Arbeitsgruppe

Niebüll: Grünes Licht für Klima-Leitbild

Niebüll: Grünes Licht für Klima-Leitbild

Niebüll: Grünes Licht für Klima-Leitbild

Anja Werner/shz.de
Niebüll
Zuletzt aktualisiert um:
Die Hallen- und Freibäder - wie hier das Niebüller Hallenbad, als es noch geöffnet war - zählen zu den Energiefressern im Amt. Foto: Inga Gercke

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In der Fairtrade-Town soll künftig noch klimaschonender gelebt und gearbeitet werden. Bürger könnten durch Förderprogramme mitgenommen werden.

Gibt es einen klimatischen Fußabdruck für eine ganze Stadt? Und wie lassen sich die dafür erforderlichen Daten nutzen, um künftig noch Klima schonender zu arbeiten, zu lernen und zu leben? Diese Frage beschäftigt die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Wirtschaft und Tourismus bei ihrer ersten Sitzung nach halbjähriger Corona-Pause im großen Sitzungssaal des Amtsgebäudes.  

„Alle Heizungen mit fossilen Brennstoffen in öffentlichen Gebäuden ermitteln und festsetzen, danach die bis zum Jahr 2030 dadurch verursachte Umwelt- und Klimabelastung von einem Wert von 200 auf 20 senken - ist so etwas möglich?“, fragt Ausschussvorsitzender Peter Schumann (SPD) Amtsmitarbeiter Olaf Christiansen, der das Projekt Klima-Navi für Niebüll vorstellt.

„An sich müsste das über den Punkt stationäre Energie und Heizöle möglich sein“, antwortet der Experte. Doch er macht auch deutlich, dass es bei diesem allgemeinen Computerprogramm schwierig sei, individuelle Daten einzupflegen.

Daten aus Statistiken

Denn in erster Linie sei dieses dafür entwickelt worden, um nach Eingabe oder Änderung bestimmter Voraussetzungen, Szenarien für klimarelevante Entwicklungen zu liefern, beziehungsweise dafür, wie definierte Klimaziele erreicht werden können. Diese Daten stammen überwiegend aus Statistiken. Relevante Bereiche dafür sind beispielsweise der Energieverbrauch, der Verkehr, die Industrie und die Landwirtschaft.

„Viele Fakten, Zahlen und Diagramme. Es stellt sich die Frage: Wo können wir für Niebüll ansetzen?“, fragt Bürgermeister Wilfried Bockholt in die Runde. Und er macht auch gleich auf Schräglagen aufmerksam, die sich hinter Statistiken verbergen könnten.

Nordfriesland hat mit den höchsten Müllverbrauch pro Kopf im Land – das liegt zum großen Teil am Tourismus.

Wilfried Bockholt

Zum Beispiel beim Thema Müll: „Nordfriesland hat mit den höchsten Müllverbrauch pro Kopf im Land – das liegt zum großen Teil am Tourismus, den vielen Urlaubern, die auch Müll verursachen“, sagt der Bürgermeister.

Das sei ebenso wenig beeinflussbar wie die Emissionen, die von den Loks des Bahnverkehrs verursacht werden. „Wir sollten uns fragen, wo wir Handlungsspielraum als Kommune haben?“, fordert Wilfried Bockholt.

Energieverbrauch der Schulen

Und das wurde dann auch getan. Zum Beispiel durch Fragen wie: Welche Potenziale der Energieeinsparung liegen noch in den Schulen oder der Amtsverwaltung? Wie viel Energie wird durch LED-Straßenbeleuchtung tastsächlich eingespart?

Karl-Heinz Christiansen (CDU) betont: Wichtig ist, dass die Stadt mit gutem Beispiel voran geht." Denn, so ergänzt Peter Schumann, nur so können die Niebüller mitgenommen und für den Klimaschutz begeistert werden, also selbst aktiv werden".

Förderprogramm für Bürger

Laut Wilfried Bockholt sei ein Förderprogramm denkbar, dass eine kleine Anschubfinanzierung für die Erneuerung von alten Heizpumpen bietet, die große Energiefresser sein würden. „Ähnliches hat bei der Erneuerung von Reetdächern sehr gut geklappt", berichtet der Bürgermeister.

Die Ausführungen von Olaf Christiansen für das gesamte Amt machen deutlich, die größten Energieverbraucher sind die großen Schulen sowie die Hallen- und Freibäder.

Kein Einfluss durch Corona

Macht sich die Pandemie bei der Erfassung der klimarelevanten Daten bemerkbar? Zum Beispiel durch das Lüften in der Schule? „Bisher nicht“, sagt der Experte.

Wie soll es, nachdem sich der Fachausschuss an das Thema heran getastet hat, nun weiter gehen? Mit einem Klima-Leitbild, erstellt von einer Arbeitsgruppe. Darin sollen Ziele definiert werden, deren Umsetzung von der Stadt und den Bürgern auch beeinflussbar sind, zum Beispiel die Förderung des Radverkehrs.

Leitbild soll erstellt werden

Dieser Gruppe sollen je ein Mitglied jeder Fraktionen, Olaf Christiansen sowie Mitglieder des Kinder- und Jugendbeirats sowie der Niebüller Ortsgruppe Fridays for Future angehören.

Dem stimmen de zwei anwesenden Mitglieder des Jugendbeirats spontan zu. Stadtmanager Holger Heinke schlägt zudem vor, auch noch den Klimamanager des Kreises mit einbeziehen.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Allan Søgaard-Andersen
„Tomme borgerlige klimaløfter!“