Kulturkommentar

„Studentin allein zu Haus – oder wie will ich wohnen?“

„Studentin allein zu Haus – oder wie will ich wohnen?“

„Studentin allein zu Haus – oder wie will ich wohnen?“

Alena Rosenberg Praktikantin
Nordschleswig
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In den eigenen vier Wänden ist es doch am schönsten Foto: Alena Rosenberg

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Praktikantin Alena Rosenberg hat in ihrer Studienzeit so einige Wohnverhältnisse kennengelernt. Vom Wohnheim in eine eigene Wohnung und jetzt eine WG. Was ist denn am besten?

Während des Praktikums in Dänemark wohne ich in einer WG, weswegen ich bei der Anreise nervös war. Das war meine erste derartige Erfahrung und ich muss erst austesten, ob ich dafür geschaffen bin.

Für die WG geboren sein

Meine Mitbewohnerinnen haben mich nett empfangen. Allerdings dachte ich, dass ein Zusammenwohnen mit wesentlich mehr Betonung auf „ZUSAMMENwohnen“ verbunden ist. Irgendwie hatte ich nicht erwartet, dass jeder in seinem Zimmer sitzt und sein eigenes Ding macht. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, außerdem muss ja erst mal jeder jeden kennenlernen.

Meiner Meinung nach ist nicht jeder Mensch „WG geeignet“. Untereinander müssen sich die Mietenden oft einigen. Wenn meine Mitbewohnerin beispielsweise Besuch bekommt, warnt sie mich netterweise vor, damit peinliche Begegnungen im Schlafanzug (ja ist passiert) vermieden werden können. Wer ist dran mit Putzen? Und wer muss morgens als Erstes ins Bad? Wer in einer WG lebt, muss kompromissbereit sein und das kann nicht jeder.

Da wir ein gemeinsames Wohnzimmer haben, sitze ich oft da, wenn kein Besuch da ist. Damit signalisiere ich quasi, dass ich offen für Gespräche oder andere gemeinsame Aktionen bin. Zwar hätte ich trotzdem erwartet, dass wir öfter zusammen kochen oder abends zusammensitzen, aber ich finde es schöner als erwartet. 

Drei Monate sind genug, um WG-Erfahrungen zu sammeln. Ich hatte erwartet, dass wir eher zusammenwachsen, als wir es getan haben, aber ich habe das gemeinsame Wohnen zu schätzen gewusst.

In Magdeburg dagegen wohne ich alleine. Für eine Studentin ist die Wohnung recht luxuriös. Ich habe zwei Zimmer, einen kleinen Keller und einen großen Balkon, um den mich meine Freunde beneiden. Spieleabende finden meistens bei mir statt, denn ich habe ein extra Wohnzimmer, in dem wir gemütlich sitzen können. Bis ich diese Wohnung hatte, musste ich einiges durchstehen und mir immer wieder eine Frage stellen:

Was will ich eigentlich?

Meine Wohnungsvorstellung hat sich mit der Zeit verändert. Als das Studium noch nicht begonnen hatte, wollte ich zu Hause bleiben. Ich war ein kleiner „Heimscheißer“, wie man so schön sagt. Die 48 Minuten mit dem Zug würden mich ja nicht umbringen, dachte ich mir da. Zum Glück hat meine Mama mir die Augen geöffnet. „Du wirst das komplette Studentenleben verpassen, wenn du abends einen Zug erwischen musst“, sagte sie mir immer und immer wieder. 

Ich wollte aber auf keinen Fall alleine leben. Schließlich ging ich davon aus, dass ich keine Freunde finden und dann einsam herumsitzen werde. Zum Glück ist es nicht so gekommen. Ich habe sehr schnell eine tolle Freundesgruppe kennengelernt. Bis es so weit kam, habe ich mich auf die Warteliste für Magdeburgs Wohnheime setzen lassen.

Wohnen in Magdeburg – aber wie?

Ich hatte bereits gehört, dass die Wohnlage in Magdeburg paradiesisch sein soll. Bei meiner Wohnheimsuche ließ sich diese Aussage allerdings nicht bestätigen. Zur Uni-Bewerbung im April hatte ich mich auf die Warteliste setzen lassen und bekam zum Oktober eine Zusage für ein Zimmer. Zwei Mitbewohnerinnen, Küche und Bad werden geteilt. Glücklich fuhren mein Papa und ich mit allerlei Zeug beladen zur Schlüsselübergabe. 

Das Haus sah von außen wie ein heruntergekommener DDR-Flachbau aus, voller Grafitti und Sticker, soweit der Arm eines Menschen in die Höhe reicht. 

In der Wohnung hätte mich allerdings fast der Schlag getroffen. Überall Schuhe und Müll im Flur, die Küchentheke voll mit dreckigem Geschirr, verschimmelnden Lebensmitteln und weiterem Unrat. Die Dusche voller Haare, das Waschbecken ebenfalls, sowie Schimmel in den Fugen. Notgedrungen räumten wir mein Zimmer ein und beschwerten uns beim Hausmeister über die Zustände. 

Bei meinem zweiten Besuch war es nur einigermaßen besser. Ich wollte raus, das war mir klar. Für dieses kleine Zimmer und diese dreckige Wohnung würde ich nicht über 300 Euro im Monat bezahlen. Zum Glück durfte ich vorzeitig meinen Mietvertrag kündigen, musste deshalb aber bis 10 Uhr am nächsten Tag meine Schlüssel abgegeben haben. Also wurden die Freunde angeheuert, das Zimmer wieder ausgeräumt, der Schlüssel wieder abgegeben. 

Die Suche geht weiter

Der Lebensabschnitt „Wohnheim“ führte dann dazu, dass ich nun doch täglich pendeln musste. Und ich sage es ganz ehrlich: Nie wieder bitte! Jeden Tag hatte ich die Wahl, ob ich morgens um sechs im Zug sitze und dann über eine Stunde zu früh da bin, oder ob ich um sieben Uhr fahre und zehn Minuten zu spät komme. Die Verspätung hat das Battle gewonnen. 

Aber nach zwei Wochen kam die Erlösung: Meine Eltern hatten eine Wohnung aufgetrieben. Mittlerweile war ich an dem Punkt „Mir ist alles egal, Hauptsache ich muss nicht zurück und nicht mehr Zugfahren.“

Die Mitarbeiterin der Wohnungsbaugenossenschaft erklärte uns, dass sie eigentlich keine Studenten aufnehmen. Als sie jedoch hörte, dass ich aus dem einen bestimmten Wohnheim „geflohen“ bin, wurde ich mit einer Portion Mitleid bedacht. Ich solle froh sein, dass ich da raus bin, sagte sie. Jedenfalls bekam ich eine Wohnung und bin eine Woche später eingezogen. Und das war das Beste, was mir passieren konnte.

Mittlerweile bin ich auch froh, nicht in einer WG zu wohnen. Es ist schon schön, nach einem anstrengenden Tag nach Hause zu kommen und alleine zu sein. Ich bin ein Mensch, der gelegentlich seine Ruhe braucht. Das geht in einer WG zwar auch, aber weniger selbstbestimmt.

Trotz meiner schönen WG-Erfahrung freue ich mich jetzt auf meine Wohnung, mein eigenes Bad und vor allem: mein heiß geliebtes Bett mit den vielen Kissen und Kuscheldecken.

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