SPD-Vorschlag

Wird das alte Karstadt-Gebäude zum Hochschulstandort?

Wird das alte Karstadt-Gebäude zum Hochschulstandort?

Wird das alte Karstadt-Gebäude zum Hochschulstandort?

Lisa Bohlander/shz.de
Flensburg
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Beklebte Schaufensterscheiben an der alten Karstadt-Filiale Flensburg: Der Eigentümer Corpus Sireo ist auf der Suche nach neuen Mietern. Foto: Mira Nagar

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Das Land könnte die leerstehende Immobilie erwerben – und Hochschule und Universität Flensburg zur Verfügung stellen.

Die SPD Flensburg will das leerstehende Karstadt-Gebäude am Holm 7 der Europa-Universität Flensburg (EUF) sowie der Hochschule Flensburg zur Verfügung stellen. Das Land Schleswig-Holstein solle die Immobilie kaufen, sodass die Bildungseinrichtungen einen zentralen Standort mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten haben.

In der Innenstadt klaffe mit dem leerstehenden Gebäude von Karstadt „eine unattraktive Lücke“. „Offenbar haben weder der Eigentümer der Immobilie eine Anschlussnutzung noch sind aus den Kreisen der Kaufleute sinnvolle Konzepte bekannt geworden.“ Für die SPD Flensburg ist dies keine akzeptable Situation, zeige es doch erneut, „dass der Markt alleine offensichtlich nicht in der Lage ist, soziale Dimensionen der Innenstadt auszugestalten“.

Anders sieht das der Eigentümer des Gebäudes, Corpus Sireo. Communications Managerin Maike Kolbeck erklärte: „Wir sind tatsächlich in konkreten Gesprächen mit Mietinteressenten und arbeiten an verschiedenen Flächenkonstellationen“ – mehr lasse sich aktuell zum Stand noch nicht sagen.

Überzogene Mietzinserwartungen?

Das offensichtliche Desinteresse anderer Kaufhausketten bedeute für die SPD: „Die Zeit der großen Kaufhäuser ist offensichtlich vorbei.“ Vermutlich liege dies der SPD zufolge an überzogenen Mietzinserwartungen, „wie die Quadratmeterpreise anderer Innenstadtimmobilien nahelegen.“ Zur Belebung der Innenstadt mit ihren strukturellen und durch die Corona‐Pandemie nicht einfacher gewordenen Problemlagen regt die SPD daher an, die Immobilie in eine andere Nutzungsform zu überführen.

„Die SPD Flensburg fordert daher das Land Schleswig‐Holstein auf, darüber nachzudenken, die Immobilie zu erwerben und sie als Außenstandort der Hochschule Flensburg und Europa‐Universität Flensburg zu implementieren“, heißt es in der Mitteilung.

Hochschule mehr in den Fokus rücken

Florian Matz, Mitglied des SPD-Kreisvorstands, sagt dazu: „Wir möchten unsere Hochschulen mehr in den Fokus rücken, sie gehören mitten in das Herz unserer Stadt. In dieser Situation halte ich einen Innenstadt‐Campus für ein gutes Signal, Hochschulen und Stadtgesellschaft könnten sich auf diese Weise optimal gegenseitig befruchten.“

Dies stelle auch eine Lösung für die Raumnot dar, die durch steigende Studierendenzahl aktuell an beiden Institutionen herrsche. Es mangele sowohl an Büro‐ als auch an Veranstaltungsräumen, seit Jahren seien Teile der Hochschulen in Containerbauten ausgelagert. Auch aktuelle Bautätigkeit auf dem Campus „mildert diesen Zustand nicht wesentlich.“

Lernorte und Gastronomie

Zudem würden beide Institutionen auf diese Weise einen „vielfach geäußerten Wunsch“ umsetzen können: eine Präsentationsmöglichkeit ihrer Forschungstätigkeit sowie ihrer Studiengänge im innerstädtischen Raum. Im Erdgeschoss des Gebäudes wäre etwa ausreichend Ausstellungsfläche für ein Hochschul‐Informationscenter. „Verknüpft mit Aufenthaltsmöglichkeiten, Lernorten und Gastronomie, sei es über das Studentenwerk oder über Verpachtung von Gastronomieflächen, würde auf diese Weise die Innenstadt um viele Studierende und Beschäftigte der Hochschulen bereichert“.

Die Hochschulen könnten auf diese Weise mehr in den Fokus der Innenstadtbesuchenden rücken, woraus sich die SPD „eine stärkere Identifikation der Einwohnerinnen und Einwohner der Fördestadt mit ihren Lehr‐ und Forschungsinstitutionen“ verspricht. Nicht zuletzt würde die Rücküberführung der Immobilie in die Öffentliche Hand „auch ein Stück weit die politische Herrschaft über Innenstadtraum und die damit möglichen Gestaltungsspielräume zurückgewinnen lassen.“

Die SPD plant, diesen Vorschlag in die entsprechenden politischen und verwaltenden Gremien der Stadt und des Landes zu tragen.

Innenstadtlage für Hochschulen interessant

Für den Flensburger Hochschulstandort kommt die Idee überraschend. „Weder die Universität noch die Hochschule hatten Kenntnis von dem Vorschlag“, erklärt Kathrin Fischer, Pressesprecherin der EUF. „Beide Hochschulen freuen sich darüber, dass die Politik an sie denkt.“ Innerhalb der Stadt eine gewisse Sichtbarkeit zu erlangen, sei durchaus von Interesse.

Die aktuelle Raumsituation ist an der Hochschule durch eine Containerlösung kurzfristig, aber nicht nachhaltig entspannt. Ein Neubau ist in Planung.

An der Uni sei die Raumsituation stark angespannt, so Fischer „aufgrund des Wachstums der EUF (Mitarbeitende, Studierende, Drittmittelprojekte) fehlen Büroflächen und auch Seminarräume.“ Hier wird der Neubau „Tallinn“ im August fertig gestellt.

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