Schauspielerin im Tierhuus

Janina Fautz zwischen Studium und Dreharbeiten

Janina Fautz zwischen Studium und Dreharbeiten

Janina Fautz zwischen Studium und Dreharbeiten

Anna Goldbach/shz.de
Wittdün/Wyk
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Semesterferien und Drehpause werden genutzt: Janina Fautz hilft im Tierhuus Insel Föhr. Ihre Lieblingsbeschäftigung? „Mit den Hunden spazieren.“ Foto: Anna Goldbach

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Schauspielerin Janina Fautz verbringt die Semesterferien mit ehrenamtlicher Arbeit im Wyker Tierhuus und Kuchen und Büchern auf Amrum.

„Hey, ich bin Janina“, stellt sich die zierliche junge Frau in der roten Regenjacke vor, ganz so als wüsste man nicht, wer sie ist. Sie streicht sich eine vom Wind zerzauste Haarsträhne aus dem Gesicht, lächelt. Man ist per Du. Janina Fautz lacht viel, schon in den ersten Minuten. Auf ihrer etwas zu groß wirkenden Jacke prangen die Logos des Robbenzentrums und des Tierhuus. In der Hand hält sie eine Leine, Hund Dorian weicht jedoch auch ohne kaum von der Seite der 25-Jährigen. Am liebsten, so erzählt sie, würde sie den Hund, der derzeit zur Vermittlung steht und im Tierhuus auf Föhr untergebracht ist, mitnehmen. „Aber mit Studium und Arbeit geht das einfach nicht“, sagt sie und tätschelt Dorians Kopf.

Janina und Hund Dorian. Foto: Anna Goldbach

„Ich habe einfach nie das Gefühl, dass ich arbeiten muss“

Sie studiert Schauspiel in Stuttgart, erzählt sie dann und zuckt lachend mit den Schultern, als wolle sie sagen „Was auch sonst“: Die 25-Jährige ist Schauspielerin, 2004 war sie zum ersten Mal in einem Kurzspielfilm zu sehen, 2007 im vierten Teil der Kinder- und Jugendfilmreihe „Die Wilden Kerle“, später dann unter anderem im Tatort, der Serie Wilsberg oder im Mehrteiler „Das Geheimnis des Totenwaldes“. „ Ich will diesen Beruf mein Leben lang ausüben, deshalb war für mich eigentlich immer klar, dass ich die Ausbildung in Form des Studiums machen möchte.“ Gerade im Theater-Bereich habe sie keine Erfahrungen und Lust sich auch da auszuprobieren. „Ich liebe das Spielen, da kann ich in die unterschiedlichsten Welten abtauchen, habe immer neue Herausforderungen, muss mich mit immer neuen Themen und Menschen auseinander setzen – ich habe einfach nie das Gefühl, dass ich arbeiten muss, auch wenn es anstrengend ist.“

Kniepsand und Kuchen sind ein Muss!

Vor über zehn Jahren war sie zum ersten Mal mit der Familie, ihren Eltern und dem „kleinen großen Bruder“ auf Amrum. „Wir haben uns einfach in die Insel verliebt“, sagt sie. Mittlerweile besitzt die Familie dort ein Ferienhaus – ein Rückzugsort, den Janina gerade in den Wintermonaten, wenn Drehpause ist, gerne aufsucht. „Das erste was wir machen, wenn wir ankommen, ist raus auf den Kniepsand.“ Ob barfuß oder nicht sei wetterabhängig, sagt sie. Beim Gedanken daran, jetzt die Zehen in die Nordsee zu tauchen, schüttelt es sie jedoch.

„Dann laufe ich auch super gern um die Odde und ein Besuch im Café Schult ist auch ein Muss.“ Sie sei „heilfroh“, dass das Café auch im Lockdown seine Kuchen zum Abholen anbietet. „Da war ich sehr erleichtert“, wieder lacht sie fröhlich auf. Ein gutes Buch – sie liest gerne Krimis – dazu und der Nachmittag ist gerettet.

Ein Film voller Geschichte

Zuletzt stand Fautz für die Dreharbeiten zum Film „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“ vor der Kamera. Ein besonderer Film für die junge Frau, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Dreharbeiten coronabedingt pausieren mussten und lange unklar war, ob diese fortgesetzt würden. „Keiner strahlt einen halben Film aus“, sagt Janina. Gerade bei diesem Projekt, das ihr so am Herzen liegt, nicht zu wissen, ob es weitergeht, sei hart gewesen.

Die Darsteller des Films "Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution" beim Dreh. Foto: Stanislav Honzik/MDR

„Wir erzählen die wahre Geschichte einer Gruppe Jugendlicher aus Leipzig, die damals in DDR einen großen Anteil an der friedlichen Revolution hatten und somit entscheidend zum Mauerfall beigetragen haben.“ Während der Vorbereitung für den Dreh traf die 25-Jährige Menschen, die wirklich Teil der Gruppe waren, unterhielt sich mit ihnen – eine besondere Erfahrung, wie sie sagt. Auch, dass im echten Haus, in dem die Gruppe damals unterkam, gedreht wurde, beeindruckt sie nachhaltig. Das Abrisshaus wurde von Szenenbildnern wieder aufgebaut, Janina erzählt von dem Moment, in dem sie das fertige Ergebnis zum ersten mal zu sehen bekam. „Das war magisch“, erinnert sie sich. „Die haben da wirklich ein Zuhause reingebaut, es war wunderschön. Wir waren alle total baff.“ 

Am 28. April wird »Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution« um 20:15 in der ARD ausgestrahlt. Foto: Stanislav Honzik/MDR

Semesterferien auf Amrum und Föhr

Aktuell ist Fautz auf Föhr, weil sie Semesterferien hat und die Zeit zum Arbeiten nutzt. Nicht etwa für ein Filmprojekt, sondern ehrenamtlich fürs Tierhuus und das Robbenzentrum. „Ich wusste, dass es hier immer genug zu tun gibt, hatte Zeit und wollte gerne etwas sinnvolles machen.“ Arbeiten an der frischen Luft – eine willkommene Abwechselung nach Monaten des Online-Unterrichts. „Ich mache eigentlich alles, wofür man keine tierärztliche Ausbildung braucht“, erzählt sie. „Die Katzen und die Ziegen sauber machen, die Pferde sauber machen“, Janina schmunzelt. Am liebsten gehe sie mit den Hunden spazieren – oder den Ziegen. Es sei eine schöne Arbeit, die junge Frau hat Spaß daran, draußen zu sein, von Tieren umgeben.

Das Team des Tierhuus auf Föhr mit der Schauspielerin. Foto: Anna Goldbach

Die Schauspielerin und Tierärztin Janine Bahr-van Gemmert kennen sich schon länger, wie lange genau, können sie nicht sagen. Im vergangenen Jahr starteten die Frauen eine Petition für eine Gesetzesänderung in Schleswig-Holstein, nach der es auch Tierärzten erlaubt sein soll den Gesundheitszustand von Seehunden und Robben zu beurteilen, sie aufzunehmen und zu behandeln. Bislang obliegt dieses Recht alleine den Seehundjägern. „Das ist für mich in keinster Weise ein Kampf gegen Seehundjäger“, betont die 25-Jährige. „Das Ziel sollte meiner Meinung nach eine gute Zusammenarbeit zwischen ihnen und den Tierärzten sein.“ Gerade, wenn es gute Behandlungschancen gebe, sei es die Verantwortung der Menschen, den Tieren zu helfen. „Wir greifen in den Lebensraum der Tiere ein, mit der Folge, dass Robben und Seehunde häufiger erkranken – das ist dann keine natürliche Selektion, sondern eine vom Menschen beeinflusste. Wenn wir also an so vielen Punkten negativ eingreifen, wieso sollten wir dann nicht auch eingreifen dürfen, um zu helfen?“ 

Die Petition

„Deshalb fordern wir eine Gesetzesänderung in Schleswig-Holstein zur Behandlung von Seehunden und Kegelrobben, die es Tierärzten erlaubt den Gesundheitszustand der Tiere zu beurteilen, sie aufzunehmen und eine lebensrettende Behandlung einzuleiten. Kein Tier sollte getötet werden, bevor es nicht tierärztlich untersucht worden ist“, heißt es in der von Janina Fautz und Janina Bahr-van Gemmert gestarteten Petition.

Natürlich macht sich die Pandemie auch im Leben der Schauspielerin bemerkbar – „mir fehlen die normalen Sachen.“ Ihr sei durchaus bewusst, dass es andere sehr viel härter getroffen habe, Janina redet von Luxusproblemen, wenn sie erzählt, dass sie ihre Freunde im vergangenen Jahr kaum bis gar nicht gesehen habe.

Ob es einen Ort gibt, an dem sie gerne drehen würde? „Ja, tatsächlich auf Amrum!“

 

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