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Mögliche Bedrohung gegen Nato-Flugplatz in NRW

Mögliche Bedrohung gegen Nato-Flugplatz in NRW

Mögliche Bedrohung gegen Nato-Flugplatz in NRW

dpa
Geilenkirchen
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Wegen einer möglichen Bedrohung wurden alle Mitarbeiter, die nicht für den Einsatz benötigt werden, von der Nato-Base in Geilenkirchen nach Hause geschickt (Archivbild). Foto: Henning Kaiser/dpa

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Die Nato hat auf ihrem Flugplatz in Geilenkirchen die zweithöchste Sicherheitsstufe ausgerufen. Da in der Nacht zum Freitag aber nichts passierte, stehen die Zeichen jetzt eher auf Entwarnung.

Nach Hinweisen auf eine mögliche Bedrohung des Nato-Luftwaffenstützpunkts im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen ist der genaue Hintergrund weiter unklar. Das Militärbündnis und die deutschen Behörden hielten sich dazu bislang bedeckt. Die Nato hatte für den Stützpunkt am Donnerstag die zweithöchste Warnstufe ausgerufen. Hintergrund der Maßnahme seien nachrichtendienstliche Informationen, die auf eine mögliche Bedrohung hindeuteten, sagte der Sprecher der Air Base, Christian Brett.

Alle Mitarbeiter, die nicht für den Einsatz benötigt würden, seien als Vorsichtsmaßnahme nach Hause geschickt worden. Nachdem in der Nacht zum Freitag aber nichts passierte, stehen die Zeichen auf dem Stützpunkt nördlich von Aachen auf Entwarnung. Er glaube, dass man im Laufe des Tages wieder zu den normalen Sicherheitsvorkehrungen zurückkehren werde und die Sicherheitsstufe C wieder auf B heruntergestuft werde, sagte Brett.

Der Flugbetrieb sei die ganze Zeit planmäßig weitergelaufen. Die Nato hat in Geilenkirchen das fliegende Frühwarnsystem Awacs stationiert.

Nato: Vorsichtsmaßnahme

Sicherheitsstufe Charlie bedeutet im Nato-Jargon, dass ein Zwischenfall eingetreten ist oder Erkenntnisse vorliegen, dass irgendeine Form von terroristischen Aktionen gegen das Bündnis sehr wahrscheinlich ist. Dass diese Sicherheitsstufe am Donnerstagabend in Geilenkirchen ausgerufen worden sei, sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagte Air-Base-Sprecher Brett. 

Um was für eine Art von Gefahr es sich gehandelt haben könnte, sagte er nicht. Spekulationen zu Drohnen-Überflügen wies er als «absurd» zurück: «Hier ist nichts drübergeflogen.»

Die Polizei Köln bestätigte einen laufenden Einsatz. Man sei im ständigen Austausch mit den zuständigen nationalen Sicherheits- und Justizbehörden sowie den Verantwortlichen des Nato-Stützpunktes in Geilenkirchen, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Die Einsatzkräfte der Polizei unterstützen die von der internationalen Militärpolizei koordinierten Schutzmaßnahmen rund um die Air Base. Über weitere Details könne man aufgrund der laufenden Ermittlungen nichts sagen.

Ein dpa-Reporter vor Ort beobachtete Polizeiwagen auf dem Gelände des Luftwaffenstützpunkts und in der direkten Umgebung. Auf elektronischen Displays und Tafeln an der Einfahrt zum Gelände wurde die Sicherheitsstufe C angezeigt. Fahrzeuge, die auf das Gelände fuhren, wurden kontrolliert, was aber sonst auch der Fall ist. Auch war Flugzeug-Lärm zu hören.

Standort des Frühwarnsystems Awacs 

In Geilenkirchen sind 14 Awacs-Flugzeuge stationiert - umgebaute Boeing-707-Maschinen, die den Luftraum überwachen mit dem Ziel der Früherkennung möglicher Gefahren und der Vorwarnung des Bündnisses. Der multinational zusammengesetzte Verband leistet klassische Luft- und Seeraumüberwachung und wird in Einsätzen zum Führen von Kampfflugzeugen als eine Art fliegende Kommandozentrale eingesetzt. 

Der Verband hat an zahlreichen Einsätzen teilgenommen, etwa auf dem Balkan und in Afghanistan. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine verlegte die Nato zeitweise Maschinen nach Rumänien. 

Awacs steht für «Airborne Early Warning and Control System» (Luftgestütztes Frühwarn- und Kontrollsystem). Die Maschinen haben eine Reichweite von 9250 Kilometern und können andere Luftfahrzeuge in mehr als 400 Kilometern Entfernung orten und identifizieren. Dazu haben sie ein großes Radargerät auf dem Rücken, das einem Pilz ähnelt. 

Am Nato-Flugplatz arbeiten nach Bretts Worten etwa 1600 Menschen, derzeit wegen der Ferien deutlich weniger. Etwa die Hälfte der Beschäftigten sei nun wegen der Warnstufe zu Hause. Viele arbeiteten aber aus dem Homeoffice. 

Schon vor einer Woche Sabotage befürchtet

Vor rund einer Woche waren an mehreren Bundeswehrstandorten Sabotagefälle befürchtet worden. Nach der Überprüfung wurde aber Entwarnung gegeben. So ermittelten Polizei und Staatsschutz nach einem Sicherheitsvorfall am Wasserwerk der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn wegen des Verdachts, das Trinkwasser könnte verunreinigt worden sein. 

Auch in Geilenkirchen waren verdächtige Beobachtungen gemacht worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde zwischenzeitlich jemand im Umfeld des Flughafens für Befragungen in Gewahrsam genommen, der Verdacht gegen die Person habe sich aber nicht erhärtet.

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