dansk-tysk med Matlok

Henrik Dam Kristensen sieht noch Potenzial im Grenzland

Henrik Dam Kristensen sieht noch Potenzial im Grenzland

Henrik Dam Kristensen sieht noch Potenzial im Grenzland

DN
Kopenhagen
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Folketingspräsident Henrik Dam Kristensen (rechts) beim Interview mit Siegfried Matlok in seinem Büro auf Christiansborg Foto: DK4

Siegfried Matlok spricht im DK4-Interview mit Folketingspräsident Henrik Dam Kristensen.

Der 63-jährige Folketingspräsident Henrik Dam Kristensen, der als ehemaliger Landpostbote aus Vorbasse inzwischen das höchste parlamentarische Amt im Lande bekleidet, ist  nicht  nur aktiver Fan des benachbarten Fußballklubs Vejle, sondern hat auch eine stille Liebe südlich der Grenze: Borussia Mönchengladbach. Diesem Bundesliga-Verein war der junge Mann nicht zuletzt dadurch verbunden, weil damals für die Gladbacher „Fohlen“ Fußballer aus Vejle Weltruhm erlangten: Ulrik Le Fevre und nicht zuletzt auch Allan Simonsen.

Fan von Borussia Mönchengladbach und Minderheiten

Aber im Interview in der Sendereihe „Dansk-tysk med Matlok“ auf DK4 ist Dam Kristensen, der inzwischen seit einigen Jahren in Grindsted lebt, auch „Fan“ des deutsch-dänischen Grenzlandes mit seinen Minderheiten. Die Entscheidung von 1920 – absolute Gerechtigkeit werde es natürlich nie geben können, wie er einräumt – bezeichnet er als die wohl glücklichste in der dänischen Politik des vergangenen Jahrhunderts.

Nicht zuletzt, weil die damit verbundene Verfassungskrise („Påskekrisen“) gelöst werden könne, nachdem König Christian X. wegen der Zugehörigkeit von Flensburg den damaligen radikalen Staatsminister Zahle entlassen hatte, ohne das Parlament zu konsultieren. Das habe damals durch Einfluss und Vermittlung des Sozialdemokraten Thorvald Stauning zu einem neuen Verhältnis zwischen Königshaus und Parlament geführt, das nun seit 100 Jahren zur dänischen DNA gehört und seitdem die Rollen von Königshaus und Parlament klar definiert habe.

Henrik Dam Kristensen: Noch viel mehr Potenzial von Eider bis Königsau

Im DK4-Interview in der Sendereihe „Dansk-tysk med Matlok“, das Freitagabend ausgestrahlt wurde, erinnert Dam Kristensen, der vorübergend auch dem EU-Parlament angehört hat, wie er als Mitglied des europäischen Konvents das deutsch-dänische Minderheitenmodell als Beispiel hervorgehoben habe. In einem gemeinsam mit dem Vorsitzenden von „Grænseforeningen“, Jens Andresen, verfassten Artikel meinte Dam Kristensen kürzlich „zugespitzt“, die deutsch-dänische Grenze sei inzwischen von einem 160 Kilometer langen Gürtel abgelöst worden, wo Dänemark kulturell bis zur Eider und Deutschland kulturell bis zur Königsau reicht.

Damit werde kein schleswigscher Sonderstatus für die Region verfolgt,  so der Folketingspräsident, wohl aber die Erkenntnis, dass die Fortschritte in der deutsch-dänischen Zusammenarbeit noch deutlich mehr Potenzial für die Zukunft hervorrufen können.

Es gibt kein „Deadline“ mehr für die Politik

Folketingspräsident Henrik Dam Kristensen ist von der Stärke der dänischen Demokratie überzeugt, macht sich aber gleichzeitig gewisse Sorgen, weil die Demokratie nach seinen Worten in manchen Feldern herausgefordert ist.

Nach seinen Worten habe man noch nicht die richtigen Antworten gefunden, um sicherzustellen, dass auch die sozialen Medien zusätzlichen Gewinn für die Demokratie abwerfen, zumal die alten Medien gleichzeitig unter Druck stehen.

Im Vergleich zu seiner eigenen Ministerzeit vor zehn Jahren gibt es für Henrik Dam Kristensen einen dramatischen Unterschied: Es gibt kein „Deadline“ mehr für den politischen Betrieb auf Christiansborg.

Präsident will nicht „Order, Order” rufen

Im Interview, das morgen 23.10 Uhr und auch in den kommenden Tagen erneut ausgestrahlt wird, spricht der Folketingspräsident auch über den Umgangston im Parlament und erklärt u. a. warum er hofft, in den Folketingsdebatten nicht wie sein früherer britischer Kollege John Bircow mit dem Ruf „Order, Order“ eingreifen zu müssen.

Mehr Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bundestag

Folketingspräsident Henrik Dam Kristensen will den Vorschlag seines radikalen Vizepräsidenten Jens Rohde unterstützen, die Kontakte zum Deutschen Bundestag zu intensivieren und so bald wie möglich mit dem Präsidium zu Gesprächen nach Berlin reisen. In diesem Zusammenhang hob er  besonders die enge Zusammenarbeit mit Schleswig-Holstein hervor.

Im Interview berichtet Dam Kristensen, wie er als Minister – er war insgesamt fünfmal Minister in den Regierungen unter den Staatsministern Poul Nyrup Rasmussen und Helle Thorning-Schmidt – einen dänischen Rekord aufgestellt hat, nämlich an insgesamt 96 Sitzungen im EU-Ministerrat teilgenommen zu haben. Dabei habe er stets eng mit seinen deutschen Amtskollegen kooperiert, und Deutschlands Bedeutung werde nach dem Brexit, den er aufrichtig bedauere, ja nicht geringer.

Dänemark sollte sich aber auch stärker nordisch orientieren

Dänemark, so sein Rat in der EU, müsse sich aber künftig ohne den großen Mitspieler England verstärkt um Allianz-Partner bemühen, und dabei sollte Dänemark  nach Ansicht Dam Kristensens vor allem auf eine nordische und auch auf eine nordisch-baltische Karte setzen.

Einen Überblick über sämtliche Folgen der Reihe „Dansk-tysk med Matlok“ gibt es hier.

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