Probe nach Lockdown
Schleswiger Spielmannszug: „Die Märsche sitzen noch!“
Schleswiger Spielmannszug: „Die Märsche sitzen noch!“
Schleswiger Spielmannszug: „Die Märsche sitzen noch!“
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Seit Oktober durfte der Schleswiger Spielmannszug nicht mehr gemeinsam proben. Jetzt ist zumindest gemeinsames musizieren im Freien und mit Hygienekonzept möglich. So erlebte Leiter Sönke Smrz die erste Probe.
Schon von weitem sind die Paukenschläge zu hören, als der Schleswiger Spielmannszug von 1949 zur Freiluft-Probe auf dem Schulhof der Wilhelminenschule aufspielt. Die rund 20 jungen Mitglieder des Spielmannszuges treffen sich zum ersten Mal seit vergangenem Oktober wieder zum Musizieren – und sie sind alle froh, dass es nach dem langen Corona-Lockdown endlich wieder los geht. „Musik und Kultur brauchen wir so bitter nötig, auch und gerade während der Coronazeit“, sagt Sönke Smrz, der erste Vorsitzende des Vereins. „Die neue Landesverordnung erlaubt uns jetzt, mit unserer Musik wieder schrittweise und unter Einhaltung unseres Hygienekonzeptes zu beginnen.“
Endlich wieder gemeinsam Musik machen
Zwar dürfen sie noch nicht wieder in der Sporthalle spielen, aber immerhin ist eine erste Probe im Freien wieder erlaubt. Zuvor waren lediglich Online-Seminare per Videokonferenz möglich, und jedes Mitglied des Zuges sollte allein zuhause üben, „aber in der Gruppe übt man einfach besser“, weiß Smrz.
Ich bin echt erstaunt, wieviel unsere Mitglieder noch behalten haben.
Sönke Smrz, Leiter des Spielmannszuges
Auf dem Schulhof stehen im Abstand von zwei Metern kleine orangene Hütchen, die den Standort jedes einzelnen Mitgliedes anzeigen. Die Musiker, zur Probe leger in Freizeitkleidung erschienen, nehmen diszipliniert ihre Aufstellung ein und als die Tambourmajorin ihren Stab schwingt, legen sie gemeinsam los, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Die Freude ist deutlich zu spüren, endlich wieder gemeinsam Musik machen zu können.
„Der Start war heute erst etwas holprig, aber die Märsche sitzen noch“, freut sich Smrz, „ich bin echt erstaunt, wieviel unsere Mitglieder noch behalten haben.“ Insgesamt hat der Spielmannszug rund 30 Musikstücke im Repertoire, wovon sie pro Saison normalerweise etwa 15 Stücke für das aktuelle Programm auswählen. „Wir studieren natürlich auch immer wieder neue Stücke ein“, so Smrz. Dabei haben die klassischen Militärmärsche längst ausgedient. Stattdessen spielt der Zug viele moderne Kompositionen, holländische Märsche sowie auch Party-Rock und sogar Schlager.
Neue Mitglieder werden dringend gesucht
Wie viele andere Vereine, leidet auch der Spielmannszug an Mitgliederschwund durch die Corona-Krise. „Aktuell haben wir 28 aktive Mitglieder, das sind acht weniger als noch im letzten Jahr“, sagt Sönke Smrz. Um neue Mitglieder zu werben, hat der Vorstand vom Schleswiger Spielmannszug große Bauzaunbanner erstellen lassen. Außerdem steht der Vereinsanhänger, der mit einem großen Banner ausgestattet ist, an verschiedenen Plätzen in Schleswig, um auf den Verein aufmerksam zu machen.
„Jeder, vor allem Kinder und Jugendliche, die noch keine Erfahrung mit Instrumenten und Noten haben, können bei uns die Notenlehre in einem Theorieunterricht erlernen“, erklärt Michaela Jürgensen, Jugendwartin im Schleswiger Spielmannszug. „Wer Interesse hat, ist bei der Probe jeden Freitag ab 17 Uhr herzlich willkommen. Jeder wird die Möglichkeit bekommen, ein Instrument zu erlernen.“ Außerdem biete der Spielmannszug verschiedene Vereinsfahrten und Freizeitaktivitäten an. „Es ist uns sehr wichtig, den Kindern und Jugendlichen das Schleswiger Kulturleben näher zu bringen“, so Michaela Jürgensen.
Während die jungen Musiker sich auf dem Schulhof inzwischen warm gespielt haben, wagt Sönke Smrz einen Blick in die Zukunft: „Wir sind in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und arbeiten darauf hin, als Zug schon bald wieder durch die Stadt marschieren zu dürfen. Sodass alle merken, dass hier noch musikalisches Leben in der Stadt ist.“