Sportvereine

Corona-Sofortprogramm: Kreistag gibt kein Geld

Corona-Sofortprogramm: Kreistag gibt kein Geld

Corona-Sofortprogramm: Kreistag gibt kein Geld

Gero Trittmaack/shz.de
Schleswig
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Nicht einmal mit Masken dürften derzeit Amateure ihre Spiele austragen. Foto: Imago Images

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Vier Fraktionen stellten im Kreistag den Antrag, die Sportvereine mit 100.000 Euro zu unterstützen. Das Ansinnen wurde von einer Mehrheit abgelehnt.

Wenn es um Geld geht, gibt es im Kreistag Schleswig-Flensburg gelegentlich heiße Diskussionen – so auch in der Sommersitzung in der Schleswiger „Heimat“, wo es unter anderem um die Unterstützung von Sportvereinen ging, die unter den Folgen der Corona-Krise leiden. Letztlich entschieden die Kreistags-Mitglieder mehrheitlich, den Sportvereinen keine zusätzlichen Hilfe zu gewähren. 

 

Es wäre ein wichtiges Zeichen an die Vereine, dass wir sie nicht vergessen haben.

Ralf Wrobel

 

Antrag: 100.000 Euro für die Sportvereine 

Die SPD-Fraktion hatte zusammen mit SSW, Linken und Freien Wählern im Kreistag den Antrag gestellt, ein Corona-Sofortprogramm ins Leben zu rufen und dafür 100.000 Euro bereitzustellen, um die Folgen der Corona-Pandemie abzumildern. „Gerade die Sport- und Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche sind besonders wichtige Angebote hinsichtlich der Bewegungserziehung, des Teamgeistes und des gesellschaftlichen Zusammenhalt“, heißt es in der Antrag-Begründung. Mit dem Geld sollten die Vereine kurzfristig in die Lage versetzt werden, Mitglieder zurückzugewinnen, neue attraktive Angebote zu schaffen und Übungsleiter weiterzubilden. „Es wäre ein wichtiges Zeichen an die Vereine, dass wir sie nicht vergessen haben“, erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Ralf Wrobel. „Eine Kleinigkeit für den Kreis, aber eine große Hilfe für die Vereine.“ 

 

 

 

Mario de Vries von der CDU sah das ganz anders: Er fasste die Ablehnung seiner Fraktion in vier Punkten zusammen: „Wir haben erstens keine 100.000 Euro im Haushalt und hätten zweitens einen riesigen Verwaltungsaufwand – mit Formularen, Adressen-Beschaffung, Prüfungen und Überweisungen.“ Auch die ehrenamtlich geführten Vereine würden gerade in der Sommerpause durch die Formalitäten stark belastet. Zudem sei der Kreis für den Kreissportverband zuständig, nicht aber für die einzelnen Vereine. „Die fallen in die Zuständigkeit der Kommunen.“ Und dann erklärte de Vries, dass es gar keinen Bedarf bei den Vereinen gebe. 

 

Es gab schon Geld 

Christoph Jaenicke von den Grünen ergänzte, dass die Vereine das Geld gar nicht bräuchten und sich auch der Aufwand nicht lohne: „Vereine mit 40 Mitgliedern bekommen dann 80 Euro – was sollen die damit anfangen? Dem stimmte Lars Johnsen (FDP) zu. Er verwies zudem darauf, dass das Land schon im April 2020 12,5 Millionen Euro für corona-geschädigte Vereine zur Verfügung gestellt habe.“ 

 

Da nützte es auch nicht mehr viel, dass Wolfgang Warwel (Freie Wähler) von „fadenscheinigen Ausreden sprach, Rainer Wittek (SSW) inständig bat, die Bedenken zurückzuziehen und Manfred Küter (Linke) den Skeptiker „ideologisch angehauchten Sparwillen“ vorwarf und die Gesundheit der Kreisbevölkerung gefährdet sah. 

Wie viele Mitglieder, Kontonummer – fertig. Der Aufwand geht gegen Null.

Ingo Degner, SPD-Kreistagsabgeordneter

 

Ingo Degner (SPD) unternahm noch einen letzten Versuch, indem er den Vorwurf des riesigen Aufwandes mit der Behauptung konterte, er könne so ein Formular innerhalb kürzester Zeit entwerfen: „Wie viele Mitglieder, Kontonummer – fertig. Der Aufwand geht gegen Null.“ Und auch Geld sei vorhanden, das habe man ja bei der Befreiung der Eltern von den Schülerbeförderungskosten gesehen.“ Der Antrag auf Unterstützung der Sportvereine wurde mit 30 gegen 16 Stimmen abgelehnt.

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