Coronavirus
Frust in Husum: Friseure genießen keine Impfpriorisierung
Frust in Husum: Friseure genießen keine Impfpriorisierung
Frust in Husum: Friseure genießen keine Impfpriorisierung
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Anfang des Jahres haben Friseure noch einen Sonderstatus erhalten – für die Corona-Schutzimpfung ist das irrelevant.
Seit vergangenem Donnerstag können Nordfriesen, die zur Prioritätsgruppe 3 gehören, einen Termin für die Corona-Schutzimpfung vereinbaren.
Friseure, die in Salons arbeiten, gehören nicht zu dieser Prio-Gruppe. Sie können sich erst impfen lassen, wenn die Priorisierung wegfällt. Mobile Dienste mit Kunden in Seniorenheimen, Friseure, die im Krankenhaus tätig sind oder medizinische Dienstleistungen in entsprechenden Einrichtungen verüben, durften sich dagegen bereits einen Termin holen.
Systemrelevant, aber ohne Schutz
Das sorgt bei den Beschäftigten in den Salons für Unverständnis. „Unsere Berufsbranche wurde als systemrelevant eingestuft und dennoch haben wir keine Impfpriorisierung erhalten“, sagt Annika Kral, die im Salon Czarnowske in Husum arbeitet.
Weil Kral unter Asthma leidet, gehört sie zur dritten Priorisierungsgruppe und durfte sich einen Termin vereinbaren – mit Erfolg. „Aber ich möchte, dass alle im Salon geimpft werden. Wir kämpfen für unsere Branche.“ Daher habe sie auch das Gesundheitsministerium des Landes kontaktiert.
In einer Stellungnahme, die shz.de vorliegt, verweist das Ministerium auf den Bund, der der Ansicht sei, dass die Beschäftigten in den Salons die Möglichkeit hätten, Masken zu tragen, zu lüften und Kundenströme mittels Terminvergabe zu lenken. „Wir werden in der Verordnung trotz Systemrelevanz nirgendwo erwähnt. Es kommt uns vor, als hätte man uns vergessen“, sagt Kral.
Einhalten des Mindestabstand auf Dauer nicht möglich
Unmut macht sich auch bei Birgit Martens-Groth breit. „Eigentlich hätten wir schon lange geimpft sein müssen“, schimpft die Inhaberin des „Kamm in“, das Filialen in Husum und Südermarsch hat. „In unserem Beruf können wir den Mindestabstand nicht dauerhaft einhalten.“
Hinzu kommt: In ihren Salons bekommen Kunden der Prioritätsgruppe 1, 2 oder 3 die Haare gemacht. „Wir müssen den Kunden vertrauen, dass sie nicht mit dem Virus infiziert sind, denn bei uns kann man sich auch ohne Test die Haare schneiden lassen.“
Und hinsichtlich der Empfehlung des Gesundheitsministerium des Landes, Masken zu tragen, zu lüften und die Kundenströme mittels Terminvergabe zu lenken, sagt Martens-Groth: „Wir halten die Hygienemaßnahmen ein. Selbst bei den kalten Temperaturen haben wir die Fenster auf und lüften. Das ist für Menschen, die in dem Moment nasse Haare haben, natürlich sehr kalt. Außerdem dürfen wir nur eine Person pro 10 Quadratmeter – für unsere Filiale bedeutet das: wenig Platz.“
Um dennoch bald geimpft zu werden, hat sie sich beim Husumer Impfzentrum auf die Warteliste setzen lassen. „Dort bin ich auf Platz 420 oder so.“
Impfung würde Kunden „gutes Gefühl“ geben
Enttäuscht ist auch Ercan Erduran. Der Inhaber der Friseurkette „coco“ mit seinen 27 Standorten in Schleswig-Holstein, davon einen Husum, moniert: „Man fühlt sich als Glied in der zweiten Reihe. Das ist schade und wird der Sache nicht gerecht.“ Viele Kunden der Kette seien im fortgeschrittenen Alter. Nicht alle hätten ihren ersten Piks bekommen. „Es wäre schön, wenn die Leute im fortgeschrittenen Alter mit einem guten Gefühl zum Friseure gehen.“