Umweltschutz

Weltgrößtes Meeresschutzgebiet am Südpol scheitert erneut

Weltgrößtes Meeresschutzgebiet am Südpol scheitert erneut

Weltgrößtes Meeresschutzgebiet am Südpol scheitert erneut

dpa
Hobart
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Seit dem Jahr 2016 werden die Ausweisungen als Meeresschutzgebiete in der Antarktis regelmäßig beantragt. Foto: Liu Shiping/XinHua/dpa

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Kurz vor dem Start der Weltklimakonferenz gibt es schlechte Nachrichten: Die Ausweisung des weltgrößten Meeresschutzgebiets in der Antarktis ist erneut gescheitert. Seit Jahren blockieren zwei Länder.

Die von Umweltexperten dringend geforderte Einrichtung des größten Meeresschutzgebiets der Erde in der Antarktis wird um mindestens ein weiteres Jahr verschoben.

Bei der 40. Konferenz der Antarktis-Kommission CCAMLR im australischen Hobart gelang wegen des Widerstands von Russland und China wieder kein Durchbruch - wie bereits seit fünf Jahren. «Die Kommission soll Meeresschutzgebiete in der Antarktis schaffen, lässt sich aber Jahr für Jahr von einzelnen Bremserstaaten vorführen», sagte Greenpeace-Meeresbiologin Sandra Schöttner der Deutschen Presse-Agentur.

China und Russland sähen in schmelzenden Polkappen lediglich größere Fischgründe und Möglichkeiten für industrielle Ausbeutung, kritisierte die Expertin. «Klimakrise und Artensterben ignorieren sie völlig.» Die Meere spielten eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Klimas, würden aber zunehmend selbst zum Opfer der Klimakrise. «Sie brauchen dringend Schutz, um auch weiterhin der Erderwärmung entgegenwirken zu können, erklärte Schöttner.

Wäre größte Schutzmaßnahme der Geschichte

Konkret geht es darum, ein vier Millionen Quadratkilometer großes Gebiet in der Ostantarktis, der Antarktischen Halbinsel und im artenreichen Weddellmeer unter Schutz zu stellen. Es wäre die größte Meeresschutzmaßnahme der Geschichte.

Die Bundesregierung und viele weitere Staaten setzen sich seit Jahren für das Schutzgebiet ein. China und Russland haben den Vorschlag aber bisher erfolgreich blockiert. Dabei hinterlässt die Klimakrise bereits heute deutliche Spuren in den fragilen polaren Ökosystemen.

Ein Schutzgebiet könnte unter anderem zum Erhalt einer funktionierenden Biodiversität beitragen. Diese ist die Voraussetzung dafür, dass das Südpolarmeer als Kohlenstoffsenke den Planeten weiterhin kühlen und einen erheblichen Anteil Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufnehmen kann.

«Verpasste Gelegenheit»

«Wir sind sehr enttäuscht, dass wir erneut Zeuge dieser verpassten Gelegenheit geworden sind», sagte Claire Christian, Geschäftsführerin der Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC). Der Planet und die kostbaren marinen Lebensräume der Antarktis könnten sich kein weiteres Jahr der Untätigkeit leisten. Die neue Bundesregierung müsse sich im kommenden Jahr massiv für das Projekt einsetzen, forderte der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Sascha Müller-Kraenner.

Allein das antarktische Weddellmeer ist sechs Mal so groß wie Deutschland und Habitat und Rückzugsgebiet vieler Arten, die sich auf einen eisigen Lebensraum spezialisiert haben - so etwa Seehechte, Krill und Kaiserpinguine. Seit dem Jahr 2016 wird seine Ausweisung als Schutzgebiet regelmäßig beantragt. Die wissenschaftlichen Grundlagen dafür hat das Alfred-Wegener-Institut (AWI), das die Polarforschung in Deutschland koordiniert, zusammengetragen.

Eine Schutzmaßnahme wurde verlängert

Die CCAMLR-Mitglieder einigten sich immerhin darauf, die Schutzmaßnahme, die die vorläufigen Fangmengen von Krill reguliert, zu verlängern. «Aus neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen wir jedoch, dass diese Maßnahme allein nicht ausreicht, um eine übermäßig konzentrierte Fischerei rund um die Antarktische Halbinsel zu verhindern», betonte Andrea Kavanagh, die für The Pew Charitable Trusts den Schutz der Antarktis und des Südpolarmeeres leitet.

Die Antarktis ist internationales Gebiet. Zahlreiche Länder unterhalten dort einige Dutzend Forschungsstationen.

Das «Übereinkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis» (CCAMLR) wurde 1980 ins Leben gerufen. Der Kommission gehören 25 Mitgliedstaaten und die EU an. Alle Entscheidungen müssen einstimmig getroffen werden.

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