Hühnerhaltung

Hightech-Stall statt Legebatterie: So macht es Familie Carstensen

Hightech-Stall statt Legebatterie: So macht es Familie Carstensen

Hightech-Stall statt Legebatterie: So macht es Familie Carst

Silke Schlüter/shz.de
Sollwitt
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Gabriele und Hans-Thomas Carstensen bieten ihren Hühnern eine Luxus-Unterkunft. Foto: Silke Schlüter

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Für das Wohl ihrer Tiere hat Familie Carstensen aus Sollwitt einen mobilen Hightech-Hühnerstall angeschafft.

Wer noch die deprimierenden Fernsehbilder aus überfüllten Legebatterien vor Augen hat, wird zufrieden feststellen, dass sich in Punkto Hühnerhaltung hierzulande eine Menge getan hat: Auf immer mehr Wiesen und Weiden stehen jetzt große Trailer, die als mobile Hühnerställe dienen und mit viel Hightech ausgestattet sind. 

Vom Licht in den Stall gelockt 

Nachts bieten sie dem Federvieh größtmöglichen Schutz vor dem Fuchs und dem Marder, und auch für das Eierlegen finden die Hennen im Wagen beste Bedingungen vor. Tagsüber sind sie draußen an der frischen Luft und können nach Herzenslust picken und scharren – ganz so wie früher. Die Entscheidung, wann sie sich in ihre Nester zurückzuziehen, treffen sie selbst, doch spätestens mit Einbruch der Dunkelheit lockt das eingeschaltete Licht im Wagen alle Tiere zurück in den Stall. Mit dem Schließen der Zugangsluke wird die gesicherte Nachtruhe eingeläutet.

Was aussieht wie ein Container, ist ein hochtechnisierter Hühnerstall. Foto: Silke Schlüter

Legehennen als zweites Standbein 

 

So ein vollautomatischer Hühnerstall steht seit kurzem auch in Sollwitt, auf einer Weide am Hof von Familie Carstensen. Legehennen bilden dort neben dem Milchviehbetrieb schon länger das zweite Standbein. Anfangs als fleißige Eierlieferanten, später werden sie als Suppenhühner ihrer abschließenden Bestimmung zugeführt. 

 

Die Entscheidung, sich ein „Farmermobil“ und dazu eine größere Anzahl an Legehennen zuzulegen – insgesamt sind es jetzt rund 300 – trafen Gabriele und Hans-Thomas Carstensen in der Gewissheit, dass ihr Federvieh bei dieser artgerechten Freilandhaltung ein richtig schönes Leben haben wird. „Nur gesunde und glückliche Hühner können Eier von höchster Qualität legen“, davon ist das Paar, dem das Tierwohl sehr am Herzen liegt, überzeugt. 

 

Weniger Arbeit durch Stallcomputer 

„Der mobile Hühnerstall nimmt uns aber auch viel Arbeit ab“, sagt Gabriele Carstensen und zählt einige Vorteile auf: Der Stallcomputer steuert vollautomatisch das Licht, die Lüftung und das Öffnen und Schließen der Außenluke. Er versorgt die Tiere mit Futter und Wasser und sammelt den Hühnerkot ebenso automatisch ein wie die Eier. „Durch das natürliche Gefälle im Nestboden rollen die Eier von ganz alleine auf das Sammelband und sind dort vor Verschmutzung und dem Picken der Hühner geschützt“, erklärt die Hofchefin, die zum Absammeln der Eier eine Hygieneschleuse im Vorraum zum Mobil betritt. Dort hat sie auch die Füllstände des Futtersilos und des Wassertanks im Auge und kann beides bei Bedarf von außen nachfüllen. 

Automatisches Entmisten 

Da der Wagen auf Rädern steht, kann er problemlos von einem Standort zum nächsten gezogen werden. „Sobald die Auslauffläche abgegrast ist, versetzen wir den Hühnerstall mit dem Trecker ein Stück, so dass die Tiere jederzeit auf frischem grünen Gras unterwegs sein können“, sagt Hans-Thomas Carstensen. Zum Entmisten fährt er mit einem Frontlader ans Heck des Stalls, öffnet die Türen, platziert die Schaufel an passender Stelle und aktiviert dann über einen Schalter die Transportbänder, die den Mist nach draußen befördern. „Das war vorher mühevolle Handarbeit“, sagt der Landwirt, der zudem froh ist, dass er durch das automatische Entmisten jederzeit für ein gutes Stallklima sorgen kann.

Nachbarssohn Ben-Lucas kümmert sich gerne um die Hühner von Familie Carstensen. Foto: Silke Schlüter

Ganz besonders begeistert vom High-Tech-Hühnerstall ist Ben-Lucas. Der zwölfjährige Nachbarssohn kommt täglich auf den Hof, um im Stall mit anzupacken, doch bei den Hühnern ist er derzeit am liebsten. Auch wenn er immer wieder unter den Wagen kriechen muss, um vereinzelt herumliegende Eier einzusammeln, denn nach knapp drei Wochen haben einige Hennen immer noch nicht so ganz begriffen, wie die Eiablage im Hühnerstall funktioniert.

„Da ist wohl nochmal eine Schulung nötig“, sagt Gabriele Carstensen, die sich zu diesem Zweck frühmorgens ins Mobil begeben und die Hennen zurück ins Nest setzen wird, die bereits dem Ausgang zustreben, obwohl sie noch nicht „geliefert“ haben. Derzeit dürfen sie gegen 11 Uhr runter in den „Hühnergarten“. Das wissen die Tiere natürlich ganz genau und können das automatische Öffnen der Luke kaum erwarten. Doch auch für sie gilt: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. 

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