Erinnerungen an RIAS Berlin
Der Wahl-Nordfriese Olaf Leitner blickt zurück
Der Wahl-Nordfriese Olaf Leitner blickt zurück
Der Wahl-Nordfriese Olaf Leitner blickt zurück
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Mehr als zwei Jahrzehnte war Olaf Leitner beim legendären RIAS Berlin tätig. Doch nur durch Zufall kam er zum Rundfunk und stand dadurch auch unter Stasi-Beobachtung.
Mehr als 20 Jahre begleitete er den Rundfunk, gestaltete ihn mit verschiedenen Formaten mit und übernahm so den ganz besonderen Sendungsauftrag in West-Berlin – 1946 von der US-Militäradministration gegründet sollte der RIAS als „,freie Stimme der freien Welt' für die Bürger der DDR eine Funkbrücke in den Westen bilden“.
Eine Kritik war die Eintrittskarte
„Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal zum Radio komme, und der Grund dafür war mein Gemotze“, erzählt Leitner schmunzelnd. Denn als sich der junge Berliner beim Rundfunksender über das schlechte Musikprogramm beschwerte, wurde der damals 26-Jährige prompt zum Vorstellungsgespräch eingeladen und für das Jugendprogramm angestellt. Er solle es halt besser machen und dazu bekam er als freier Mitarbeiter 1968 die Chance.
Mit Nebenjobs zum studierten Journalist
Neben seinem neuen Job begann der junge Mann, Germanistik, Theaterwissenschaften und Publizistik an der FU Berlin zu studieren. Doch das kostete Geld, und er versuchte sich neben seinem Rundfunkjob unter anderem als Pförtner und später dann als Bürobote bei einer Spiralbohr-Firma.
ch kann mich gar nicht mehr an alle Musiksendungen, die ich moderierte, und Musikgäste, die bei mir waren, erinnern. Es waren einfach zu viele.Olaf Leitner, deutscher Musikjournalist
1974 erhielt Leitner dann endlich eine Festanstellung als Musikredakteur und -moderator. Zusammen mit Walter Bachauer und Barry Graves moderierte er ein Jahr später die legendäre Musikmarathon-Sendereihe „Rock over RIAS“, in der vier bis sechs Stunden Musik „zum Mitschneiden“ gespielt wurde. Seine Arbeit kam weiter gut an. „Ich kann mich gar nicht mehr an alle Musiksendungen, die ich moderierte, und Musikgäste, die bei mir waren, erinnern. Es waren einfach zu viele.“
Hilfe für ostdeutschen Musikerkollegen
In der geteilten Stadt zu leben und dort auch als Musiker – wenn auch nicht hauptberuflich – zu arbeiten, habe schließlich schlussfolgernd zum Kontakt mit Musikern aus der DDR geführt. Doch Fluchthelfer sei der West-Berliner nie gewesen. Er habe sich da immer rausgehalten, betont er. Doch einmal konnte er es dann doch nicht.
Ich wusste, dass ich beobachtet wurde. Nach dem Mauerfall habe ich meine Akte eingesehen. Über 1000 Seiten haben die über mich geschrieben und was für ein Quatsch teilweise.Olaf Leitner, deutscher Musikjournalist
Als der bekannte ostdeutsche Musiker, Klaus (Jentzsch) Renft, aus der DDR in Folge der systemkritischen Lieder der „Klaus Renft Combo“ Berufsverbot erhielt und 1976 in den Westen ausreiste, nahm ihn der Rundfunkredakteur bei sich auf. „Das war eine ungeheuerliche Sauerei, was passiert war“, schimpft Leitner noch heute.
Nicht zuletzt deswegen stand Leitner unter ständiger Observierung der Stasi. „Ich wusste, dass ich beobachtet wurde. Nach dem Mauerfall habe ich meine Akte eingesehen. Über 1000 Seiten haben die über mich geschrieben und was für einen Quatsch teilweise“, sagt er. Doch das sei nun auch längst Vergangenheit, an die er sich nur manchmal zurückerinnert – so wie jetzt, wenn ich meine alten Sachen aufräume und sortiere.