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Schafe protestieren in Tetenbüll gegen die Klimakrise

Schafe protestieren in Tetenbüll gegen die Klimakrise

Schafe protestieren in Tetenbüll gegen die Klimakrise

Katharina Wimmer/shz.de
Tetenbüll
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Auch Schafe sorgen sich um ihre Zukunft und streiken auf Eiderstedt #Allefür1Komma5. Foto: Redlef Volquardsen

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Auf Eiderstedt sind Demo-Schilder hervorgeholt. Auf dem Hof von Familie Volquardsen erregt eine Aktion Aufmerksamkeit.

Bei Familie Volquardsen streiken derzeit 100 Milchschafe. Und das nicht aus einer Laune heraus, sondern für die gute Sache und eine grüne Zukunft.

Anlässlich des globalen Klimastreiks brachten sich die wolligen Tiere am vergangenen Freitag in Position. Auf Demo-Schildern zwischen ihrem Stroh war der Hashtag „Alle für 1 Komma 5“ zu lesen. Ihre Forderungen: Für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klima-Abkommens, für eine enkeltaugliche und ökologische Landwirtschaft und dafür, das Versprechen einzuhalten.

Reaktion in den Sozialen Medien

Der Besitzer der Streikenden, Redlef Volquardsen, postete erste Bilder des Geschehens am Freitagmittag auf dem Facebook-Kanals seiner Friesischen Schafskäserei. Binnen kürzester Zeit gab es die ersten Reaktionen. Die User kommentierten die Aktion der Tiere durchweg positiv und verteilten Likes.

Die Rechnung ging auf: Die Schafe erhielten die gewünschte Aufmerksamkeit – und die Schafhalter konnten so ihre Forderungen breit in die Öffentlichkeit bringen.

Volquardsen selbst ist davon nicht überrascht. Auch er hat sich seinen Tieren angeschlossen. Denn die Forderungen sind für ihn nicht Neues. Bereits seit zwei Jahren nimmt er mit seiner 13-jährigen Tochter an den „Fridays for Future“-Demonstrationen, unter anderem in Husum, teil und kämpft gegen den Klimawandel.

Aktion „Alle für 1 Komma 5“

Pandemie-bedingt war die Klimastreik-Bewegung „Fridays for Future“ in den vergangenen Monaten ruhiger geworden. Doch ihr Anliegen ist nach wie vor präsent. Denn die Forderungen sind nicht erfüllt.

 

Ich will das sich etwas in der Welt verändert und das die versprochenen Ziele auch in Deutschland umgesetzt werden.

Redlef Volquardsen, Inhaber der Friesischen Schafskäserei

„Ich will, dass sich etwas in der Welt verändert und das die versprochenen Ziele auch in Deutschland umgesetzt werden“, sagt Volquardsen. Man dürfe nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn derzeit durch Corona andere Probleme in den Vordergrund rücken.

Und deswegen folgten er und seine Milch-Mädels auch dem Aufruf der Initiatoren der „Fridays for Future“-Bewegung und schlossen sich am 19. März unter dem Hashtag „Alle für 1 Komma 5“ den in 50 Ländern durchgeführten Aktionen an.

Klimaschutz vor der eigenen Haustür

Der Landwirt selbst ist nicht nur Unterstützer der Idee, sondern setzt diese auch konkret auf seinem Biolandhof um.

„Unser Strom kommt zum größten Teil aus unserer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach unseres Schafstalles, wenn es bei schlechten Wetter oder nachts nicht reicht, beziehen wir ihn von einem Ökostrom-Anbieter.“ Für warmes Wasser in der Käserei und die Heizung sorge eine 45 Kilowatt-Holzheizung und Warmwasserkollektoren auf ihrem Wohnhaus.

Auf dem Hof der Familie Volquardsen in Tetenbüll beteiligen sich Mensch und Tier am Klimastreik. Foto: Redlef Volquardsen

Auch vermeide er seit zwei Jahren Kunststoffmüll bei der Futterernte (Silagefolie-Erdölprodukt). Dafür bauten sie eine besonders energieeffiziente Heutrocknungs-Anlage, die das Winterfutter schonend mit der solaren Wärme vom Stalldach und Solarstrom trocknet.

„Wir bewirtschaften ausschließlich Dauergrünland, das ein großer C02-Speicher ist. Bei regelmäßigem Umbruch, das heißt wenn man durch Neuansaat das Grünland ertragreicher will, würden sonst große Mengen CO2 freigesetzt.“ Darüber hinaus werden die Tiere zu 90 Prozent mit eigenem Futter gefüttert (Heu), das zusätzliche Kraftfutter (Getreideschrot) komme aus regionalem Bioland-Anbau.

Die Produkte des Hofladens sind ausschließlich in der Region verarbeitet – die Milch in der eigenen Hofkäserei, die Schlachtung der Tiere in Viöl. Die Vermarktung der Produkte geschehe auch direkt in der Region.

Einzig der Traktor und die beiden Kfz laufen derzeit noch mit Diesel, aber auch hier schaut der Biolandwirt sich nach Alternativen um und plant weiter für eine grüne Zukunft.

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