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Echte Buchen statt Fortnite-Setzlinge: Mit „Waldwuchs“ pflanzen Kinder Bäume in Flensburg

Echte Buchen: Mit „Waldwuchs“ pflanzen Kinder Bäume in Flensburg

Mit „Waldwuchs“ pflanzen Kinder Bäume in Flensburg

Mira Nagar/shz
Flensburg
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Klara Spring (v.l.), Maie Bachmann, Matilda Klass und Feline Höhle gehen in die Piratenklasse der Ramsharde-Schule. Am Ostseebad pflanzen sie Buchen mit der Aktion Waldwuchs. Foto: Mira Nagar/SHZ

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Bäume als Geschenk, als Schulprojekt und als „Patenschaft“: Mit „Waldwuchs“ sind in der Grenzregion schon fast 12.000 Bäume gepflanzt worden.

Klara, Maie, Matilda und Feline sind schon bei Buche Nummer drei: Loch buddeln, sodass die Wurzeln Platz haben, den kleinen Baum reinstellen und mit den bunten Gummistiefeln Erde festtreten. Am Ende zupfen die neunjährigen Mädchen oben am dünnen Stämmchen, um zu schauen, ob er nicht zu locker steht. Kinderleicht, eigentlich. Das könnten auch Erwachsene. Meist sind die in Flensburg allerdings beschäftigt, sich zu streiten, wenn Bäume gefällt werden sollen. Und das passiert häufig in der Fördestadt. Für ein Hotelprojekt, für einen breiteren Radweg, neue Leitungen. Für mehr Bäume in der Stadt sorgen dafür die Kinder.

Statt Erwachsener mit lauten Sägen sind an diesem Wintermorgen also Schüler der Ramshardeschule mit Spaten im Wald am Ostseebad. Und statt dicker, fallender Stämme liegen junge, dünne Buchen auf dem Hang verteilt, mit ein paar braunen Blättern daran und feinen Wurzeln. Die 300 Bäume sollen später einen neuen Wald auf dem Hügel am Strand ergeben. Ein paar Mitschüler verraten am Rande der Waldfläche, wie man Bäume auch im Computerspiel pflanzen kann. Doch diesmal geht es um einen Wald, der Jahrzehnte, Jahrhunderte stehen soll. In Flensburg und nicht in Fortnite.

Kinder-Idee wächst weiter

Die Idee hinter dem Projekt „Waldwuchs“ kommt von einem Schüler, der selbst kaum älter war als die Kinder aus der Ramshardeschule. Der elfjährige Jannis Ide wollte 2019 etwas für den Klimaschutz tun und hat das immer wieder bei seinen Eltern thematisiert. Schließlich kaufte die Familie ein großes Grundstück bei Flensburg, das 120 Fünftklässler gemeinsam bepflanzten.

Nicht nur die Bäume wuchsen, sondern auch die Idee. Das ging dann doch nicht ganz ohne Erwachsene. Mit Spenden und praktischer Hilfe vom Technischen Betriebszentrum sind so in den vergangenen Jahren knapp 12.000 Bäume gepflanzt worden.

„Waldwuchs“ weitete sich aus: Inzwischen gibt es Baumpatenschaften, bei denen Gartenbesitzer Bäumen ein „Zuhause“ geben, und das Waldgeschenk. Statt sich schrecklichen Schnickschnack unter den Weihnachtsbaum zu legen, kann man mit einer Spende dafür sorgen, dass in der Marienhölzung ein Baum gepflanzt wird.

Buchen statt Fichten

Das Problem in Flensburg, warum sich auch die Erwachsenen so häufig streiten: Es gibt wenig Platz in der Stadt, und fast jede neue Idee bedeutet, dass etwas anderes weichen muss. Am Ostseehang waren das Sitka-Fichten. Diese standen hier in Monokultur, erklärt TBZ-Förster Michael Gräf, der die „Waldwuchs“-Aktion begleitet. Das Nadelholz soll durch Laubholz ersetzt werden und dem Hang seinen natürlichen Bewuchs zurückgeben.

Er und die TBZ-Helfer sind es auch, die am Ende die restlichen Bäume einpflanzen. Denn ob die Kinder alle 300 Buchen planzen, sei gar nicht so wichtig. „Der wichtige Punkt ist, dass die Kinder das Gefühl kennen lernen, wie es ist, einen Baum zu pflanzen“, sagt Gräf.

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