Russischer Angriffskrieg

Ukraine: Russland beschießt Hafen von Odessa

Ukraine: Russland beschießt Hafen von Odessa

Ukraine: Russland beschießt Hafen von Odessa

dpa
Kiew
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Blick auf den Hafen von Odessa im November 2016. Einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer hat Russland nach Angaben aus Kiew den Hafen von Odessa mit Raketen beschossen. Foto: Jussi Nukari/Lehtikuva/dpa

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Nur einen Tag nach dem Getreide-Abkommen hat Russland laut Kiew den Hafen von Odessa angegriffen.

Einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer hat Russland nach Angaben aus Kiew den Hafen von Odessa mit Raketen beschossen. «Gestern wurde der Export über den Seeweg vereinbart, und heute greifen die Russen den Hafen von Odessa an», teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, mit. Russland bombardiere die Hafenstadt.

Nach ukrainischen Militärangaben wurden zwei russische Raketen von der Luftabwehr abgefangen, zwei weitere seien im Handelshafen eingeschlagen, hieß es.

Russland hatte am Freitag in dem Abkommen zugesichert, die Schiffe über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschießen. Auch die beteiligten Häfen dürften nicht angegriffen werden. Jermak warf Russland «Hunger-Terror» vor. «Die Welt muss handeln.» Nötig seien «effektive Sanktionen gegen Rusland und mehr Waffen für die Ukraine».

Selenskyj wirft Russland Vertragsbruch vor

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft
Russland Vertragsbruch vor. «Was Russland auch verspricht, es findet immer einen Weg, es nicht zu erfüllen», sagte der Staatschef. Russland habe stets verschiedene Möglichkeiten zum Handeln, sagte Selenskyj in einem auf seinem Nachrichtenkanal bei Telegram verbreiteten Video von einem Treffen mit Vertretern des US-Kongresses. Selenskyj forderte bei dem Treffen wie schon zuvor immer wieder die Lieferung schwerer Waffen, um die russischen Angriffe zu stoppen.

Russland weist Verantwortung für Beschuss zurück

Russland weist die Verantwortung für den Raketenangriff nach Angaben der Türkei zurück. Die Türkei stehe mit der Ukraine und Russland in Kontakt, und Moskau habe versichert, dass es nichts mit diesem Angriff zu tun habe und den Vorfall untersuchen wolle, sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar.

«Dass sich ein solcher Vorfall unmittelbar nach der Vereinbarung bezüglich der Getreide-Lieferung, die wir gestern getroffen haben, ereignet hat, beunruhigt uns wirklich sehr», sagte Akar. Die Türkei erfülle weiterhin ihre Verpflichtungen der Vereinbarung, sie müsse nun schnell umgesetzt werden.

Getreide-Abkommen in Gefahr?

Der Raketenbeschuss werfe Zweifel auf an dem am Freitag in Istanbul unterzeichneten Abkommen über die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Kiew, Oleh Nikolenko. Mit seinen Raketen «spuckt» der russische Präsident Wladimir Putin UN-Generalsekretär António Guterres und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ins Gesicht. Die beiden hätten große Anstrengungen unternommen, um das Abkommen zu erreichen.

Die Ukraine rufe die Vereinten Nationen und die Türkei auf, Russland zur Einhaltung des Abkommens zu drängen, sagte Nikolenko. Sollte das Abkommen nicht umgesetzt werden, trage Russland die Verantwortung für die globale Lebensmittelkrise. Rund 20 Millionen Tonnen Getreide will die Ukraine ausführen.

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) schrieb zu dem Beschuss bei Twitter: «Das ist so furchtbar. Gestern so viel Hoffnung wegen des Abkommens. Heute Angriffe auf #Odesa. Gestern bin ich im #Hafen gewesen, durch die Stadt gelaufen, mit so vielen geredet, einem Hochzeitspaar gratuliert. Hoffe so sehr, es geht allen gut. Was ist die Unterschrift noch wert?» Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kommentierte ebenfalls auf Twitter: «Gestern: Erdogan vermittelt #graindeal mit Putin. Heute: (russische) Raketen auf #Odessa. Wäre gut & wichtig, wenn Getreide übers Schwarze Meer rauskommt. Sehe es aber wie mein (ukrainischer) Amtskollege Mykola Solskyj: Brauchen permanente Alternativ-Route für ukrainisches Getreide.»

UN-Generalsekretär António Guterres hat den Raketenbeschuss des Hafens in der ukrainischen Stadt Odessa verurteilt. Am Freitag hätten sich alle Parteien auf globaler Ebene klar verpflichtet, den sicheren Export ukrainischen Getreides zu gewährleisten, teilte Guterres mit. «Die vollständige Umsetzung durch die Russische Föderation, die Ukraine und die Türkei ist zwingend erforderlich», sagte er laut Mitteilung.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schrieb bei Twitter: «Einen Tag nach der Unterzeichnung der Abkommen von Istanbul ein für den Getreideexport entscheidendes Ziel zu treffen, ist besonders verwerflich und zeigt erneut Russlands völlige Missachtung des Völkerrechts und der Verpflichtungen».

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