Olympia-Fußball

«Geschenk»: DFB-Frauen mit Bronze zum Hrubesch-Abschied

«Geschenk»: DFB-Frauen mit Bronze zum Hrubesch-Abschied

«Geschenk»: DFB-Frauen mit Bronze zum Hrubesch-Abschied

dpa
Lyon
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Mit Alexandra Popp (r), aber ohne Lea Schüller spielt das DFB-Team bei Olympia um Bronze. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

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Giulia Gwinn trifft sicher vom Elfmeterpunkt und Ann-Katrin Berger hält kurz vor Ende einen Strafstoß. Für Horst Hrubesch ist der Sieg gegen Spanien ein glänzender Abschluss.

Nach dem bronzenen Happy End im nervenaufreibenden Spiel um Platz drei umarmte ein überglücklicher Horst Hrubesch seine Spielerinnen. Der scheidende Bundestrainer gratulierte Elfmeterschützin Giulia Gwinn genauso herzlich wie Torwart-Heldin Ann-Katrin Berger, die beim 1:0 (0:0) gegen Spanien in der neunten Minute der Nachspielzeit mit einem gehaltenen Strafstoß Olympia-Bronze rettete. Besonders innig umarmte Hrubesch seine Kapitänin Alexandra Popp, die auf dem Rasen im Stadion von Lyon hemmungslos weinte.

«Wir haben nochmal alle Körner rausgehauen, die noch in uns waren», sagte Gwinn, die mit einem Strafstoß (65.) den entscheidenden Treffer erzielt hatte. Nach dem «kurzen Schreckmoment» am Ende sei die Erleichterung im Team riesengroß, sagte die 25-Jährige: «Alle sind zu Boden gesunken, die Tränen sind geflossen. Es ist einfach eine Achterbahn der Gefühle.» 

Nach drei kräftezehrenden Turnierwochen bei Olympia besiegten die DFB-Frauen im Spiel um Platz drei die Weltmeisterinnen aus Spanien und sorgten für einen glänzenden Abschied von Hrubesch. In der prallen Nachmittagssonne bei 32 Grad zeigte das Team um Popp noch einmal eine Energieleistung und darf nun zur Medaillenzeremonie am Samstag in Paris. 

Nach dem Finale am Samstag zwischen den USA und Brasilien im Prinzenpark werden auch die Drittplatzierten geehrt. 2000, 2004 und 2008 hatte die DFB-Auswahl Bronze gewonnen. 2016 in Rio gab es Gold, damals hatte Hrubesch mit den Männern Silber geholt. Nun versüßten die Spielerinnen dem 73-Jährigen den Abschied. Er wird wie schon länger beschlossen nach den Spielen von Christian Wück abgelöst. «Es gibt auf jeden Fall Abschiedsgeschenke», kündigte Gwinn an, «aber das größte Geschenk haben wir uns allen gemeinsam gemacht».

Vor nur etwa 8000 Zuschauern, darunter DFB-Präsident Bernd Neuendorf und die am Knie operierte Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf mit Krücken, entschied Gwinn die Partie. Die Bayern-Spielerin war zuvor von Torhüterin Cata Coll im Strafraum umgerammt worden. Kurz vor dem Schlusspfiff bekam Spanien nach einem Foul von Janina Minge noch einen Strafstoß zugesprochen, doch Berger war gegen Alexia Putellas zur Stelle.

Popp erstmals im Sturmzentrum

Mit Rückkehrerin Popp, die beim 0:1 gegen die USA im Halbfinale wegen eines Infekts gefehlt hatte, erstmals beim olympischen Turnier im Sturmzentrum und einer offensiven Gwinn auf der Außenbahn waren die DFB-Frauen schwungvoll gestartet. Sie ließen die Spanierinnen in der ersten halben Stunde nur selten ihren Kombinationsfußball aufziehen. Mittelstürmerin Lea Schüller (Entzündung der Patellasehne) meldete sich zwar zurück, saß aber erst mal auf der Bank. 

Mit energischer und aufmerksamer Defensivarbeit schränkten Abwehrchefin Marina Hegering und Co. die Kreise der aktuellen Weltfußballerin Aitana Bonmatí zunächst ein. Dann aber wurde Spanien immer stärker. Torhüterin Berger hatte zweimal Riesenglück: Bei Teresa Abelleiras Heber landete der Ball auf der Oberkante der Latte. Bonmatí traf noch die Latte und der Nachschuss von Jennifer Hermoso wurde von Janina Minge gerade noch zur Ecke abgewehrt. 

Gwinn schockt Spanierinnen

Bei den deutschen Frauen ging vorn vor der Pause kaum etwas. Mit der Einwechslung von Schüller für Klara Bühl hoffte Hrubesch auf mehr Gefährlichkeit. Gwinns Elfmetertor schockte die Spanierinnen sichtlich. Schüller hätte in der 71. Minute sogar für die Vorentscheidung sorgen können, schoss aber frei stehend Torfrau Coll an. Auf der Gegenseite scheiterte Hermoso mit einem Kopfball an Berger. 

Mit vereinten Kräften und Fortune brachte die deutsche Auswahl den Vorsprung über die Zeit - trotz der Hektik am Ende. Auch Hrubesch musste noch zittern, am Ende aber jubelte auch er. Das HSV-Idol hat die Fußball-Frauen nach dem WM-Debakel in Australien im vergangenen Jahr wieder an die Weltspitze herangeführt.

Unter seinem Nachfolger Wück, der am 25. Oktober in Wembley sein Debüt gegen England gibt, werden sich die deutschen Frauen schnell weiterentwickeln müssen. Im nächsten Jahr steht die Europameisterschaft in der Schweiz an. Möglicherweise gibt es vorher einen größeren Umbruch.

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