Unwetter

Nach Sturmtief «Antonia» flaut der Wind etwas ab

Nach Sturmtief «Antonia» flaut der Wind etwas ab

Nach Sturmtief «Antonia» flaut der Wind etwas ab

dpa
Berlin/Offenbach
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Bahnreisende müssen wegen des Unwetters weiter mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

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Nach «Ylenia» und «Zeynep» zieht Sturm «Antonia» über Deutschland. In der Nacht auf Montag sorgen die Böen für weniger Schäden als am Wochenende. Aber Bahnreisende müssen weiter geduldig sein.

Der dritte schwere Wintersturm innerhalb weniger Tage hat in Teilen Deutschlands Bäume umgeworfen und Unfälle verursacht.

In der Nacht zum Montag brachte die Kaltfront von «Antonia» schwere Böen, die auch tagsüber noch zu spüren waren. Doch zunächst wurden deutlich weniger Schäden bekannt als nach den beiden vorherigen Sturmtiefs «Ylenia» und «Zeynep».

Bis zum Abend sollte es vor allem über der Mitte und dem Süden Deutschlands stürmisch bleiben. Dann ist ein Abflauen der heftigen Stürme in Sicht. Die Warnkarte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war am Montagmittag aber noch für alle Regionen Deutschlands mindestens orange eingefärbt, mit Warnungen vor markantem Wetter.

Leichte Wetterberuhigung erwartet

Landesweit könnte es teils schwere Sturmböen geben, im Westen und in der Mitte Deutschlands gebietsweise Dauerregen, wenn nach seiner Kaltfront das Sturmtief «Antonia» selbst über Deutschland zieht. Auf dem Brocken könnte es der Prognose zufolge zudem weiter extreme Orkanböen geben, im Bayerischen Wald und auf dem Fichtelberg rechneten die Meteorologen mit orkanartigen Böen und Orkanböen.

Für die Nacht zum Dienstag erwartete der DWD dann eine «leichte Wetterberuhigung». Tagsüber zieht den Prognosen zufolge in der Osthälfte, nachmittags auch wieder im Westen und Nordwesten mäßiger bis frischer, in Böen starker bis stürmischer Wind auf. Am Mittwoch weht im Südwesten nur noch meist schwacher Wind aus West bis Südwest. Im Norden und Osten wird mäßiger bis frischer Wind aus westlicher Richtung mit starken Böen, an der See und im Bergland auch mit stürmischen Böen oder Sturmböen erwartet.

Auf dem Brocken und auf dem Feldberg im Schwarzwald hatte es in der Nacht nach DWD-Angaben extreme Orkanböen über 140 Kilometern pro Stunde gegeben. In Lüdenscheid (Nordrhein-Westfalen) wurden orkanartige Böen von 117 km/h gemeldet, aus Roth südlich von Nürnberg 113 km/h.

Bei Unfällen wurden einzelne Menschen verletzt. So prallten in Belm bei Osnabrück zwei Autofahrer nacheinander mit ihren Wagen gegen einen durch den Sturm umgestürzten Baum. Beide wurden verletzt und in umliegende Krankenhäuser gebracht. Bei Sittensen (Niedersachsen) krachte ebenfalls ein Auto gegen einen umgestürzten Baum. Der 27 Jahre alte Autofahrer und zwei Mitfahrer wurden leicht verletzt.

Im Süden gab es örtlich Schneeglätte. Bei Wolfegg (Baden-Württemberg) kam am Morgen deshalb ein Schulbus von der Straße ab und rutschte in einen Straßengraben. Die Türen waren zunächst verklemmt, weshalb die rund 30 Kinder den Bus für etwa eine halbe Stunde nicht verlassen konnten, sagte eine Polizeisprecherin. Niemand sei verletzt worden.

Der Hamburger Fischmarkt wurde am Montagmorgen erneut überschwemmt. Der Wasserstand überschritt das mittlere Hochwasser nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) um etwa 1,5 Meter - ab diesem Wert wird von einer Sturmflut gesprochen.

Der starke Regen hat teils auch Flüsse und Gräben deutlich anschwellen lassen. Experten der Hochwasservorhersagezentrale erwarteten in einigen Bereichen in Niedersachsen kleinere Hochwasser, bei denen in der Folge etwa angrenzende Felder und Äcker überspült werden könnten. Bis Mitte der Woche soll es weitere Regenfälle geben.

Mehrere tiefer gelegene Grundstücke und Häuser im Nordwesten Niedersachsens wurden nach Feuerwehrangaben in der Nacht zum Montag überspült. Auch in Sachsen-Anhalt galt örtlich eine Hochwasserwarnung. Die Polizei warnte zudem etwa im Harz zu Vorsicht: Es bestehe weiterhin die Gefahr, dass Bäume umstürzten könnten.

Einschränkungen im Bahnverkehr

Die Deutsche Bahn (DB) riet Fahrgästen am Montag weiter, sich eine Stunde vor Abfahrt zu informieren, ob ihr Zug wie geplant fährt. Wegen Unwetterschäden fielen erneut viele Züge aus oder kamen später, bis mindestens zum Nachmittag sei mit Einschränkungen zu rechnen, hieß es. Zwischen Rostock/Stralsund und Hamburg sowie Berlin, zwischen Norddeich Mole/Emden und Köln sowie zwischen Siegen und Dortmund fuhren nach DB-Angaben am Mittag weiterhin keine Fernverkehrszüge. Die Eisenbahngesellschaft Metronom, die viele Regionallinien in Niedersachsen, Hamburg und Bremen betreibt, teilte mit, dass bis Montagnachmittag ein Bus-Notverkehr geplant sei.

In den vergangenen Tagen waren wegen der Orkantiefs «Ylenia» und zuletzt «Zeynep» mindestens sechs Menschen bei Unfällen in Deutschland gestorben. Tödliche Unfälle gab es auch in mehreren anderen Ländern Europas, etwa in Polen, den Niederlanden, Großbritannien und Belgien. «Ylenia» und «Zeynep» dürften die Versicherer nach ersten Schätzungen der Unternehmensberatung Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) mehr als 1,4 Milliarden Euro kosten.

Allein die Feuerwehr in Berlin rückte zwischen Donnerstagfrüh und Sonntagnachmittag zu rund 4000 wetterbedingten Einsätzen aus. Es sei «der einsatzreichste Ausnahmezustand Wetter in der Geschichte der Berliner Feuerwehr» gewesen, teilte die Hauptstadtfeuerwehr mit. Bei einem solchen Ausnahmezustand werden zum Beispiel auch die freiwilligen Feuerwehren zum Dienst gerufen.

Feuerwehrchef Karsten Homrighausen sagte am Montag mit Blick auf eine Veränderung des Wetters: «Wir beobachten, dass sich die Einsatzszenarien deutlich verändern.» In der Vergangenheit habe man diese Art von Stürmen alle zwei oder drei Jahre erlebt. Nun nähmen Häufigkeit und Stärke zu.

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