Gaza-Krieg

Armee: Weitere Hamas-Geisel aus Gaza gerettet

Armee: Weitere Hamas-Geisel aus Gaza gerettet

Armee: Weitere Hamas-Geisel aus Gaza gerettet

dpa
Tel Aviv/Gaza
Zuletzt aktualisiert um:
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas (Archivbild) Foto: Wolfgang Kumm/dpa

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Zuletzt war es der Armee im Juni gelungen, Geiseln aus der Macht der Hamas im Gazastreifen zu befreien. Jetzt kann erneut einer der Entführten zu seiner Familie heimkehren.

Die israelische Armee hat erneut eine Geisel aus der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas befreit. Ein 52-jähriger Beduine sei in einem schwierigen Einsatz im Süden des Gazastreifens gerettet worden, teilte das Militär mit. Der bei dem Terrorangriff am 7. Oktober entführte Kaid Farhan Alkadi ist den Angaben nach in stabilem Zustand und wurde für Untersuchungen in ein Krankenhaus gebracht.

Erste aus Tunnel befreite Geisel

Armeesprecher Daniel Hagari teilte mit, Spezialeinheiten hätten ihn aus einem Tunnel befreit. Der Mann, der israelische Medien zufolge elf Kinder hat, ist demnach die erste Geisel, die lebend aus einem Tunnel geholt wurde. Ob es dabei zu Kämpfen vor Ort kam, war zunächst nicht bekannt. 

Das Forum der Geiselfamilien begrüßte die Befreiungsaktion und teilte mit, der 52-Jährige habe als Wachmann im Kibbuz Magen an der Grenze zum Gazastreifen gearbeitet. Er sei insgesamt 326 Tage in Geiselhaft gewesen. 

Seine Heimkehr sei «nicht weniger als ein Wunder». Gleichzeitig betonten die Angehörigen, Militäreinsätze allein könnten die verbliebenen Geiseln nicht befreien. Eine Vereinbarung über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sei «der einzige Weg nach vorne». 

Sie riefen die internationale Gemeinschaft dazu auf, Druck auf die Hamas auszuüben, damit diese einer Vereinbarung zustimmt und alle Geiseln freilässt. «Jeder Tag in Gefangenschaft ist einer zu viel. Die verbliebenen Geiseln können es sich nicht leisten, auf ein weiteres Wunder zu warten.»

Angehörige des Befreiten überglücklich

Zahlreiche Angehörige eilten in das Krankenhaus, um ihren Verwandten zu begrüßen. Einer der Verwandten des Befreiten sagte der israelischen Zeitung «Haaretz», die Familie könne kaum glauben, dass er nun heimgekehrt sei. «Fast zwölf Monate lang haben wir gewartet», sagte er. «Wir sind sehr aufgeregt, ihn zu sehen und in die Arme zu schließen.» 

Der israelische Kan-Sender teilte mit, der 52-Jährige sei einer von insgesamt sechs Beduinen, die am 7. Oktober von der Hamas entführt worden waren. Die Beduinen gehören zur arabischen Minderheit in Israel, die häufig mit Diskriminierung zu kämpfen hat. Ein Teil von ihnen dient in der israelischen Armee. Die Zahl der Beduinen wird landesweit auf rund 250.000 geschätzt. Viele von ihnen leben in der Negev-Wüste im Süden Israels. Ein Verwandter sagte der Nachrichtenseite ynet nach der Befreiungsaktion: «Der ganze Negev feiert!»

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu telefonierte nach Angaben seines Büros mit dem Geretteten. Seine Befreiung berühre das gesamte israelische Volk, sagte Netanjahu in dem Gespräch demnach. Auch der israelische Staatspräsident Izchak Herzog zeigte sich erfreut über die erfolgreiche Rettung. Sie sei «ein Moment der Freude für den Staat Israel und die israelische Gesellschaft als Ganzes».

Zuletzt konnten im Juni Geiseln befreit werden

«Die israelischen Sicherheitskräfte werden weiterhin mit allen Mitteln daran arbeiten, die Geiseln heimzubringen», hieß es in der Mitteilung der Armee. Es ist die achte Geisel, die lebend von dem Militär befreit werden konnte. 

Zuletzt waren im Juni die junge Frau Noa Argamani und drei weitere Geiseln in einem dramatischen Militäreinsatz gerettet worden. Laut Armee kam es dabei zu heftigen Gefechten mit bewaffneten Palästinensern. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden damals 274 Palästinenser getötet. 

Noch 108 Geiseln laut Israel im Gazastreifen

Die Hamas hat jetzt nach israelischer Zählung noch 108 Geiseln in ihrer Gewalt. Mindestens ein Drittel davon gilt als tot. Insgesamt verschleppten palästinensische Terroristen am 7. Oktober vergangenen Jahres mehr als 250 Menschen aus Israel in das Küstengebiet. Rund 1.200 Menschen wurden bei dem beispiellosen Terroranschlag getötet. 

Israels Armee reagierte mit verheerenden Angriffen in Gaza, bei denen nach palästinensischen Angaben mehr als 40.400 Menschen getötet wurden. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde unterscheidet bei diesen Opferzahlen nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. 

Die indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg, bei denen Katar sowie Ägypten und die USA vermitteln, treten seit Monaten auf der Stelle. Den letzten Erfolg gab es im November, als bei einer kurzen Waffenruhe mehr als 100 Geiseln aus Gewalt der Hamas freikamen. 

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