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Eckernförder rappt sich als „Mic Raw Wavy“ zu Sony Music

Eckernförder rappt sich als „Mic Raw Wavy“ zu Sony Music

Eckernförder rappt sich als „Mic Raw Wavy“ zu Sony Music

Arne Peters/shz.de
Eckernförde/Saarbrücken
Zuletzt aktualisiert um:
Rapper Michel Stöcken alias „Mic Raw Wavy“. Foto: Yakama

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Der 21-Jährige ist vom neuen Label „Modern Angst“ unter Vertrag genommen worden. Sein erfolgreichster Song wurde schon 1,4 Millionen Mal bei Spotify gestreamt. Im Sommer soll sein erstes Album erscheinen.

Mit Gansta-Rappern hat er so gar nichts gemeinsam, doch Michel Stöcken braucht für seine Musik keine Bösewicht-Attitüde. Der 21-Jährige aus Eckernförde rappt sich als „Mic Raw Wavy“ auch als netter Kerl nach oben. Er steht seit zwei Wochen beim neu gegründeten Label „Modern Angst“ unter Vertrag. Den Vertrieb seiner Musik übernimmt mit Sony Music einer der Giganten im Musikgeschäft. 

Haben vor kurzem ihre Zusammenarbeit in Berlin besiegelt (von links): Davic Turco und Leandros Nassioudis (Management "mic raw wavy"), Lukas Adamidis (Geschäftsführer "Modern Angst"), Thorsten Sack (Vertriebschef Sony Music) und die Künstler Yakama und mic raw wavy. Foto: Side by Side

1,4 Millionen Mal runtergeladen

Seine Zahlen sprechen für sich: Sein Song „Dreamin“ wurde auf dem Musik-Streaming-Dienst Spotify schon 1,4 Millionen Mal runtergeladen, sein Lied „2nite“ schon knapp eine Million Mal. Vor zehn Tagen veröffentlichte der ehemalige Jungmannschüler seine neue Single „Renoir“, die allein in der ersten Woche schon 40.000 Mal gehört wurde. Für dieses und kommendes Jahr sind zwei Alben geplant, die ebenfalls von Sony Music vertrieben werden.

 

Die Masse macht's

Der Erfolg kam schnell: Vor drei Jahren legte der gebürtige Eckernförder sein Abitur ab, begann privat für sich zu rappen. „Ich spiele seit zehn Jahren Schlagzeug“, sagt er. „Da passt das ganz gut.“ Vor zwei Jahren zog er nach Saarbrücken und begann, Musikmanagement zu studieren. Auf Anregung von Freunden stellte er seinen Song „Dreamin“ auf Spotify online und war überrascht, dass er so oft gehört wurde. „Bei Spotify bezahlt man einmalig 10 Euro fürs Hochladen und erhält 0,0035 Cent für jeden Stream.“ Die Masse macht's.

Ich bin jeden Tag im Studio

Michel Stöcken

 

Mit der Zeit hat sich Michel Stöcken immer weiter professionalisiert. Gemeinsam mit einem Freund betreibt er mittlerweile ein Tonstudio in einem Industriegebiet nahe Saarbrücken. Er nimmt nicht nur täglich neue eigene Stücke auf, sondern produziert auch andere Künstler und arbeitet an neuen „Instrumentals“. Das sind am Synthesizer erstellte musikalische Versatzstücke, die andere Musiker von ihm kaufen. „Ich bin jeden Tag im Studio“, sagt er. Die Arbeit findet am Laptop statt – die Zeit der großen Mischpulte mit einer Unmenge an Reglern und Knöpfen ist vorbei. Dabei singt er nicht nur, sondern produziert seine Musik auf selbst.

Ich kann fast davon leben.

Michel Stöcken

 

20 bis 30 Songs sind mittlerweile von „Mic Raw Wavy“ auf Spotify zu hören. „Ich kann fast davon leben“, sagt er. Durch den Vertrag mit Sony Music verdient er nicht automatisch mehr, aber seine Musik erscheint nun in Playlists wie „Deutschrap brandneu“ von Sony mit 1,3 Millionen Followern, was mehr Downloads bedeutet.

Fans erkennen ihn auf der Straße

Seine Fans erkennen ihn mittlerweile. In Saarbrücken ist er schon mehrfach auf der Straße angesprochen worden, auf Instagram feiern sie ihn, und auch in Eckernförde sind schon junge Leute mit seiner Musik im Auto an ihm vorbeigefahren und haben ihm zugerufen.

 

„Keiner reitet ihre Wave, no way“

Wichtigstes Stilmerkmal von „Mic Raw Wavy“ ist die Verzerrung der Stimme durch Autotune und eine Jugendsprache mit vielen englischen Begriffen. Themen sind Liebe, gute Laune und Lifestyle. In „Renoir“ zum Beispiel geht es um eine Freundin, die versucht, sich von ihrem reichen Elternhaus abzukoppeln, indem sie sich mit „unpassenden“ Freunden abgibt: „Keiner reitet ihre Wave, no way – Baby liebt die 808 – Sie kippt heute Molly Aquafina in ihr’n Drink – Und bounced ab auf Takeaway“. Die ältere Generation braucht da eine Übersetzung. Und genau die hat Michel Stöcken seinen stolzen Eltern zu Weihnachten geschenkt: „Sie haben ein Heft mit meinen Songtexten bekommen und Erläuterungen, was die Begriffe bedeuten.“

 

Reich? Das wäre ein schöner Nebeneffekt.

Michel Stöcken

 

Das beginnt schon beim Namen: „Mic“ kommt von „Michel“, „Raw“ von „unausgebildet“ und „Wavy“ von „wellig“ als Heimatbezug. Schnell ausgesprochen hört sich der Name so ähnlich an wie „microwave“ (Mikrowelle) – ein kleiner Gag.

Für „Mic Raw Wavy“ läuft es also gut zurzeit und es wird immer besser. Wohin er noch möchte? „Erst einmal schließe ich mein Studium ab und hoffe, noch viel erfolgreicher zu werden. Ein Traum wäre es, einer der größten Künstler im Rap-Bereich zu werden.“ Ob er auch reich damit werden möchte? „Das wäre ein schöner Nebeneffekt.“

  • Die Songs von „Mic Raw Wavy“ sind auf Spotify zu streamen, Videos sind über den Youtube-Kanal „Boys do cry“ zu sehen.
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