Poltitik

Warum Engholms Mondfahrt auf Fehmarn strandete

Warum Engholms Mondfahrt auf Fehmarn strandete

Warum Engholms Mondfahrt auf Fehmarn strandete

Der Nordschleswiger
Der Nordschleswiger
Kopenhagen/Lübeck
Zuletzt aktualisiert um:
Björn Engholm und „der doppelte Björn“, das Bild eines Kolding-Malers aus dem Jahre 1991, das Siegfried Matlok im August 2021 dem echten Björn in Lübeck überreichte. Foto: DK4

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm bedauert, dass die von ihm gewünschte deutsch-dänische Mondlandung in Fehmarn vor dem Jahre 2000 am preußisch-deutschen Planungsrecht gescheitert ist.

Im Fernseh-Interview in der Sendereihe „Dansk-tysk med Matlok“ auf DK4 wurde Engholm von Matlok darauf hingewiesen, dass er 1991 bei seinem Besuch in Kopenhagen im Gesprächen mit Staatsminister Poul Schlüter und dem damaligen sozialdemokratischen Parteivorsitzenden Svend Auken seinen Wunsch nach einer Fehmarn-Verbindung mit dem Mondprojekt von US-Präsident Kennedy verglich und visionär einen Eröffnungstermin am 23. Dezember 1999 vorgeschlagen hatte.

„Das war damals eine gar nicht so kühne Vision. Kennedy hatte gesagt: In einem Jahrzehnt sind wir auf dem Mond. Dazu habe ich gesagt: Wenn die Amerikaner in einem Jahrzehnt zum Mond kommen, dann dürfte eine Fehmarn-Verbindung in einem Jahrzehnt wohl kein Problem sein. Da habe ich das preußisch-deutsche Planungsrecht unterschätzt. Die Dänen sind da viel pragmatischer als wir in diesen Fragen“, so Engholm, der in Kiel von 1988 bis 1993 Regierungschef war.

Wenn in Schleswig-Holstein Widerstand gegen die Fehmarn-Verbindung geäußert wird, dann zitiert Engholm den CSU-Politiker Franz-Josef Strauss, „den wir damals politisch so bekämpft haben“,  mit den Worten: „Pacta sunt servanda. Geschlossene Verträge müssen eingehalten werden.  Beide Länder haben den Vertrag unterschrieben, und nun kann man natürlich zum Beispiel in Fragen der Umwelt vieles tun, aber dieses Projekt grundsätzlich infrage stellen, das geht nicht mehr. Und deshalb hoffe ich, dass wir nun in weniger als einem Jahrzehnt dieses Projekt feierlich eröffnen können“, betonte Engholm unter Hinweis darauf, dass gegenwärtig eine Fertigstellung im Jahre 2028 geplant ist.

Engholm („Dann schaue ich wohl von oben zu“) forderte beide Länder dazu auf, Pläne für die Zusammenarbeit und Entwicklung auf beiden Seiten des Fehmarnbelts zu fördern.  „Sonst wird die positive Entwicklung durch den Tunnel nicht erreicht.  Das darf am Ende nicht nur eine Durchfahrt werden, wo alle durchrauschen, während wir Schleswig-Holstein und im südlichen Dänemark nichts davon haben. Es wäre sehr schön, wenn die Fehmarn-Verbindung  – wie auf dänischer Seite gesagt worden ist – eine kulturelle Brücke wird, die die Bande zwischen unseren beiden Völkern inhaltlich verbessert.“

Im Interview äußert Björn Engholm sich, wie sein Vorbild Willy Brandt in Lübeck geborenen, auch zu seinen früheren Visionen für eine „neue Hanse“ bzw. „Mare Balticum“.  Nach seinen Worten ist eine Wiederbelebung der „neuen Hanse“ im Ostseeraum heute dringend erforderlich – gerade auch im Dialog mit Russland. 

Mehr lesen