Berichte

Anhörung von Mallorca-Urlaubern wegen Vergewaltigung vertagt

Anhörung von Mallorca-Urlaubern wegen Vergewaltigung vertagt

Anhörung von Mallorca-Urlaubern wegen Vergewaltigung vertagt

dpa
Palma
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Verdächtiger wird von der Polizei zu einem Hotel gebracht. Foto: Ingo Wohlfeil/dpa

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die spanische Polizei verdächtigt sechs Urlauber aus Deutschland einer Gruppenvergewaltigung auf Mallorca. Sie überstellte die Männer nun an die Justiz. Eine Entscheidung über U-Haft steht aber offenbar noch aus.

Nach einer möglichen Gruppenvergewaltigung auf Mallorca steht die Entscheidung über einen Haftbefehl gegen sechs Urlauber aus Deutschland offenbar weiter aus. Die spanische Zeitung «Última Hora» berichtete am Abend, der Richter habe die Anhörung verschoben, weil er noch Dokumente zu dem Fall eingehender studieren wolle.

Er habe angeordnet, die sechs Männer wieder in die Polizeihauptwache zu bringen. Eine Justizsprecherin machte dazu auf Anfrage keine Angaben.

Die Polizei wirft zumindest einigen von ihnen die Vergewaltigung einer jungen deutschen Touristin in einem Hotelzimmer am Ballermann vor. Eine offizielle Mitteilung, wann die Gerichtsanhörung stattfinden werde, gab es zunächst nicht. Ein Verdächtiger darf nach spanischem Recht höchstens 72 Stunden ohne richterliche Anordnung festgehalten werden.

U-Haft kann in Spanien lange dauern

Die jungen Männer waren am Morgen von der Polizeihauptwache in Palma de Mallorca zum Gericht Nummer 8 in der Avenida Alemania gebracht worden. Um nicht erkannt zu werden, hatten sich die Verdächtigen ihre Hemden über den Kopf gezogen. Es war erwartet worden, dass sie dort von einem Haftrichter angehört werden, der dann über die Anordnung von Untersuchungshaft entscheiden würde. Die kann in Spanien lange dauern. Und auf Vergewaltigung stehen bis zu zwölf Jahre Haft.

Die Polizei hatte am Morgen in einer Pressemitteilung den von ihr ermittelten Tathergang geschildert. Demnach hatte die junge Frau in der Nacht auf Donnerstag einen etwa gleichaltrigen Mann aus Deutschland kennengelernt. Sie habe eingewilligt, mit ihm auf sein Hotelzimmer zu gehen. An der Rezeption sei sie jedoch abgewiesen worden, weil sie dort kein Gast war.

Daraufhin seien die beiden in ein nahe gelegenes Hotel gegangen, wo fünf Freunde des Mannes ebenfalls aus Deutschland abgestiegen waren. Als diese später in ihr Zimmer kamen, hätten vier von ihnen die Frau zu sexuellen Handlungen gezwungen. Einer der Verdächtigen habe die Tat mit seinem Handy gefilmt.

Die Frau habe sich dann in das Badezimmer geflüchtet, berichtete die Polizei weiter. Einer der jungen Deutschen habe der Frau gegenüber zugegeben, dass sie zu weit gegangen seien, habe sie etwas beruhigen können und überredet, sie zu dem Hotel zu begleiten, in dem Freundinnen von ihr wohnten. Von dort habe die Frau die Polizei alarmiert, die fünf Deutsche am frühen Donnerstagmorgen in deren Hotel und einen sechsten am Freitag festnahm. Die junge Deutsche sei zu einer Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht worden.

Spanische Medien sprechen von «deutschem Rudel»

In spanischen Medien wurden die sechs Männer teilweise als «Manada alemana» bezeichnet, als «deutsches Rudel». Damit wurde eine Parallele zu einer Gruppenvergewaltigung 2016 in Pamplona gezogen. Damals hatten fünf junge Männer eine junge Frau in einem Hauseingang vergewaltigt und dabei gefilmt. Ein zunächst sehr mildes Urteil gegen diese als «Manada» bezeichneten Männer löste Demonstrationen im ganzen Land aus. Das Sexualstrafrecht wurde in der Folge geändert. Das neue «Nur Ja heißt Ja»-Gesetz führte jedoch unerwartet zur vorzeitigen Haftentlassung vieler Sexualverbrecher und stürzte die Regierungskoalition in eine Krise.

Woher in Deutschland die Verdächtigen und die junge Frau stammen, wurde nicht mitgeteilt.

Mehr lesen