Coronavirus

Studie mit Sonderburg: Helfen Masken gegen Corona?

Studie mit Sonderburg: Helfen Masken gegen Corona?

Studie mit Sonderburg: Helfen Masken gegen Corona?

Kim Malin Bethke
Sonderburg/Sønderborg
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Mithilfe solcher Masken soll Covid-19 weiter eingedämmt werden. Foto: Ritzau Scanpix

Sind Masken der Grund, weshalb die Corona-Pandemie in Deutschland endlich eingedämmt werden konnte? Beispiel der Stadt Jena weist auf Ausbremsung der Neuinfektionen durch Maskenpflicht hin. Mitgearbeitet an der Untersuchung hat auch Timo Mitze von der SDU.

Als Beispiel für die Studie nehmen die Wissenschaftler die Stadt Jena, die als erste in Deutschland die Maskenpflicht eingeführt hat. Die Ergebnisse bringen endlich Antworten auf die Frage, ob Masken helfen oder nicht.

Jedes Land handhabt Corona ein bisschen anders. Der wohl größte Unterschied zwischen Dänemark und Deutschland ist die Maskenpflicht. Seit dem 29. April müssen Menschen in Schleswig-Holstein sowohl in öffentlichen Verkehrsmitteln als auch beim Einkaufen eine Maske tragen. Ansonsten wird ihnen der Zutritt nicht gestattet. In Dänemark gibt es bis heute keine Maskenpflicht, es wird lediglich darauf hingewiesen, den Abstand zu anderen Menschen und die Hygienevorgaben einzuhalten.

Die erste deutsche Stadt, die die Maskenpflicht eingeführt hatte, war Jena. Die Universitätsstadt in Thüringen führte die Maskenpflicht bereits am 6. April ein. Zu dieser Zeit wurde der Nutzen solcher Maßnahmen von zuständigen Behörden noch angezweifelt. Eine Studie von vier Wissenschaftlern zeigt jetzt jedoch, dass Jena durchaus als Vorbild gesehen werden und Covid-19 durch das Tragen von Masken eingedämmt werden kann.

Unter den vier Wissenschaftlern befindet sich neben dem Wirtschaftswissenschaftler Klaus Wälde von der Universität Mainz auch der Sozialwissenschaftler Timo Mitze von der Syddansk Universitet in Sonderburg. 

Jeder von uns hat schon individuell an Fragestellungen zur Corona-Pandemie geforscht.

 

Timo Mitze

Wälde war es, der die vier an einen Tisch gebracht hat, nachdem er explizit auf der Suche nach Wissenschaftlern war, die die Expertise haben, um mit empirischen Daten auf regionaler Ebene zu arbeiten. Bei der empirischen Datenerhebung wird versucht, Ausschnitte der Realität möglichst genau zu beschreiben und abzubilden. In Reinhold Kosfeld (Uni Kassel), Johannes Rode (TU Darmstadt) und Timo Mitze (SDU) hat er seine Partner für die Studie gefunden.

„Jeder von uns hat schon individuell an Fragestellungen zur Corona-Pandemie geforscht", erzählt Mitze. Eine gute Grundlage, um Ergebnisse zusammenzutragen und gemeinsam an etwas Größerem zu arbeiten.

Seit März befassten die vier Wissenschaftler sich gemeinsam mit Covid-19. Mitze betont allerdings, dass sie mithilfe ihrer Studie keine medizinischen Erklärungen abgeben wollen. Im Vordergrund stehen die gesellschaftlichen Zusammenhänge.

Er erklärt, dass es vor allem im Nachhinein wichtig sei, zu wissen, welche Maßnahmen besser und welche schlechter funktioniert haben. Auch für die Politik. Das langfristige Ziel ist also, alle Maßnahmen, die während der Pandemie getroffen wurden, einordnen zu können, um in Zukunft besser gewappnet zu sein. 

Studie: „Maskenpflicht und ihre Wirkung auf die Corona-Pandemie: Was die Welt von Jena lernen kann"

Für ihre Studie suchten die Wissenschaftler nach anderen Städten, die ähnlich aufgebaut sind wie Jena, was die Bevölkerung und die medizinische Versorgung angeht. So wurde eine Art „synthetisches" Jena schaffen, in dem die Maskenpflicht erst später eingeführt wurde, sodass die Entwicklung und Ausbreitung des Coronavirus mit dem realen Jena verglichen werden konnte.

Die Ergebnisse sind erstaunlich: Die Berechnungen zeigen, dass es in Jena viermal weniger neue Fälle gab, nachdem die Maskenpflicht dort eingeführt wurde. Innerhalb von 20 Tagen stieg die Zahl der registrierten Corona-Fälle in Jena von 142 auf 158, im Vergleichsmodell des „synthetischen" Jena von 143 auf 205. Die gesammelten Fallzahlen im echten Jena sind also um 23 Prozent zurückgegangen.

Auch der Vergleich von Städten, die die Maskenpflicht zum 22. April einführten mit denen, die erst zum 27. April oder später eine Maskenpflicht einführten, zeigt signifikante Unterschiede.

„Zusammenfassend hat die Einführung der Maskenpflicht in den jeweiligen Kreisen zu einer Verlangsamung der Covid-19 Entwicklung beigetragen", steht in der Studie der vier Wissenschaftler. Die Studie kommt also schlussendlich zu dem Ergebnis, dass ein Aufrechterhalten der Maskenpflicht und das generelle Tragen einer Maske effektiv dazu beitragen kann, um Covid-19 weiter einzudämmen. Dies liegt auch daran, dass die Maskenpflicht als ein Signal gesehen wird, Corona-bedingte Verhaltensregeln im öffentlichen Leben ernst zu nehmen.

Aber welches Land hat die Corona-Krise denn nun besser gehandhabt? Deutschland oder Dänemark?

Die Kommunikation war in Dänemark sehr transparent.

Timo Mitze

Timo Mitze kann in diesem Punkt nur über seine Erfahrungen mit der SDU im Uni-Alltag sprechen. „Die Kommunikation der getroffenen Maßnahmen war in Dänemark sehr transparent", lobt er und kommt auch auf die gut nachvollziehbare Vier-Phasen-Öffnung zu sprechen.

Besonders die Testkapazitäten und der Versuch, möglichst viele Dänen auf das Coronavirus zu testen, hält er für einen Vorteil Dänemarks. 

Dennoch fehlt ihm bisher noch die Datengrundlage, um die Maßnahmen, die von Dänemark getroffen wurden, in voller Gänze einzuordnen. Darauf will er sich in Zukunft konzentrieren und ist bereits mit einem Kollegen der SDU im Gespräch, um auch für Dänemark ähnliche Studien zu erfassen. 

Dabei interessieren ihn die ökonomischen Auswirkungen regionaler Unterschiede in der Lockerung des öffentlichen Lebens in Dänemark, beispielsweise in Bezug auf Arbeitsplatzregelungen im öffentlichen Dienst.

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