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„B.T.“ wird digital: Nach Neujahr keine Papierzeitung mehr
„B.T.“ wird digital: Nach Neujahr keine Papierzeitung mehr
„B.T.“ wird digital: Nach Neujahr keine Papierzeitung mehr
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Digitalisierung: Der Medienkonzern Berlingske Media setzt mit dem Boulevard-Titel künftig voll auf online. „Nordschleswiger“-Chefredakteur Nissen erklärt, weshalb die Voraussetzungen andere sind als beim Minderheiten-Medienhaus.
Ab dem 1. Januar 2023 wird es keine gedruckte „B.T.“ mehr geben. Das hat der herausgebende Medienkonzern Berlingske Media am Mittwoch bekanntgegeben.
Stattdessen wird „B.T.“ als reine Internetzeitung erscheinen – und dies ohne Bezahlschranken und rein werbefinanziert.
Zugleich sollen laut Pressemitteilung schon jetzt die erst 2021 geschaffenen Lokalredaktionen in Aarhus, Odense und Aalborg wieder geschlossen werden. Insgesamt sollen 20 Stellen wegfallen, zehn davon in den Lokalredaktionen.
Papierausgabe „nicht länger wirtschaftlich tragfähig“
Der bisherige Redaktionsleiter, Chefredakteur Jonas Kuld Rathje, verlässt laut „B.T.“ mit sofortiger Wirkung seinen Posten. Die ihm vorgesetzte verantwortliche Chefredakteurin Pernille Holbøll, die im September beim Konkurrenten „Ekstra Bladet“ aufhörte und im April zu „B.T.“ wechselte, soll die Neuausrichtung des Mediums leiten.
„In den vergangenen vier Jahren ist ,B.T.' digital explosiv gewachsen und ist jetzt Dänemarks größtes Nachrichtenmedium“, wird sie in der Pressemitteilung zitiert.
Zugleich sei die Auflage der Papierzeitung „wie erwartet“ gesunken und sei „nicht länger wirtschaftlich tragfähig“.
„Deshalb richten wir nun alle unsere Kräfte darauf, da am besten zu sein, wo die meisten Däninnen und Dänen sind, nämlich am Mobiltelefon“, so Holbøll.
„Nordschleswiger“-Chef: Dänische Medienwelt blickt auf „B.T.“
Der Wechsel ins Digitale habe sich bei „B.T.“ über längere Zeit angebahnt und kommt für „Nordschleswiger“-Chefredakteur Gwyn Nissen nicht überraschend, sagt er.
„Für die dänische Medienbranche ist die Digitalisierung von ,B.T.’ natürlich weitaus interessanter als die Transformation des ‚Nordschleswigers‘. Wir werden als Minderheitenmedium finanziell gefördert, aber ,B.T.’ muss jetzt digital Geld verdienen – und das ausschließlich durch den Anzeigenverkauf“, so Nissen.
„Der Nordschleswiger“ war im Februar 2021 als erstes Medium in Dänemark den Schritt von der Tageszeitung auf Papier zum reinen Online-Medium gegangen.
Alle Augen werden laut Nissen nun auf das Geschäftsmodell von „B.T.“ gerichtet sein – und ob es erfolgreich ist. Das werde schließlich auch entscheidend dafür sein, ob es „B.T.“ auch noch in einigen Jahren geben wird.
Nissen: Für die Redaktion eine Erleichterung
Die Leserinnen und Leser werden daher kaum etwas merken, meint Nissen. Die größte Veränderung wird es seines Erachtens innerhalb der „B.T.“-Redaktion geben.
„Wir haben erlebt, was es bedeutet, unseren gesamten Fokus auf unsere digitalen Produkte zu haben. Es ist zum einen eine riesige Erleichterung, nicht auch eine Zeitung bespielen zu müssen, und zum anderen sich hundertprozentig auf die digitalen Inhalte zu konzentrieren und sich in die digitale Welt zu begeben“, so der Chefredakteur.
Holbøll: Stadtredaktionen haben „keine Aussicht“ auf Erfolg
Die „B.T.“-Redaktionen in Aarhus, Odense und Aalborg wurden im August 2021 vom damaligen Chefredakteur Michael Dyrby vorgestellt.
Damals sagte dieser: „Wir glauben, dass du deine Stadt gut kennen solltest, wenn du über sie schreibst.“
Am Mittwoch sagte Pernille Holbøll: „Das Großstadt-Projekt war ein mutiges Unterfangen, und die beteiligten Redakteurinnen und Redakteure haben sich sehr bemüht, es zum Erfolg zu führen, aber wir müssen feststellen, dass das Geschäft nicht Schritt gehalten hat und auch keine Aussicht darauf hat. Wir ziehen die Konsequenzen daraus.“
Anmerkung: Im Artikel wurde um 9:13 Uhr ergänzt, dass Pernille Holbøll nicht direkt von „Ekstra Bladet“ zu „B.T.“ gewechselt ist.