Jahrestag

Stilles Gedenken statt Oeversee-Marsch

Stilles Gedenken statt Oeversee-Marsch

Stilles Gedenken statt Oeversee-Marsch

"Bernd Philipsen/shz.de
Oeversee
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Peter Berg und Johannes Petersen (rechts) vom Stammkomitee von 1864 legten am Sonnabend am Österreicher-Denkmal in Sankelmark und an anderen Gedenkstätten Kränze nieder. Foto: Bernd Philipsen

Das 157. Oeversee-Gedenken fiel ein bisschen anders aus als in den Vorjahren.

Ob Blitzeis, Schneesturm oder Regenschauer – die Organisatoren und Teilnehmer lassen sich von derartigen Wetterunbilden nicht davon abhalten, sich zum traditionellen Oeversee-Marsch von Flensburg zu den Erinnerungsstätten am Sankelmarker See zu treffen. Das haben sie in der Vergangenheit Jahr um Jahr am 6. Februar bewiesen, dem Tag, an dem 1864 während des deutsch-dänischen Krieges die Schlacht zwischen den mit Preußen verbündeten Österreichern und Dänen stattfand. Die Corona-Pandemie führte in diesem Jahr dazu, dass das 157. Oeversee-Gedenken nicht in der gewohnten Form stattfinden konnte: Der Marsch fiel aus; stattdessen wurden in stillem Gedenken an die Opfer an Denkmälern und Gräbern in Sankelmark und Oeversee Kränze niedergelegt.

Seit dem Jahre 2004 rufen das deutsche Stammkomitee von 1864 und die dänische Kulturvereinigung im Landesteil Schleswig, Sydslesvigsk Forening, gemeinsam zum Oeversee-Marsch und zum Gedenken an das für beide Seiten verlustreiche Gefecht zwischen vorrückenden österreichischen und abziehenden dänischen Truppen auf. Seitdem wird in jährlichem Wechsel die zentrale Gedenkrede vor dem Dänen-Denkmal an der Chaussee – wie vor einem Jahr – und vor dem gegenüberliegenden Österreicher-Denkmal oberhalb des Sankelmarker Sees gehalten.

In diesem Jahr müssen wir nun notgedrungen auf den üblichen Marsch von Flensburg zu den Denkmälern bei Oeversee, auf die Gedenkrede und auf das anschließende freundschaftliche Zusammensein der Teilnehmer in Tarp verzichten.

Johannes Petersen, Vorsitzender des Stammkomitees

Landtagspräsident Klaus Schlie hatte schon zugesagt, an diesem 6. Februar die Gedenkrede am Österreicher-Denkmal zu halten. „In diesem Jahr müssen wir nun notgedrungen auf den üblichen Marsch von Flensburg zu den Denkmälern bei Oeversee, auf die Gedenkrede und auf das anschließende freundschaftliche Zusammensein der Teilnehmer in Tarp verzichten“, bedauerte der frühere Kreispräsident Johannes Petersen aus Glücksburg, seit 2018 Vorsitzender des Stammkomitees. „Das ist für alle, die uns in jedem Jahr in großer Zahl die Treue halten, sehr schmerzlich.“ 

136 Tote bei der Schlacht

Doch ganz wollte man an diesem geschichtsträchtigen Tag nicht auf das Gedenken an die Kriegsopfer von 1864 verzichten. Der am Ende Mann gegen Mann ausgefochtene Kampf auf dem Schlachtfeld bei Oeversee und Sankelmark hatte auf österreichischer Seite 96 Tote und bei den dänischen Truppen 40 Gefallene gefordert. 311 Österreicher und 135 Dänen wurden verwundet.

Kränze am Denkmal am Walde, am Dänen-Denkmal, am Österreicher-Denkmal

Vertreter des Stammkomitees, des Sydslesvigsk Forening, des Österreichischen Schwarzen Kreuzes und der Bundeswehr legten am Sonnabend Kränze am Denkmal am Walde, am Dänen-Denkmal, am Österreicher-Denkmal, an den Gräbern beim Historischen Krug und an einem Soldatengrab auf dem Friedhof in Oeversee nieder. Einen besonderen Symbolgehalt weist das Denkmal am Walde auf. Dort liegen in einem gemeinsamen Massengrab 43 österreichische und 14 dänische Soldaten. Errichtet wurde das Denkmal im Jahre 1870 vom damaligen „Hülfskomité von 1864“, aus dem das Stammkomitee von 1864 hervorgegangen ist. „Oeversee’s Feld sah Deutsche und Dänen im heißesten Kampfe, was sich im Leben bekämpfte, ruhet jetzt friedlich vereint“, ist in der Inschrift des Denkmals zu lesen.

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