ELEKTROMOBILITÄT

Ob Fähre oder Lastwagen: E-Fahrzeuge sind auf dem Vormarsch

Ob Fähre oder Lastwagen: E-Fahrzeuge sind auf dem Vormarsch

Ob Fähre oder Lastwagen: E-Fahrzeuge sind auf dem Vormarsch

Michael Kierstein/shz.de
Kiel
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Die Zukunft ist elektrisch: Die neue Fähre (rechts) nimmt ihren Dienst auf. Foto: Michael Kierstein

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Immer mehr Elektrofahrzeuge sind im Norden unterwegs. Das liegt auch an rechtlichen Vorgaben aus Berlin und Brüssel.

Die „MS Düsternbrook“ ist einzigartig an der gesamten deutschen Ostseeküste: Sie ist eine vollelektrische Fördefähre, die gestern in Kiel offiziell eingeweiht wurde. 

 

Wiebke Bonow, Abteilungsleiterin für ÖPNV bei der Landeshauptstadt, hat die neue Fähre getauft. Foto: Michael Kierstein

 

Sie stößt das Tor auf zu einem neuen Kapitel Elektromobilität im Norden. Elektrische Busse und Pkw gehören schon zu den alltäglichen Anblicken auf den Straßen im Norden. 

 

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Quoten für saubere Autos 

„Da passiert gerade eine ganze Menge in diesem Bereich“, sagt Jens Sandmeier. Er ist der Leiter der Landeskoordinierungsstelle für Elektromobilität Schleswig-Holstein. Und das ist auch notwendig. Sowohl auf EU- als auch auf Bundesebene wurden Quoten für Elektroantriebe beschlossen. Diese Quoten für die Anschaffung von sauberen Pkw und Nutzfahrzeugen greifen ab dem 2. August dieses Jahres. 

„Dabei ist es auch vollkommen egal, welche Bundesregierung wir als nächstes bekommen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind so klar. Elektromobilität wird kommen“, betont Sandmeier. Der Norden ist dabei schon ein gutes Stück vorangekommen. 

Überblick über die Lage in Schleswig-Holstein 

ElektroBusse: „Gerade beim Thema Elektrobusse ist eine Menge Musik drin“, so Sandmeier. 

Alleine in der Landeshauptstadt fahren bereits 27 strombetriebene Busse. Auch in Flensburg sollen künftig Elektrobusse angeschafft werden. Auf Sylt, der Keimzelle der Elektrobusse, soll die Anzahl ebenfalls erhöht werden. Vor allem Verkehrsbetriebe im Süden werden sich umorientieren müssen. Die Hansestadt Hamburg hat entschieden, dass nur noch emissionsfreie Busse angeschafft werden dürfen. „Das werden Stromer sein. Die Alternative Wasserstoff ist noch nicht so weit“, sagt Sandmeier. 

Fuhrparks: In Neumünster haben die Stadtwerke ein besonderes Projekt gestartet. Mitarbeiter und Externe können sich einen Stromer leasen und über das Netz der Stadtwerke laden. Doch auch kleinere Betriebe im Norden ziehen mit. So hat beispielsweise Elektro Obernauer aus Ladelund bereits den kompletten Fuhrpark auf Elektro umgerüstet. Die Kreisverwaltung Pinneberg ist ebenfalls auf den Zug aufgesprungen und hat 37 Elektroautos gekauft. 

Elektrolastwagen: zwischen Reinfeld und Lübeck spannen sich Oberleitungen über die A1. Hier wird getestet, ob auch schwere Lkw mit Strom fahren können. Bisher wurden vor allem der Dieselantrieb oder Hybrid-Lösungen genutzt. 

Schiffahrt: In Kiel nimmt nun die „MS Düsternbrook“ ihren Dienst auf. Noch ist sie die einzige Elektrofähre. Doch auch zwischen Angeln und Schwansen soll bald eine strombetriebene Fähre eingesetzt werden. Die „Missunde III“ soll im Herbst 2022 ihren Dienst aufnehmen. 

Dörpsmobile: Im ganzen Land werden „Dörpsmobil“-Vereine gegründet. Ihr Ziel ist es, einige Elektroautos anzuschaffen. Diese stehen dann an einem zentralen Platz und können von Vereinsmitgliedern genutzt werden. 

Scooter und Fahrräder: Hinzu kommen immer mehr e-Scooter-Verleiher in den Städten und auch Fahrräder mit Elektroantrieb erfreuen sich immer größerer Beliebtheit im Norden. 

Ziele in Schleswig-Holstein 

Die Zukunft: „Es werden aktuell hohe Millionenbeträge in die Elektromobilität investiert“, so der Leiter der Landeskoordinierungsstelle. Sowohl die Zahl der Fahrzeuge als auch die Zahl der Ladesäulen wird in den nächsten Jahren deutlich ansteigen. Das liegt auch daran, dass sowohl das Land als auch der Bund mehrere Förderprogramme aufgelegt haben, um die Ladeinfrastruktur deutlich auszuweiten. So hat beispielsweise jeder Mieter das Recht, dass ein Ladepunkt installiert wird.

Schon jetzt kommt viel Strom, der für die Mobilität benötigt wird, aus Erneuerbaren Energien. Bis 2025 will die Landesregierung mindestens 37 Terrawattstunden aus Erneuerbaren Quellen gewinnen. Dies wäre deutlich mehr als das Land benötigt. Auch der Mobilitätssektor könnte dann vollständig aus grünem Strom bedient werden. „Jeder, ob Verwaltung oder Privatperson kann hier profitieren. Wir haben viele Programme und Möglichkeiten“, sagt Sandmeier.

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