Lockerungen

Amrum und Föhr sind Teil der Modellregion Nordfriesland

Amrum und Föhr sind Teil der Modellregion Nordfriesland

Amrum und Föhr sind Teil der Modellregion Nordfriesland

Anna Goldbach, Friederike Reußner, Lea Sarah Pischel/shz.de
Föhr/Amrum/Sylt
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Föhr und Amrum werden ab dem 1. Mai Modellregion. Foto: Petra Kölschbach

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Das Land hat den Kreis Nordfriesland zur Modellregion gewählt – das sagen die Inselvertreter.

Wie Wirtschafts- und Tourismusminister Dr. Bernd Buchholz (FDP) am Freitag mitteilte, ist Nordfriesland mit den Inseln Sylt, Amrum und Föhr zur sogenannten Modellregion gewählt worden. Das bedeutet, dass hier die Corona-bedingten Einschränkungen mit umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen gelockert werden. In Nordfriesland soll das Projekt am 1. Mai starten und dann zunächst für vier Wochen laufen – mit der Option, möglicherweise vier weitere Wochen zu verlängern. Die anderen ausgewählten Regionen starten schon am 19. April.

„Wir haben uns bewusst für den 1. Mai als Start der Modellregion entschieden, weil wir von Anfang an der Meinung waren, dass man bei so einem ambitionierten Konzept noch Zeit für die Umsetzung benötigt“, so Uli Hess, stellvertretender Landrat und Bürgermeister der Gemeinde Wyk. Damit gerechnet, dass der Kreis Modellregion wird, habe er nicht. Auch, wenn er sich in seiner Funktion als Stellvertreter Florian Lorenzens konsequent für ein geschlossenes Auftreten als Kreis Nordfriesland eingesetzt habe. „Ich möchte allen, die an unserem Konzept mitgearbeitet haben, noch einmal herzlich danken“, sagt Uli Hess und fährt fort: „Jetzt ist das Amt auch gefordert, die Koordination mit Ordnungsamt und Tourismusorganisationen zu übernehmen. Es gilt, das Papier nun mit Leben zu füllen.“ Gerade was die Kapazitäten der Testzentren auf den Inseln sowie auf dem Festland angehe, müsse nachgearbeitet werden.

Das klare Votum für den Kreis Nordfriesland mit der Insel Sylt sei der besonderen Situation Sylts geschuldet. „Die Insel Sylt ist anders zu werten als Föhr oder Amrum – alleine durch den Bahndamm herrscht dort eine ganz andere Ausgangssituation“, so Uli Hess. Sylt hatte sich hatte sich zusätzlich mit einem eigenen Projektantrag beworben, „um ihren regionalen und infrastrukturellen Besonderheiten gezielt Rechnung zu tragen“, wie der Kreis mitteilte. Auf Nachfrage sprach Buchholz über ebendiese gesonderte Bewerbung: Sylt als Top-Destination habe sich mit dieser Extra-Bewerbung absichern wollen, falls der gesamte Kreis Nordfriesland als Modellregion zu groß sei, so der Minister, der dies durchaus nachvollziehen konnte. Der Kreis Nordfriesland hatte zunächst angegeben, sich gemeinsam mit Dithmarschen bewerben zu wollen. Diese Idee sei aber zwischenzeitlich verworfen worden, teilte die Pressestelle des Kreises gestern mit.

„Wir sind sehr froh über diese Entscheidung“, so der Amrumer Tourismuschef Frank Timpe nur wenige Minuten nach der Verkündigung. Damit gerechnet, dass Nordfriesland – und damit auch Amrum, Föhr und Sylt – Modellregion werde, habe er nicht unbedingt. „Natürlich habe ich gehofft, dass die gemeinsame Bewerbung mit dem Kreis Früchte trägt.“ Nun gilt es, auch auf Amrum die Testinfrastruktur weiter auszubauen, daran würde im Hintergrund bereits gearbeitet, wie Timpe verrät. Auch die Frage, wie die begleiteten Schnelltests dargestellt werden, müsse noch geklärt werden. „Ich freue mich jedenfalls, dass wir auf Amrum wieder an den Start gehen können.“ Nichtsdestotrotz sei weiterhin Vorsicht im Umgang miteinander geboten.

„Das ist eine echte Chance für uns“, findet auch Jochen Gemeinhardt, Geschäftsführer der Tourismus Föhr GmbH. Das Projekt biete die Möglichkeit, Erfahrungen für die kommende Sommersaison zu sammeln, sagt er. Bis zum Start in drei Wochen gebe es allerdings noch einiges zu tun. In der kommenden Woche werde man sich mit den Beteiligten zusammensetzen.

„Das ist ein Lichtblick für die Inseln und eine Möglichkeit, wieder wirtschaftlich zu werden.“ Peter Boy Weber, Vorsitzender des Vereins Föhr Amrumer Unternehmer, ist über die Entscheidung ebenso glücklich, aber weniger überrascht als seine Mitstreiter: „Das freut mich wirklich sehr, die Arbeit hat sich gelohnt.“ Er lobt vor allem das Engagement von Hess, der sich in der Vorbereitung des Konzepts „wirklich sehr viel Mühe“ gegeben habe.

Auch auf Sylt zeigten sich die Touristiker, Lokalpolitiker und Gastronomen grundsätzlich zufrieden mit der Entscheidung.

Übrigens: Das Projekt soll abgebrochen werden, wenn die Inzidenz in Nordfriesland länger als drei Tage die Zahl 100 überschreitet, oder ein diffuses Ausbruchsgeschehen auftritt, heißt es in den Bewerbungsunterlagen, die der Kreis beim Land eingereicht hat.

Am Mittwoch hatte der Kreis Nordfriesland seine Bewerbung als „Modellregion Nordfriesland“ im Bereich Tourismus beim Land Schleswig-Holstein eingereicht. Auf die Eckpfeiler des Projekts Modellregion hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten am 22. März geeinigt.

Tourismusminister Bernd Buchholz betonte in der Pressekonferenz am Freitag, dass die Testkonzepte der ausgewählten Regionen allesamt durchaus anspruchsvoll seien: In Nordfriesland müssen sich alle Gäste vor der Abreise abstreichen lassen und das negative Testergebnis beispielsweise ihrem Vermieter vorlegen. Anschließend müssen sich die Urlauber während ihres Aufenthalts alle 48 Stunden testen lassen. Überprüfen sollen dies laut Buchholz die Vermieter. Ein negatives Testergebnis müsse zudem beim Besuch eines Restaurants vorgelegt werden – auch wenn die Gäste nur draußen sitzen. Der Minister sprach hier von einem „Kuriosum“ des nordfriesischen Modells, da hier die Bedingungen für den Gastronomiebesuch im Vergleich zum restlichen Land somit verschärft werden. Das Konzept des Kreises sieht es vor, dass während der Projektphase auch die Innengastronomie öffnen darf.

Dass Nordfriesland nun Modellregion wird, bedeutet nicht, dass alle touristischen Betriebe automatisch öffnen dürfen: Wer an dem Projekt teilnehmen will, muss sich beim Kreis akkreditieren. Alle Betriebe, die mitmachen wollen, müssen sich unter anderem verpflichten, die Luca-App zu nutzen, und ihr Personal regelmäßig testen zu lassen. Auch touristische Angebote wie beispielsweise Wellenbäder dürfen am Projekt teilnehmen und öffnen, so sie akkreditiert sind. Allerdings gelten hier besondere Regeln, sollte die Inzidenz beispielsweise über 50 steigen.

Laut SMG setzt das Sylter Konzept vor allem auf ein strenges Testregime und dabei auf Gleichbehandlung von Urlaubsreisenden, Tagesgästen und Einheimischen sowie auf eine „weitestgehend digitalisierte Kontaktnachverfolgung mit der Luca-App“ und auf ein Phasenmodell mit unterschiedlichen Öffnungen einzelner Bereiche. Die Bewerbung des Kreises Nordfriesland, in den der Antrag Sylts integriert ist, lege daher ebenfalls fundiert die geplanten Maßnahmen dar, wie es in der Pressemitteilung des Landes heißt. Daraus erwarte man einen erheblichen Erkenntnisgewinn für andere touristische Orte und Regionen, so Buchholz.

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