Flensburger Norden

„Trafo“: Die Neustadt hat ein eigenes Stadtteilmagazin

„Trafo“: Die Neustadt hat ein eigenes Stadtteilmagazin

„Trafo“: Die Neustadt hat ein eigenes Stadtteilmagazin

Antje Walther/shz.de
Flensburg
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Katja Hofschröer-Elbers und Lothar Baur freuen sich über das erste „Trafo“-Magazin, auch weil sie wissen, wie viel Arbeit darin steckt. Foto: Staudt

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Katja Hofschröer-Elbers und Lothar Baur berichten von Hürden und Freuden der ersten Ausgabe und wie die nächste wird.

Die Neustadt im Flensburger Norden hat viele Gesichter und Geschichten zu erzählen, so dass es jetzt ein eigenes Magazin für das Viertel gibt. 1100 Exemplare der ersten Ausgabe von „Trafo“ sind im Dezember 2020 erschienen. Auf der Titelseite heißt es „Aus der Neustadt für die ganze Stadt“. Wichtig sind den Machern auch die Hinweise: „leicht verständlich, fotolastig, künstlerisch und unperfekt“.

Zum kleinen Team, das jetzt an Ausgabe 2 (deadline Juni) arbeitet, gehören Katja Hofschröer-Elbers und Lothar Baur. In aller Kürze sagt er: „Katja hat den roten Faden in der Hand, und ich schreibe.“

Die 29-jährige Dortmunderin studiert in Flensburg den Magisterstudiengang Transformationswissenschaften und hat einen ebenso zu „Trafo“ passenden Hintergrund in Grafikdesign.

Dreh- und Angelpunkt: Der Verein 8001

Lothar Baur ist ein jung gebliebener alter Bekannter in der Neustadt, auch wenn er ursprünglich vom Bodensee kommt. 2009 hat er den Verein Kunst und Kultur Baustelle 8001 (e.V.) gegründet und damit ein Dach geschaffen für unvergessene Erlebnisse wie Solo-Piano-Konzerte, Ausstellungen wie die „Ansichts-Sachen“, sogar für ein wiederkehrendes (bestimmt!) Festival wie das Midtsommerjazz am Ostseebad.

 

Ein Wahrzeichen der Flensburger Neustadt ist inzwischen die Walzenmühle; in den ehemaligen Sultanmarkt daneben könnte kulturelles Leben einkehren auf Initiative des Vereins 8001. Foto: Staudt

Hinzukommen die Aktivitäten im offenen soziokulturellen Zentrum im Stadtteilhaus (Neustadt 12) und das Sonderprogramm „Transformation in der Neustadt“.

Diesen Titel trägt nämlich die Bewerbung des Vereins beim Bundes-Förderprogramm „Utopolis“, erklären die Magazinmacher auch in der ersten „Trafo“-Ausgabe. Von 600 Bewerbern wurden nur 16 Projekte bewilligt – und Flensburgs Neustadt war dabei. Seit 2019 wird das Modellprojekt mit 400.000 Euro gefördert bis 2023.

Die Idee eines Stadtteilmagazins war Teil des Konzepts, allerdings mit anderem Ansatz. Ursprünglich, so rekonstruiert Lothar Baur, sollte das Blatt unter Beteiligung vieler aus dem Stadtteil entstehen. Doch dann kam der erste Lockdown. An dem partizipativen Gedanken hält das Team fest, auch wenn Corona das Ganze zur Herausforderung macht.

Ein gedrucktes Produkt in der Hand drückt für Menschen Wertschätzung aus.

Katja Hofschröer-Elbers, Studentin und Teil des „Trafo“-Teams

Auch ein Print-Produkt hielt mancher anfangs für schräg. Doch, so hat Katja Hofschröer-Elbers erfahren: „Ein gedrucktes Produkt in der Hand drückt für Menschen Wertschätzung aus.“ Auch Baur freut die „Papier-Renaissance“, denn das „Haptische hat gut funktioniert“, als 90 Prozent der ersten Ausgabe in offene Türen gereicht oder Briefkästen geworfen wurden. Politik und Verwaltung erbaten auch Exemplare, woraufhin ein pdf erstellt wurde, das inzwischen 2000 mal aufgerufen worden sei.

Intention der 36 Seiten war, den Stadtteil und die Menschen vorzustellen, sagt Studentin Hofschröer-Elbers. Ob den Müllsammler Andi Silber, der ehrenamtlich angefangen hat und nun fest angestellt ist, oder die türkisch-deutsche Familie Garipkus, die die WonderWaffels in der Innenstadt betreibt oder im Bericht über die Pläne des Berliner Architekten zur Umgestaltung der Neustadt. Mit dem Design werde die Transformation aufgegriffen und stünde für „mosaikhafte Einblicke in persönliche Sichtweisen“, erklärt die Expertin. Ein weiteres Prinzip nennt Lothar Baur trotz aller Vernetzung: „keine Anzeigen, keine Abhängigkeit“.

Ob man nur über etwas rede oder es auch veröffentliche, das sei ein Unterschied, bemerkt er: „Als wir die erste Ausgabe draußen hatten“, habe er gedacht: „Die Leute vom Tageblatt müssen wahnsinnig sein, die machen das jeden Tag.“ Nach monatelanger Arbeit und einem guten Lernprozess über Struktur, Themen und Inhalte, wie Hofschröer-Elbers sagt, folgte dem Stolz auf den Erstling natürlich die Arbeit an der nächsten Ausgabe. Mehr als zwei „Trafo“ im Jahr seien allerdings nicht zu schaffen.

Bald ist die Renovierung des früheren Sultanmarkts vollendet, dann stehen 300 Quadratmeter zur Verfügung - womöglich für Neustadt-Kultur? Foto: Staudt

Schließlich gehen auch die übrigen Projekte weiter. Nebenan im früheren Sultanmarkt dürften die Maler bald durch sein. Kulturstifter Baur hat 15 Menschen oder Organisationen eingeladen, sich dort auf 300 Quadratmetern umzusehen. Vom Interkulturellen Musikprojekt bis zum Runden Tisch für Integration. Denn, so die Idee, mithilfe eines „(Inter)Kulturrats“ soll versucht werden, „ein Kulturprogramm zu machen, das zur Neustadt passt“. Schwerpunkt sei wahrscheinlich Theater. Unter Pandemie-Bedingungen wären Workshops möglich. Schönes Thema für das nächste Stadtteilmagazin...

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