Corona-Lockdown

Haarschnitt nach Mitternacht: Weg mit der Lockdown-Frisur

Haarschnitt nach Mitternacht: Weg mit der Lockdown-Frisur

Haarschnitt nach Mitternacht: Weg mit der Lockdown-Frisur

dpa
Dortmund
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Nach zweieinhalbmonatiger Zwangspause wegen der Corona-Pandemie sind bereits in der Nacht die ersten Friseure wieder ihrer Arbeit nachgegangen. Foto: Bernd Thissen/dpa

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Nach zweieinhalb Monaten Corona-Lockdown dürfen Friseure wieder öffnen. Die ersten lockten schon mitten in der Nacht Kunden mit Wuschelköpfen und außer Form geratenen Frisuren in ihre Salons.

Es ist unmöglich zu sagen, für wen die Erlösung am Montag kurz nach Mitternacht größer scheint: Für die Kunden, die nach Monaten ohne Friseurbesuch keine Minute länger auf einen Haarschnitt warten wollten. Oder für den Dortmunder Friseur Marco Trapani.

Trapani kann endlich wieder die Schere klappern und die Haarschneidemaschine surren lassen. Wie seine Kollegen in anderen Bundesländern musste auch er Mitte Dezember seinen Salon zusperren, das zweite Mal in diesem Corona-Jahr. «Mitten im Weihnachtsgeschäft. Das war schon ein Schlag in die Magengrube», erinnert sich der 52-Jährige. Aber an diesem ersten Tag im März, der vor wenigen Minuten erst begonnen hat, strahlt er mit seinen Kunden um die Wette.

Zwei Frauen und vier Männer sind es, die einen der frühestmöglichen Termine ergattert haben: Um 0.01 Uhr lässt Trapani die Konfetti-Kanonen knallen und wieder Leben in den Salon kehren. Nun trägt er schon der ersten Stammkundin frische Strähnchenfarbe auf. «Es wird höchste Zeit», sagt Sonia Leesberg. Sie betreibt ein Modegeschäft im Sauerland - und rührt im Lockdown mit Fotos in den Sozialen Medien die Werbetrommel für ihre Ware. «Da will man natürlich gut aussehen», sagt sie.

«Endlich kommt wieder Form rein», seufzt Markus Prandzioch erleichtert, als sich Trapani wenig später seinem streichholzlangen Haar widmet. Für Prandzioch ist der frische Schnitt an diesem Tag buchstäblich ein Geschenk: Er hat seit eben Geburtstag - und daher «wohl am meisten gedrängelt, zu den ersten Kunden zu gehören», wie er sagt. Zwar habe seine Frau zwischenzeitlich mal die Matte gestutzt, aber nun sei er erleichtert, dass sich wieder ein Profi kümmere. Trapani wuschelt, setzt die Schere an, wuschelt, blickt prüfend: «Sagen wir mal so: Deine Frau hat nicht so viel kaputt gemacht, als dass man es nicht retten könnte.»

Alle tragen vorschriftsmäßig Maske - und auch die anderen Standards der Hygienekonzepte vom Händedesinfizieren bis zum Abstand-Halten zu anderen Kunden kennt man aus der Zeit des ersten Lockdowns. An der Tür zu Trapanis Salon wirbt inzwischen außerdem ein Aufkleber für höhere Sicherheit durch eine Luftfilteranlage.

Seit klar war, dass die Friseure ab dem 1. März wieder loslegen dürfen, habe das Telefon kaum stillgestanden, berichtet Rezeptionist Mirko Konisch. «Der ganze März ist ausgebucht», sagt er. Bundesweit ist aus der Branche Ähnliches zu hören. Um dem Kundenandrang gerecht zu werden, wollen viele Betriebe täglich länger und auch montags öffnen, hieß es vorab von den Fachverbänden. Einige wie Trapani zelebrierten die Wiedereröffnung mit einer Nachtschicht. Die Verluste der vergangenen Monate können solche Kundenbindungs-Aktionen jedoch nicht wettmachen, sagt der Dortmunder Salon-Betreiber. Niemand könne zudem wissen, ob noch ein weiterer Lockdown folge und wie die Kunden sich verhalten.

Morgens ab neun Uhr werden jedenfalls die nächsten Kunden bedient. Deswegen ist in der Nacht nach gut zwei Stunden Schichtende. Sonia Leesberg mit ihren frischen blonden Strähnchen und zu Wellen gedrehten Haaren ist auch fertig gestylt. Dass sie bis zu den Ohren lächelt, als sie das Ergebnis im Spiegel betrachtet, ist trotz FFP2-Maske zu sehen. «Ich fühle mich wunderbar. Ich könnte glatt ausgehen», sagt sie und zuckt mit den Schultern. Sie wird warten müssen. Die Friseure haben Vorrang vor Restaurants und Bars.

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