Musik

„Viertel vor gut“ – ein Lied für das Corona-Ende

„Viertel vor gut“ – ein Lied für das Corona-Ende

„Viertel vor gut“ – ein Lied für das Corona-Ende

Martin Schulte/shz.de
Flensburg
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Gemeinsames Leben, gemeinsame Musik: Stella und Sheba in ihrem Studio. Foto: Michael Staudt

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Das Duo Stella & Sheba aus Flensburg hat ein Lied geschrieben, das ziemlich gut in diese Zeit passt.

Manchmal gibt es sie doch, diese kleinen Lichtblicke in grauen Corona-Tagen. Dann geht es mal nicht um Inzidenzen, sondern um Kunst, jenen Bereich also, der während dieser Pandemie sehr gelitten hat – unter dem Wegfall fast aller Öffentlichkeit und, leider auch, unter mangelnder Wahrnehmung und Wertschätzung. 

Und plötzlich erklingt aus den Tiefen der digitalen Musikwelten ein Lied, das so wunderbar in diese Tage passt, in denen viele Menschen wieder einen Zipfel ihre gewohnten Lebens ergreifen können. „Viertel vor gut“ heißt der Song, produziert hat ihn das Flensburger Duo Stella & Sheba.

„Viertel vor gut“ – Dank Impfungen und sinkender Inzidenz? 

In dem wirklich plietschen Video beginnt alles mit dem digitalen Klingeln eines eingehenden Videoanrufs, ein Geräusch, das für viele Menschen längst zum Alltag gehört. Es folgen eine sommerlich verspielte Gitarre und eine trockener Bass, dann singt Stella: „Ich mach jetzt erstmal nichts und dann warte ich ab – das ist viertel vor gut.“

 

Zeilen, die sofort Assoziationen wecken: Warten und nichts machen, das hat in den vergangenen anderthalb Jahren den Alltag vieler Menschen bestimmt, aber jetzt – Impfungen und Inzidenzen sei Dank – keimt wieder die Hoffnung auf Normalität auf. Es ist tatsächlich: Viertel vor gut. Passt ganz gut, oder? 

Lied entstand vor Ausbruch der Pandemie 

„Ja, das stimmt. Dabei haben wir das Lied tatsächlich ein halbes Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie geschrieben“, sagt Stella Jung, die mit Sheba, der eigentlich Sebastian Gimm heißt, nicht nur seit einiger Zeit Musik macht, sondern auch seit zehn Jahren zusammenlebt. 

Die beiden sitzen in ihrem Studio in der Flensburger Innenstadt und erzählen von diesem Song und dem Umstand, dass er heute viel besser in die Gegenwart passt, als zu der Zeit seiner Entstehung. „Das war erst so eine Art Bossa-Nova-Song und schon zu zwei Dritteln fertig, als wir doch nochmal eine Menge geändert haben“, sagt Sheba. 

Die Änderungen haben sich gelohnt, der Bossa Nova ist Geschichte. Und das ist auch mindestens Viertel vor gut so. Der Liedtitel übrigens hat ebenfalls einen familiären Hintergrund, denn Urheberin dieses schönen Wortspiels ist Sofia, die acht Jahre alte Tochter der beiden. 

Potenzial für einen Sommerhit 

Die übrigen Textzeilen allerdings hat Stella geschrieben und sie schafft dabei, was vielen deutschen Liedtextern leider viel zu selten gelingt: Sie schreibt kluge und auch mal angenehm ironische Sätze, ohne dass es aufgetragen oder zu gewollt wirkt. „Früher hatte ich noch Elan, heute hab ich W-Lan“ – so klingt sie, die Beschreibung der Welt der vergangenen anderthalb Jahre. Ein Lied, das Potenzial für einen Sommerhit hat, durch aktuelle Bezüge, durch eingängige Melodik. 

Und das Video, in dem Stella und Sheab mit einigem Abstand auf verschiedenen Mobilgeräten singen und performen, zeichnet noch einmal das Dilemma der auftrittsfreien Zeit nach – aber immer mit einem gewissen Optimismus verbunden. 

„Wenn du denkst, es geht nichts mehr, pack deine Sachen und wir fahren ans Meer“ singt Stella im Refrain, das ist vielleicht nicht übermäßig originell hier oben im Norden, andererseits: Ist das nicht der Grund, warum es all die Urlauber aus ganz Deutschland gerade nach Schleswig-Holstein drängt? 

Denn dort findet man sie nun einmal, diese kleinen Lichtblicke in grauen Corona-Tagen. 

Am 28. Mai erscheint die EP „Viertel vor gut“. www.stellaundsheba.de

Stella & Sheba spielen unter anderem auf dem Schleswiger Norden-Festival.

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