BIRDRACE 2021

Vogel-Fans sichten 143 verschiedene Vogelarten

Vogel-Fans sichten 143 verschiedene Vogelarten

Vogel-Fans sichten 143 verschiedene Vogelarten

Martina Boetticher/shz.de
Geltinger Birk
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Während zwei gerade Pause machen, sind die anderen noch begeistert im Einsatz: Michael Fischers Team-Partner und Vogelenthusiasten Gerhard Herchet und Jochen Baurmeister vorne, hinten Charlotte Anders und Florian Iser. Foto: Michael Fischer

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In ganz Deutschland tun sich jedes Jahr zum Birdrace Vogel-Fans zusammen und zählen Vogelarten.

Es ist kurz vor fünf Uhr morgens. Es istkalt. Das Thermometer zeigt gerade eben ein Grad über Null. Immerhin hat der Regen schon seit einigen Stunden aufgehört. Zwei warm eingemummte Gestalten sind mit ihren Fahrrädern in der Geltinger Birk unterwegs, um einen Tag lang die Vogelartenvielfalt in der Birk zu entdecken. 

Sie sind Teilnehmer des Bird Race 2021 und da gilt es, pünktlich einsatzbereit zu sein, auf einer günstigen Beobachtungsposition, die Fernrohre im Anschlag. Beim Bird Race, das seit 2004 jedes Jahr, jeweils am ersten Samstag im Mai, im ganzen Bundesgebiet stattfindet, werden nicht die Vögel ins Rennen geschickt, sondern die Vogelbeobachter. Sie rennen einen ganzen Tag lang den Vögeln quasi hinter.

 

Das Schwarzkehlchen zeigte sich gerne. Foto: Michael Fischer

Morgens statt nachts 

Wegen der Zugeständnisse an Coronaregeln und mancherorts geltenden Ausgangsbeschränkungen geht es in diesem Jahr erst um 5 Uhr los, statt wie sonst um Mitternacht. Um 22 Uhr soll Schluss sein. 

Michael Fischer und sein Mitstreiter haben sich trotzdem schon um Mitternacht aufgemacht. Fischer ist professioneller Ornithologe und seit 2011 ehrenamtlicher Birk-Schutzgebietsreferent des NABU. Er nutzte den Tag parallel für die derzeit laufende ornithologische Birk Kartierung. 

 

Die Spielregeln 

Ziel des Bird Race ist es, innerhalb der Grenzen eines bestimmten Landkreises, möglichst viele verschiedene Vogelarten zu zählen. Dabei ist nicht die Anzahl der Vögel einer Art wichtig, sondern allein die Anzahl der unterschiedlichen Arten. Allerdings müssen alle Mitglieder eines Teams die jeweilige Art eindeutig gesehen oder gehört haben. Es reicht also nicht aus, wenn nur einer das Glück hatte, den großen Löffler oder die Schwalbe ins Visier zu bekommen. 

Neun Vogelbeobachter haben sich im Voraus für die Geltinger Birk angemeldet, die coronagerecht in Teiltrupps zu zweit oder dritt loszogen. Zusammen bilden sie das Team „Birkassinen“ und nehmen schon seit 2008 regelmäßig am Bird Race teil. In ganz Deutschland waren diesmal 665 Teams unterwegs. Organisiert wird die Veranstaltung vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA). Auch in der Schweiz und Österreich geht es gleichzeitig auf

Rennen ohne Eile 

Die Vogelexperten in der Geltinger Birk haben in ihren Fahrradtaschen neben Regenkleidung und Marschverpflegung für die kommenden 17 Stunden, Fotoapparate, Ferngläser und Fernrohre mit bis zu 60-facher Vergrößerung verstaut. Mit ihrer Ausrüstung ziehen sie von einem Beobachtungspunkt zum nächsten. 

Von Rennen ist nichts zu spüren. Alles geht ganz ohne Hetze. Der erste Aufenthalt ist bei Birk Nack – der äußersten Spitze der Birk. Dort werden Fernrohre und Fotoapparate auf Stativen in Position gebracht. Der ideale Platz, um nicht nur einzelne Vögel sondern auch durchziehende Vogelschwärme zu beobachten. 

Für mich ist das wie Weihnachten.

Michael Fischer

 

Nach ein paar Stunden wird alles wieder eingepackt und das Team zieht ein Stück weiter, bleibt hier und da für eine halbe oder eine ganze Stunde, bevor es sich wieder in Bewegung setzt. Auch der Ort Gelting wird angesteuert, weil dort noch andere Arten erwartet wurden. 

Es geht um Spaß und den wissenschaftlichen Beitrag 

Michael Fischer freut sich jedes Jahr wieder auf den Tag. „Für mich ist das wie Weihnachten“, erklärte er begeistert und erzählte, dass er sogar schon mal auf Krücken teilgenommen habe. Wenn er vom Bird Race spricht gerät er richtig ins Schwärmen. Preise werden am Ende nicht verteilt. Es geht um den Spaß, die Ehre und den wertvollen wissenschaftlichen Beitrag. 

Gewinner sind die Teams, die die meisten Arten gesehen haben. Das hat allerdings nichts mit der Schnelligkeit oder der besonderen Kenntnisse der verschiedenen Trupps zu tun. Vielmehr hängt es einfach davon ab, wie viele Arten in einer Region leben, aber auch vom Wetter und der Temperatur. In der Birk waren es diesmal 143 Arten. Beinahe wäre noch eine Ringdrossel als Nummer 144 dazugekommen. Aber der NABU-Referent und sein Kollege hatten sie schon um 4.11 Uhr gesichtet und daher nicht in die offizielle Zählung aufgenommen. 

Die ersten Mauersegler des Jahres 

Am Ende waren die Vogelkundler sehr zufrieden mit dem Ergebnis des sonnigen Tages an dem sie den Singvogelzug beobachten konnten, die ersten Mauersegler des Jahres sichteten und sich Stelzenläufer und Wendehals zum ersten Mal am Bird Race Tag zeigten. 

Info: Am Bird Race kann jeder, der sich für die Vogelwelt interessiert, teilnehmen. Im Internet gibt es weitere Informationen und die vollständigen Ergebnisse unter www.birdrace.dda-web.de.

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